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234 Gberlauflhsr HelmatzMmg Nr. IS Wir aber bleiben wartend stehn And schauen in das Welken, Schwinden, And können keine Duhs finden, Dis Aacht in weitem Sternen mantel Die Welt einhüllt und stummer Wandel Geheime Fäden in uns spinnt. M artinWeijs. Scheidender Tag Der Tag verglüht, Des langen Sommers müd, Wie Gactsncossn. dis Ihr schwindend Dasein janjt umweben, And schweigsam, wie ein alternd Leben, Den Weg der tausend Schmerzen gehn. daß Willkomm nicht im Sinne der Brüder Grimm sammelte und erzählte. Aber wir wollen es ihm hoch anrechnen, daß er überhaupt die Kunde vom Lausitzer Volkstum als erster über die Grenzen der Heimat hinaustrug ins gesamte deutsche Sprachgebiet. Willkomm gehört mit seinen Erzählungen, die er zwischen 1840 und 1845 schrieb, zweifellos mit zu den Bahnbrechern der Heimatliteratur. 3n seinen Siitenschilde- rungen ist er zudem viel zuverlässiger als in seinen Sagen erzählungen. Hoffen wir, daß es uns gelungen ist, den echten Sagenkern aus seiner grotesken Schale zu lösen. Die Seele der Heimat Bon Oswald Gebauer, Neueibau edes Land hat seine eigene Seele. Die Seele der Heimat im Innersten zu erfassen, soll das Streben des echten Wanderers sein. Lausitz, deine Seele zu empfinden, zog ich aus, und ich fand sie und kehrte heim. Aber unendlich reicher, als ich zu ahnen gewagt, hast du dich mir offenbart. Wenn der neue Frühling, o herrliches Märchen seliger Kinder zeit, mit der Blumen Duft und der Bienen Gesumm und der Lerchen Geschmetter durch die Lüste zittert, bist du wie die jung fräuliche Braut. Wir wollen Bräutigam sein und uns dir an die Brust werfen. Wenn wir unter deinem sommerlichen Blätter- dache wandeln in Mittagsstille und Iulischwüle, dann verspüren mir deiner Seele Odem und beugen uns in heiliger Andacht vor deiner Wiesen Blume» und Deines Himmels Bläue. O goldner Herbst, wer in deiner Früchtefülle und deinem Farbengetön unsre Heimat sah, kann wie ein reichbelohnter Knecht von dannen ziehn. Aber wer deines Winters Zauber auf Bergen und Wäl dern, über Dörfern und Auen geschaut und mit reiner Seele empfunden hat, ist wie ein Gottsucher, der im Geist schon die lichten Gefilde seiner ewigen Heimat sieht. Wenn der sonnige Süden sein Wesen in der Überfülle eines blütenspendenden Frühlings offenbart, die Wüste im Glutstrahl des Mittags ihr Geheimnis kundtut, das Meer, vom Sturm gepeitscht, seiner Urkraft Fülle zeigt, so ist es mir, als ob unsre Heimat ihr ganzes Herz und Wesen nur im schweigend weißen, sturmumtost und eisig-kalten und harten Winter erschließen könne. Ist das nicht des Lausitzer Volkes Grundart: wortkarg, arbeitsam und graniten hart? Deshalb ziehe hinaus, Lausitzer Wandrer, und suche das Eben bild deines Bolkscharakters, den Lausitzer Winter in deinen heimatlichen Bergwäldern! Lausche dem Schneesturm, schaue das schweigende Weiß deiner Fluren und das schwere Grau und Blau deines Winterhimmels, schreite durch den Gespensterwald, den der Rauhreif gezaubert, und sieh, wie von den Tälern aus rund- umbogten Fenstern traulicher Lichtschein schimmert, wenn sich die Dämmerung über die Berge senkt, stehe mit Ehrfurcht vor Gott unter dem funkelnden Sternendom der Lausitzer Mitternacht und höre durch die Stille des langen Wiutertages den letzten Ton deiner Väter Zeit und Arbeit, den klappernden Webstuhl! Dann trägst du nach Hause die Seele deiner Heimat. Berichte der Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Oberlausitz zu Bautzen oorgrrchichte im Zttarzengrsve« Gewiß eine verwunderliche Sache! Doch wir Vorgeschicht ler haben uns das Staunen über die bunten Schicksale, welche die Altertümer unserer Heimat erlitten, längst abgewöhnen müssen: Wurde da im vergangenen Jahrhundert die alte Straße nach Wilthen südlich Bautzen neu gebaut und ihr dabei eine andere Führung gegeben. Dort, wo sie am Heiteren Blick, jenem freundlichen Einkehrhaus und vor 30 Jahren viel be suchten Familienkaffeegarten, den Berg nach Süden hinunter- sührt, hat man ihren Schotterleib durch das schon im Jahre 1795 bekannt gewordene Gräberfeld gelegt, auf dem damals der Bautzener Apotheker Rüde mit großer Geschicklichkeit Untersuchungen anstellle und auf dem 1805 der Studiosus Behrnauer ebenso tüchtige Forscherarbeit leistete. Bon all den Funden erhielt sich in Bautzen nichts, sondern die Altertümer kamen nach Görlitz, wo sie im Kaiser-Friedrich-Museum unter gebracht sind. Als nun kürzlich zwei Arbeiter an der Erweiterung des Straßengrabens schafften, stießen sie in der Böschung auf einige Scherben: Ehe sie sich dessen bewußt wurden, hatten sie zwei vorgeschichtliche Gesäße zertrümmert. Glücklicherweise wurden sie aufmerksam und meldeten ihren Fund, und da ergab sich denn, daß bei einer von Herrn M. Richter am Freitag vor genommenen Untersuchung ein recht wohlerhaltenes Grab der Billendorfer Zeit gerettet werden konnte. In der Graben böschung wurde eine dicke Holzkohleschicht vorgefunden, die von faustgroßen Steinen umrandet war und bei einem Durch messer von 60 Zentimetern 10 Zentimeter mächtig sich zeigte. Auf der Brandschicht selbst stand die Knochenurne, eine, nach den Trümmern zu urteilen, 20 Zentimeter hohe, schwarze Base. Nach Osten zu lagen in der Böschung 11 teilweise winzig kleine Näpfchen, Krüglein und Schalen, die wie Kinderspiel zeug anmuten. Der westliche Teil des Grabes ist bei Anlage der Straßenführung im vergangenen Jahrhundert schon zerstört worden. Die kleinen Beigefäße sind als Ersatz für die kost bareren wirklichen Gebrauchsgefäße angefertigt, so daß der Tote, sinnbildlich wenigstens, mit seinen zum Leben notwendigen Geräte» für das Jenseits ausgestattet war. Die Funde wurden der Sammlung der Gesellschaft übereignet. Durch das freund liche Entgegenkommen des Grundbesitzers, Herrn Rost, wird es in der nächsten Zeit möglich sein, ein größeres Feldstück, das bald dem Sandabbau unterliegen wird, zu untersuchen. Beteiligung an den Arbeiten auch durch Gäste ist willkommen. Der Vorfall gibt erneut Gelegenheit, darauf'hinzuweisen, wie notwendig es ist, bei allen Erdarbeiten auf jene unscheinbaren Scherben zu achten; unersetzliche Geschichtswerte sind zu Tau senden schon verloren gegangen. Mitteilungen werden erbeten an die Geschäftsstelle der Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Oberlausitz zu Bautzen, Stieberstraße 36 (Fern- ruf 3773). Dr. Frenzel. Mettiimiicher von Oer Zttovichüirer Iföftr An der Stelle, wo der Zug der alten Hohen Straße aus dem Tale des Schwarzwassers nach Osten weiterführt, erhebt sich nördlich die mit dichtem Buschwerk bestandene Strohschützer Höhe. Sie ist nicht nur in uralten Zeiten Grabstelle gewesen, sondern bis in die Neuzeit herein ragt sie als ein lebendiges Altertum herüber. An ihrem Fuße reiten die österlichen Pro zessionen von und nach Radibor. An ihrem Osthange steht ein alter Denkstein in Form einer mannshohen Säule, dessen Rückseite abgeschrägt und eingekerbt ist. Überdies tragen Vorder- und Rückseite je ein Kreuz. Uber die einstige Be deutung dieses Steines, der nicht recht unter die sonst bekannten Stcinkreuze paßt, ist nichts Näheres bekannt. Am Südhange der Höhe, wo von der Hohen Straße der Weg nach dem Dorfe Strohschütz überschritten wird, ist auf alten Karten die „Brandsäule" angegeben. Auch sie ist ein in feinem Wesen