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packendem Beispiel aus der umgebenden Natur wies er nach, wie der ständige Wechsel 'zwischen Vergehen und Werden der Quell und die Vorbedingung des Lebens überhaupt ist. Er führte weiter aus, daß es auch in der menschlichen Sphäre ein Sterben gibt, aus dem das Leben kommt, und daß das Sterben nicht immer ein Vernichten und Zugrundegehen ist. Wir muffen durch das Sterben zum Leben, durch das Ovfern zur Vollendung gelangen. Hieraus zog er die Folgerungen auf die Toten des Weltkrieges. Ihr Sterben ist nicht vergeblich gewesen, wenn die Toten an dieser Stätte die Lebenden zur Besinnung und zur Einkehr rufen. Dann war ihr Opfertod leben- und werteschaf fend. Aber wir müssen immer ihr Tun mit dem unsrigen und dem unserer Zeitgenossen vergleichen. Sie sind im Bewußtsein ihrer Pflicht in den Tod gegangen, welchen Standpunkt nehmen aber wir Lebende» so mannigfach unserer Pflicht gegenüber ei»? Sie sind für des Vaterlandes Ehre gefallen: was aber haben wir zu Deutschlands Ehre getan? Sie haben das letzte und höchste Opfer gebracht: wie aber steht cs um unsere eigene Opfer- Willigkeit? Sie haben bis zum letzten Hauchen treue Kamerad schaft gehalten, während wir uns in Zwietracht und Uneinig keit verzehren. Als sie in flammender Begeisterung hinaus zogen, da haben wir ihnen weitestgehende Fürsorge für ihre in der Heimat zurückgelaffenen Angehörigen gelobt: was aber haben wir in Wirklichkeit davon gehalten? Sie sollen uns für alle Zeit edle Geringschätzung des Lebens um einer großen Sache willen lehren. An ihrer Gedächtnisstätte soll jedem Einzelnen von uns die eindringliche Mahnung erklingen: „Gib auf die Selbstsucht, lerne lieben und schaffe wertebildendes Lebe»!" Die eigentliche Weihefeier wurde mit dem gemeinsamen Gesang der beiden erste» Strophen von „Wir treten znm Beten" eingeleitel. Nach einer Orchesterdarbietung („Wie sie so sanft ruh'n") hielt Herr Ortspfarrer Klink von Jonsdorf die tief empfundene Weiherede. Er dankte zunächst mit herzlichen Worten allen denen, die in irgend einer Weise an dem Zustande kommen des Ehrenmals mitgeholfen haben und zog aus dem vollendeten Werke die Nutzanwendungen für uns überlebenden und die kommenden Geschlechter. Er knüpfte an das ernste Mahnwort des Denkmals an, das da besagt: „Denkt an uns!" Seine ganze Rede war eine wirkungsvoll gesteigerte Forderung, eine Mahnung zur selbstlosen Hingabe an das große Ganze. Mehr als je gelten auch für uns die letzten Worte des sterben den Allinghausen: „Seid einig, einig, einig!" Den Besuchern des Ehrenmals aber soll es ein alt- und ein neutestamentliches Wort entgegenrufen. Sie lauten: „Tritt nicht herzu! Zeuch deine Schuhe aus, denn der Ort, auf dem du stehest, ist ein heiliger!" und weiterhin: „Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässet für seine Brüder." Nachdem die Weihe erfolgt war, erhoben sich alle Anwesenden unter den Klängen des Präsentiermarsches: die Gewehrabteilung des Jons dorfer Militärvereins trat an und Helles Glockengeläut klang vom Tale herauf zur sonnigen Höhe. Dann krachten, während das Orchester die Weise vom guten Kameraden spielte, drei Salven über das Ehrenmal, und der Widerhall brach sich dröh nend in den Bergen. Und drüben vom Hange des Ionsbergs grüßten kräftige Böllerschüsse herüber, während der Lauschegipfel im Glanze der Hellen Mittagssonne verstohlen über die Nonnen- felsen lugte. Dann übergab der Erbauer des Ehrenmals, Herr Architekt Schurig, in kurzer, aber gehaltvoller Ansprache seine Schöpfung an den Denkmalsausschuß, in dessen Namen der Vorsitzende Herr Pfarrer Klink unter nochmaligen Dankes- worten es übernahm. Er würdigte noch einmal Zweck und Ziel des Bauwerks. Es soll uns immer wieder die ernste Mahnung vergegenwärtigen: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!" Das Kreuz aber soll uns sagen: „Deutschland, du Land des Glaubens, halt deinen Glauben fest!" Mit diesen Worten übergab er das Ehrenmal an die politische Gemeinde Jonsdorf, in deren Namen es Herr Bürgermeister Kühnel in behördliche» Schutz nahm. Er lieh hierbei dem Wünsche Ausdruck, daß das Denkmal immer eine Stätte des inneren und äußeren Friedens sein möchte. An dem bereits vorher von den Angehörigen der Gefallenen reich mit Kränzen geschmückten Ehrenmal legten nunmehr die Vertreter fast sämtlicher Ortsvereine und einiger auswärtiger Körperschaften mit kraftvollem Geleitwort ebenfalls Kränze nieder, die zum Teil ganz prachtvoll waren. Man zählte deren 17 oder 18. (Bon den Lusatia-Bereinen waren außer einem Mitglied des Verbandsvorstandes und einer Abordnung der „Saxonia"-Groß- schönau auch zahlreiche Mitglieder des Zittauer „Globus" zur Stelle.) Das Totenregister der Kriegerehrenstätte weist u. a. auck die Namen zweier Söhne des Herrn Pfarrers Seltmann auf, der vor vielen Jahren in Jonsdorf amtiert hatte und nun aus weiter Ferne herbeigekommen war, um Zeuge der ernsten Feier zu sein. Er hielt die letzte der Ansprachen, die geradezu er- schütternd war. Rührend war es, wie er gleich einem Patriarchen aus alter Zeit hervortrat, um zu danken, daß die Jonsdorfer auch ihrer ehemaligen Gemeindemitglieder gedacht hatten. Dann wendete er sich mit hocherhobenen Armen und weithin dröhnen- derStimmedem im mittäglichen SonnenglastträumendenDörschen zu, um die alte Heimat zu segnen. Und als dann die dritte Strophe des niederländischen Dankgebetes mit ihrem grandiosen Schluffe: „Herr, mach' uns frei!" durch die Lüfte brauste, da ging etwas wie ein Erlösungsgedanke durch die andächtige Menge. Bruno Reichard. Aus den tzeimatvereinen verein Ser vverlaneitrer ru edemnitr Die Oberlausitzer, die zusammengeschloffen sind in dem „Verein der Obcrlausitzer zu Chemnitz" und in der „Bereinigung der Lands- leule aus der Sächsischen Oberlausitz in Wurzen", hatten am 4. Juli eine Zusammenkunft in Rochlitz. Trotz der schlechten Wetter-Aus sichten am frühen Morgen, hatten sich über 50 Personen eingesunden. Darunter auch unsere Lausitzer Dichter Gustav Wolf-Weiss und Alfred Schossig-Ntederneukirch. In den Vormittagsstunden wurde ein gemeinsamer Spaziergang nach dem Rochlitzer Berg unternommen. Der Himmel, der in tiefes Grau gehüllt war, hellte sich aus und zeigte bis in die Nachmittagsstunden ein recht sreundliches Ge sicht. Der Nachmittag war zur Unterhaltung bestimmt. Man sammelte sich in dem höher gelegenen abgeschlossenen Teile des schat tigen Gartens des Gasthauses „Stadt Leipzig". Unser erfolgreicher Dichter, Landsmann Wolf-Weifa, las Gedichte seines Freundes Schossig über das Thema „Sommer", einzelne eigene Werke und als Zugabe solche unserer Helmatschriststeller „Bihms Korle" und Rudols Gärtner in oberlausitzcr Mundart. Reicher Beifall und Dank wurden ihm von den andächtigen Zuhörern gespendet. Dann kamen die übrigen Teilnehmer zu Worte. Die Heimatliebe und das Zu sammengehörigkeitsgefühl wurden belebt. Die Zusammenkunft ge staltete sich zu einem rechten Oberlausitzer Heimattage. Eine Wieder holung solcher Zusammenkünfte wurde allseitig gefordert. Als die Zelt schließlich zur Rückfahrt drängte, trennten sich Lusatias Kinder nur ungern und mit dem sauten Wunsche: „Aus Wiedersehen!" Reichenbach O.-L-, 12. Juli. Der geplante Ausflug der Der- einigung für Heimatkunde Reichenbach O.-L. und Um gebung nach Rumburg i. B. am gestrigen Sonntag, zu welchem sich außer Mitgliedern mit Angehörigen auch einige Gäste eingesunden halten, nahm seinen programmäßigen Verlauf. Dir Teilnehmer be- nützten hierzu den Mittagszug, ab Reichenbach O.-L. 11.27 Uhr über Löbau nach Ebersbach. Bon hier aus begann die Wanderung Uber Georgswalde nach Rumburg, wo man gegen '/-3 Uhr nachmittags anlangte. Zunächst wurde daselbst das Stadtmuseum besichtigt. Dieses besteht aus 2 großen Räumen und besitzt sehr viele Sehens würdigkeiten. Im Vordergrund des Interesses standen bei den An wesenden die asten Trachten, aus Ol gemalte Gemälde, alte Möbel stücke und diverse alte Waffen aus der österreichischen Zeit. So dann stattete man dem dortigen Kloster einen Besuch ab und wurden auch hier alle Sehenswürdigkeiten in Augenschein genommen. Dir Lorento-Kapelle ist eine Sehenswürdigkeit für sich und gleicht einer getreuen Nachbildung der Lorento-Kapelle in Italien, nur mit dem Unterschiede, daß die Rumburger Kapelle aus Sandstein gehauen ist, während die in Italien aus Marmor besteht. Auch der Kreuz gang der Klosterkirche ist höchst interessant durch seine wunderbaren Wandgemälde. Nicht unerwähnt möchten wir den Hochaltar der Klosterkirche lassen, der zum Erstaunen aller Anwesenden bewundert wurde. Gegen 5 V, Uhr nachmittags ging die Wanderung nach dem