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Gberlaufltzer Helmatzellung Äe. 15 Die Oberlaus-itz im Sommerreiseverkehr ^^WLie Ferienzeit ist gekommen und mit ihr die Reisezeit. Stärker denn je ist heule der Reisetrieb. Wer irgend kann, der nimmt den Wanderstab und fährt — wäre es auch nur auf wenige Tage — ins Land hinaus. Es ist ein erfreuliches Zeichen, daß der Drang in die Natur hinaus immer weitere Volksschichten ersaßt Hot und daß Sommcraufenthalt im Freien auch Kreise wählen, die vordem nicht daran dachten. Freilich, nicht allen ist es vergönnt, die Wonnen des Strandlebei.s oder die Freuden des Hoch gebirges kennen zu lernen, von den Reisen ins Ausland ganz zu schweigen. Die wirtschaftliche Not drängt die Ansprüche aus ein bescheidenes Maß zurück. Mehr denn je heißt es heute: „Bleibe im Land!" Es ist das du/chaus keine so große Be- schränkung, wie manche wohl glaub'en mögen. Schließlich wird dieses unfreiwillige Im-Lande-Bleiben das eine Gute haben, daß weite Kreise die Schönheiten unseres deutschen Landes richtig kennenlernen werden. Gar vi> le Gegenden sind da, deren innerer Wert noch lange nicht genügend geschätzt und gekannt wird, zu ihnen zählt auch unsere Oberlausitz. Mit der Oberlausitz im Sommerreise- und Sommerfrischen verkehr ist es ein eigen Ding. Die Oberlausitz erlebt gegen- wärtig das. was andere Gegenden unseres Vaterlandes, wie etwa die Sächsische Schweiz, schon vor Jahrzehnten erfahren haben: sie wird vom Fremdenverkehr entdeckt, die Oberlausitz als solche, wenn man vom Zittauer Gebirge absieht, das dem Fremdenstrom seit längerer Zeit angeschloffen ist. Unstreitig: die Oberlausitz, das Gebiet um Löbau, Bautzen, Bischofswerda, Kamenz und die schöne, wäldertiefe Heide, sind in dieser Rich tung vernachlässigt worden. Woran liegt das? Es ist da nicht so sehr den Fremden, die schon längst dorthin hätten kommen sollen, ein Vorwurf zu machen, als vielmehr der Bewohnerschaft selbst, welche die Fremden aus dieses herrliche Stück Land hätte aus- merksam machen sollen. In diesem Zusammenhänge soll einmal gesagt werden, daß die Lausitzer Heimatschriftsteller seit Jahren auf die Schönheiten der Lausitz hingewiesen haben. Deren Ver dienst um den Fremdenverkehr ist von diesem selbst noch viel zu wenig erkannt worden. Wie großem Interesse sie draußen mit ihren Veröffentlichungen begegnen, beweisen die zahlreichen An- fragen nach Reisewegen und Sommerfrischen, die bei ihnen ein- gehen, gerade jetzt um die Ferienzeit wieder. Aber diejenigen, welche zur Werbung berufen wären, die Verkehrsvereine und Heimatvereinigungen, haben längst nicht das getan, was zu tun nötig und möglich wäre. 18in Beispiel nur: Bautzen, das säch- fische Nürnberg. Wie ist Nürnberg selbst oder das andere — Rothenburg — doch durch fortgesetzte Werbung in aller Leute Mund gekommen! Bautzen? Was weiß man draußen viel von Bautzen. Und es braucht seine architektonischen Schätze und histo rischen Werte wahrlich nicht zu verstecken. Genau so mit den Naturschönheiten: der Teichlandschast, der Heidegegend, der Klosterpflege. Sie könn n sich jenen Gegenden mindestens eben bürtig an die Seite stellen, die im Fremdenwesen längst lauten und guten Ruf genießen, trotzdem man nicht viel Wesens noch um sie macht. Da ist es nun erfreulich, zu erfahren, daß man eben daran ist, die Oberlausitz aus ihrem Dornröschenschlaf im Sommer verkehrswesen zu wecken. Der sächsische Berk^hrsoerband hat in dankenswerter Weise es unternommen, die Sommerreisenden und Sommerwanderer auf diese Gegend aufmerksam zu machen: in Wort und Bild. Im Bild geschieht dies in einem Ansichten- album, das unter dem Titel „Das schöne Sachsen" in nächster Zeit herauskommen wird. Der verdienstvolle Leiter des sächsischen Verkehrswesens, der Leipziger Dr. Jäger, hat ein Vorwort dazu geschrieben, in dem er die Elbe, „das Kind aus Rübezahls Garten", als Bindeglied zwischen Bolksarten und Landschastsformen im Sachsenlande preist. Trotz der fortschrei tenden Industrialisierung ist noch nirgends ein schlechthin un- schönes Landschaftsbild entstanden, behauptet er. Und den Beweis dasür erbringen die vielen geschmackvollen, in großem Format gehaltenen Abbildungen. Gegenden aus allen Teilen des Sachsen landes werden im Bilde gezeigt, auch der Oberlausitz ist ein breiter Rahmen eingeräumt. In künstlerisch hochwertigen Bildern wird das Schloß Stolpen, Zittau mit der Stadtwaae und dem Herkulesbrunnen, der Oybin, wie überhaupt das Zittauer Ge birge, Herrnhut, das Kloster Marienstern usw. gezeigt. Bautzen ist gleich mit drei Abbildungen vertreten. Auch sonst gibt es noch allgemeine Lausitzer Ansichten, wie das Lausitzer Bauernhaus u. a. m. zu sehen. Im Wort. Da ist eben — wiederum vom Sächsischen Ber- kehrsverband geschickt — ein Heftchen auf dem Wege, betitelt „Sachsen — Bäder, Kurorte, Reiseziele". Mehrere Seilen davon gehören der Lausitz. In wenigen Sätzen wird kurz im allgemeinen auf diese Gegend hingewiesen. Dann sind sehens werte Städte, Sommerfrischen und Reiseziele genannt: Zittau, Bautzen, Pulsnitz, Bischofswerda, Löbau, Kamenz, Schirgis- walde, Elstra. Überall sind in wenigen Zeilen markant geschicht liche Denkwürdigkeiten, Wanderpunkte, Verkehrsmöglichkeiten, Industrielles und Merkantiles genannt. Bon Sommersrischen orten sind außer den Kurorten des Zittauer Gebirges erwähnt: Eibau, Ebersbach, Seifhennersdorf. Gewiß, es ist noch mancher Wunsch offen gelassen. Die Oberlausitz als Sommerreisegebtet ist bei weitem nicht erschöpfend skizziert, es fehlen viele Orte. Bor allem ist dem schönen Heidegebiet überhaupt nicht Erwähnung getan. Aber es ist doch wenigstens ein Schritt vorwärts zum reisenden Publikum. Was besonders wertvoll ist, das ist die Tatsache, daß in allen den genannten Orten nicht nur die Unter- Kunstsmöglichkeiten namentlich aufgeführt sind, sondern daß auch die Preise genannt sind. Die Preise, das ist das Wesentliche. Es kann also der Berliner, Breslauer oder Hamburger daheim genau erfahren, was er für Übernachtung in dem und dem Fremdenhof in Löbau und für Tagespension in dem und dem Sommersrischenort zu zahlen hat, und kann danach seine Reise pläne treffen. Das ist wirklich praktische Fremdenverkehrs werbung, wie sie unserer Lausitz bisher noch gefehlt hat. — (Wie die Lausitz, so ist übrigens auch jedes andere Gebiet unseres Sachsenlandes behandelt.) Aller guten Dinge sind ihrer drei. Der genannte Verband bearbeitet augenblicklich ein Werk „M i d d e l g er m an q" (Mitteldeutschland), das in über 20000 Stück nach England und Amerika gesandt werden wird und in dem ebenfalls auf die Lausitz hingewiesen ist. Dadurch wird der Ruf unserer Lausitz alsSommerfrischengebiet auch jenseits desOzeans bekannt werden. Die Lausitz ist also dabei, als Sommerreisegebiet mehr und mehr bekannt zu werden. Und das ist recht so. Nicht nur, daß das heimische Fremdcnwesen dadurch einen neuen Aufschwung nimmt, sondern es werden so dem Sommerfrischler und Wanderer neue, schöne Gebiete in unserm H-imatlande aufgetan und die Liebe zum Baterlande gestärkt. „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!" Das gilt auch für unsere Sommer- reisen. Otto Flösset, Bautzen. „Lusatia"-Bergfest in Oybin Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Inflationszeit hatten auch die gemeinnützige Tätigkeit des Verbandes „Lusatia" in Frage gestellt, aber dank der Nibelungentreue der sudeten deutschen Bruderoereine, die namhafte Beträge in Kronen zur Verfügung stellten, konnten die Südlausitzer Gebirgsvereine auch während jener verhängnisvollen Periode ihre freiwillig über nommenen Aufgaben zum Besten der Allgemeinheit weiter erfüllen. Als ein äußeres Zeichen des Dankes für diese hochherzige Unter stützung veranstaltete der Verband „Lusatia" am 4. Juli in Oybin ein Bergfcst größeren Stiles zu Ehren der ziel verwandten Brudervereine in Deutschböhmen, und diese hatten mit zum Teil recht stattlichen Abordnungen der ergangenen Ein ladung gern Folge geleistet, trotzdem die Wetteraussichten sich nicht besonders günstig gestaltet hatten. Aber auch die reichs deutschen Brudervereine — für Oybin und Zittau wäre es eine Selbstverständlichkeit gewesen — waren mit starken Mitglieder-