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„Salber a ahles Schof," knurrte sie der Bauer grimmig an. Da war es um den Gleichmut der Botenfrau ge schehen. Sie war eine streitbare Natur, die sich wenig daraus machte, wenn da einer den Tomahawk gegen sie ausgrub. Sie nahm den Kampf in resoluter Weise auf, stemmte die Arme in die Seite und schrie: „Nu hörrt mersch aber uf. Jähr denkt wühl, weil Jähr dr Rieger- bauer sedd, do könnter miech verlästern. Nu nee, su weit ös no ne. A büßt Labnsoart könnterch schon» oh oa- gwenn, iberhaupt müder bahl wieder heiroatn wollt." Aber mit der letzten Bemerkung hatte sie Öl in das Feuer geschüttet. „Woas zieht 'n Euch doas oa?" fuhr sie August an. Unterdessen war Eduard wieder aus dem Hause ge treten, hatte erstaunt die Korbmenzeln angeschaut und sagte verwundert zu seinem Bruder: „Nee aber, wenn D' ock of dr Korbmenzln woartst, do brauchst doach miech nö fortschickn. Wörscht doach ne ern de Botnfrau hei roatn wolln." Auch Ruth stürzte aus dem Hause, lachte aus vollem Halse und rief dem Vater zu: „Doas ös ju 's Oaller- neuste. De Korbmenzln wollter heiroatn? Do nammt'ch ock enacht, doß der kenn Korb kriggt!" Der Riegerbauer war vor Zorn blaurot angelaufen. „Halter denn bahl d' Gusch? Wollter denn 's ganze Gutt zosoammbliäkn?" Schließlich meinte auch Fritz, nicht fehlen zu dürfen, steckte den Kopf wieder aus der Stalltür und rief: „Wenn 's weiter Kees woar oas de Korbmenzln, do braucht dr Schlohwenzl doach nö orscht su zo bliäkn." Rieger-August knirschte mit den Zähnen. Auch der Saujunge mußte da wieder seine Nase hineinstecken. Die Korbmenzeln aber konnte sich aus alledem keinen Vers machen, sah verwundert von einem zum andern und fragte: „Nu zon Geier ock o, woas öss'n doas fer a Uflauf wajgn miär? Sedder denn oall su narrsch off'n Saalzsteen?" Der Bauer bedeutete den Herzugelaufenen, sie sollten sich zum Geier scheren, was aber auch nicht so schnell vonstatten ging. „Nu soi mer ock, Bruder, uf man host 'n gwoart?" fragte Eduard. Aber August hielt nicht mehr stand, sagte sich, wenn man jemanden zum Affen haben wolle, so sei noch lange nicht gesagt, daß just ausgerechnet er das sein müsse und verschwand fluchend im Hause. Die Korbmenzeln aber machte in Kopsschütteln dem alten Eduard erhebliche Konkurrenz und meinte, man mache entschieden wegen ihrer Wenigkeit zu viel Auf hebens und sie werde lieber gehen, ohne den Korb erst vom Rücken zu nehmen. Der Kühjunge grinste und fragte spöttisch: „Do wollter wühl n Saalzsteen salber frassn?" Da besann sich die Botenfrau, daß sie doch auf einige Augenblicke zum Verweilen gezwungen war, be fahl dem Jungen, den Mund zu halten und mühte sich, den Korb herunterzubekommen, was bei dessen Schwere gar nicht so einfach war. Der Schüttelkopf forderte Fritz auf, der Frau behilf lich zu sein, doch dieser behauptete, im Augenblicke keine Hand frei zu haben, da er sich den Mund halten müsse. Da griff Ruth mit zu und fragte die Korbmenzeln nach etwaigen Neuigkeiten. Die Frau kam tagtäglich in der Umgegend herum und wußte immer allerhand aus zukramen. Man nannte sie daher auch oft ironischer weise „s lebendge Blatl". Aber die Botenfrau war nicht geneigt, ihre Ge schichten honorarlos herzugeben. Zwar verlangte sie klugerweise nicht ausdrücklich eine Belohnung, aber es war doch nur ein feiner Schachzug von ihr, als sie zu dem Kühjungen sagte: „Hul mer amo an Schorbvls Woasser! Zech hoa Dorscht." Einmal hatte sie Ver langen nach einem guten Kaffee, und dann war ihre Er zählung auch Nicht für das Ohr des Zungen bestimmt. „Ich muß ..." begann Fritz und wollte eben wieder erklären, daß er vollauf damit beschäftigt sei, den Mund zu halten; aber er kam nicht zu Ende damit, denn Ruth erhob ihre Hand und rief drohend: „Böst Du no nö fort?" Den Triumph, sich nicht durchschaut zu wissen, mochte er der Botenfrau doch nicht lassen, und sagte da her verächtlich: „s ös doach ock, weil iech's nä hiern soll." Dann trollte er sich langsam in das Haus. Die Korbmenzeln näherte sich jetzt der Riegertochter und flüsterte im Bühnentone, der im hintersten Winkel des Hofes verständlich war: „Zech hoa an Botschoast oan Bauer, aber an gheeme. Die koan 'ch 'n ock salber soin." Sie zwinkerte dabei nach dem alten Eduard hin, als sei nur der ein Hindernis, während die Tochter schließlich das Geheimnis erfahren könne. „Onkl," wandte sich Ruth an den Alten, „tiätst Dudch nö amo dröm kümmern, doß de Korbmenzln a bößl Koaffee kriggt? Dr Fritz ös doach su oalbern ond brengt wörklch Woasser geschloappt." Eduard setzte verschmitzte Mienen aus und entgegnete, nun könne er zwar ebenso sagen wie vorhin der Küh junge, aber nu ja, nu nee, sie verständen einander schon. Und so folgte auch er in das Haus, Ruth mit der Boten frau allein lassend. „Also woas öss'n lus?" fragte Ruth neugierig. Doch das war undiplomatisch gewesen. „Böst Du dr Bauer?" fragte die Korbmenzeln. „Zech die sein Toachter." „Do ös mer der Onnerschied zo grüß." „Macht ock keen Morakln orscht! Su schlömm wörd's nö sein." Aber die Frau wehrte die Versucherin ab. „Zu, juju, iech die a ihrlich Weibsn. Of miech koan'ch ees verlossn." Da trat Eduard schon wieder aus dem Hause und setzte einen großen Topf Kaffee nebst einer Schale Würfel zucker auf den Tisch unter der Linde. „Na, do hoater an Schorb Koaffee," sagte er, „amend wörd dodervon de Zung lucker." Flugs saß auch die Korbmenzeln davor, schüttelte aber noch immer den Kopf und sprach: „Nee, nee, of die Oart nö." Der Oheim blinzelte Ruth listig zu und ging mit seinem üblichen „Nu ja, nu nee" abermals in das Haus. Die Botenfrau tauchte ein Stück Zucker in den Kaffee, lutschte es ab und lamentierte nochmals über ihren Riesendurst. Da setzte sich Ruth ihr gegenüber, kniff ein Auge zusammen und fragte mit durchtriebener Schalkheit: „Woas Hot se denn nu gsoit?" „War denn?" meinte die Durstige verwundert. „Dö Zickln." (Iortsetzung solgt.)