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Der Heiratsteufel Ein lustiger Roman aus der Oberlausitz von Richard Blasius (Fortsetzung) 12. Kapitel. Wie statt einer neuen Bäurin ein Salz st ein auf den Hof kommt, welcheBerführungskunst eine Zuckerschale in sich birgt und warum der Kraut-Tonl um Ruth große Bogen schlägt schrie auf einmal von seinem Beob' achtungsposten herüber: ..Se kömmt, se kömmt' se kömmt." Er konnte sich garnicht genug tun im Schreien. Riegers Gesicht lief rot an. Aufgeregt schlenkerte er mit den Armen und lief in kurzen Schritten hin und her. „Ja su, ja su, woas'n nu?" rief er fitzend. Dann dachte er an das, was auf dem Lande immer das Erste ist, an das man angesichts eines Besuches denkt. „Ruth, tu ock glei an Koaffee koachn!" sagte er hastig und brummelte weiter vor sich hin: „Ne su woas, ne su woas." Fast schien es, als habe er bisher nicht geglaubt, daß der Besuch sich auch wirklich einstellen werde. Das Mädchen blieb ziemlich gelassen. „War kömmt'n?" fragte sie spöttischen Tones. „De Zickln. Mach ock hurtg! Gieh, zieh!" schrie der Vater und flitzte immer aufgeregter hin und her. Ruth wandte ihr Gesicht ab und lachte höhnisch vor sich hin. Sie schien sogar jetzt noch nicht an den Besuch der Frau Zickler zu glauben und machte auch gar keine Anstalten, dem Geheiße des Vaters zu folgen. Da faßte dieser das Mädchen einfach an und schob es in die Haustüre. Wütend fauchte er dazu: „Zon Teifl namo, do macht'ch do ötze dönn!" Ruth aber drehte sich in der Tür noch einmal um und rief ihm spöttisch zu: „Vill Glick of dr Brautschau!" Wäre der alte Schlohwenzel nicht eben in eiligem Laufe zur Haustüre gerannt, der Vater hätte ihr die rechte Entgegnung wohl gegeben, aber so hörte sie nur noch, wie das Sprichwort sagte: „Dorte dribn ofn Kreuz- wajg brengt se 's oagwörkt." Dann verschwand sie im Hause. Dem Bauer lag. daran, nun seinen ausgestellten Posten los zu werden. Er wollte keine Zuschauer haben, wenn er die zukünftige Riegerbäurin bewillkommte. In ihm machte sich eine Art von Scham breit, der er es jetzt bereits anmerkte, daß sie ihm die Worte verschlagen würde, sobald die Frau vor ihm stand. Und Zeugen wollte er nicht haben, die seine Verlegenheit bemerken konnten und vielleicht sich daran belustigten. „Iei ja, s ös gutt. Gih ock nu!" meinte er. Aber so leicht war der Alte doch nicht abzuschütteln, da die Neugier in ihm erwacht war. „War mit grudert Hot, soll egntlich oh mitfoahrn," sagte er und lächelte pfiffig- Unwirsch brummte ihn der Bauer an: „Bis nö su langstielg! RäumDch fort, wenn'ch's emo soi!" „Nu ja, iech gih schonn." Und das Sprichwort schlürfte langsam in das Haus. Aber zusehen wollte Schlohwenzel dem Auftritte, der jetzt kommen mußte. Und da war es am besten, den heimlichen Beobachter zu spielen, damit ihn nicht des Angeführten Groll zu schnell erwischte. Er ging in seine Kammer und drückte die Nase an den Scheiben platt. Unten knurrte der Rieger-August noch unwillig vor sich hin. Es war nicht leicht, unbeobachtet zu bleiben, wenn der Hof voll Leuten war. Jetzt wollte er eben an den Zaun gehen, um zu spähen, wie weit die Ersehnte noch entfernt war. Da stapfte sein Bruder um die Hausecke, sah sich nach allen Seiten verwundert um und fragte: „Nu je- mersch nee, woas hot'n dr Schlohwenzl zo bliükn, oas wenn a oan Spöß steckt?" Wütend stampfte der Bauer auf die Erde. Himmel Donnerwetter, kaum daß die Luft Halbwegs rein war, mußte schon wieder einer kommen! Eduard sah des Bruders Zorn und stotterte er schrocken: „Nu—nu—nu—ja, nu nee, woas öss'n lus?" „Gih ock ötz, gih!" schrie August ungeduldig. Eduard schüttelte den Kopf stärker und fragte er staunt: „Woaröm denn?" August sandte einen verzweifelten Blick zum Himmel und rief: „Herrgott namo, weil se kömmt. Ond iech will alleen wieder sein!" So schnell war aber Eduard nicht abzuschütteln. „War kömmt denn?" fragte er mit gemächlicher Ruhe. „De Zickln. Aber nu nei!" Da er den Bruder anders nicht los wurde, schob er ihn einfach zur Haus türe hinein. Eduard schüttelte den Kopf wieder stärker und brummte: „Na na, doas wörd oh no nö e dan Topp sein, wu's koacht." Nun war die Luft rein. Wenigstens schien es dem Riegerbauer so. Aber siehe da, neugierig steckte der Kllhjunge seine Stupsnase zur Stalltllre heraus und rief: „War kömmt'n?" Mit dem machte der Bauer allerdings kürzeren Prozeß und schrie wütend: „Kee Mentsch. Schier Du Dch doach zon Geier!" Aber auch Fritz wollte nicht ohne weiteres das Feld räumen. „Dr Schlohwenzl toat doach su bliäkn," sagte er. Da machte August einen Schritt auf ihn zu, hielt seine geballte Faust in die Luft und schrie: „Otz wörscht Du glei bliäkn." Jetzt schien es dem Jungen doch geraten, sich unsicht bar zu machen. Er verschwand wieder im Stalle. Der Riegerbauer aber wandte sich nun dem Hof eingange zu, um die Zickler-Witfrau zu begrüßen. Doch er riß die Augen auf, als erscheine ihm ein Gespenst. Statt der Erwarteten stand die untersetzte, robuste Gestalt der Botenfrau, der Korbmenzeln, vor ihm, die ihren Namen dadurch erhalten hatte, daß sie ohne ihren Trag korb, den sie zu ihren Besorgungen brauchte, überhaupt nicht denkbar war. August prallte zurück und konnte sich des Ausrufes nicht enthalten: „Verdoammt namo, ötz hoat dar Iäsl wörklch of die ahl Gaukl ufgpoaßt." Zwar war das nur halblaut gesagt worden, aber die Botin hatte doch etwas davon aufgeschnappt. Das ent täuschte Gesicht des Bauers erschien ihr auch nicht eben schmeichelhaft. „Jähr tutt ju goarne, oas wenn'ch Euch glajn kam," sagte sie, „iech breng doach 'n Saalzsteen fer d' Schof mit."