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Beziehungen zwischen amtlicher und freier Wohlfahrtspflege aus. Die Wohlfahrtspflege, die es schon lange gebe, sei erst durch das Christentum richtig geschaffen worden. Mit dem Ent stehen und der Entwicklung der Dolksmassen bildete sich in folge des immer umfangreicher werdenden Elends die freie »der besser freiwillige Wohlfahrtspflege. Erst nach dem Weltkriege tauchte die Ansicht auf, daß die Wohlfahrtspflege auch eine Angelegenheit des Staates sei, der mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln viel mehr durchgreifen könne, zumal die Mittel der freien Wohlfahrtspflege durch den Krieg aufgezehrt waren. Bald erholte sich diese aber wieder und der Staat sah ein, daß er sie nicht entbehren könne. Der Charakter der Freiwilligkeit zeigte sich als ein starker Faktor und so kam es zmn Zusammenschluß zwischen freier und amtlicher Wohlfahrts pflege, wobei in die Ausschüsse Bertreter beider Einrichtungen gewählt wurden. Herr Rittergutsbesitzer Dr. Kauffmann auf Luga be trachtete in seinem Vorträge die Wohlfahrts- und Heimats pflege einmal vom Standpunkte des Landwirtes aus. Er be tonte, daß Wohlfahrt und Wohltat unzertrennlich seien. Die Verhältnisse auf dem Lande seien ganz andere als in der Stadt. Dem gewissermaßen proletarisierten Landwirt stehe der agrari- sierte Arbeiter gegenüber. Verschiedene Faktoren seien auf dem Lande dazu berufen, die Wohlfahrt auszuüben. In erster Linie sei es der Staat, der aus Zucht und Ordnung halten müsse, dann aber der Pfarrer, der auf dem Lande etwas Aus- gleichendes bedeute. Auch der Lehrer könne mit manchem Schlechten ausräumen helfen und die Schwester spiele eine wichtige Rolle bei der Durchführung der Gesundheitspflege und der Hilfeleistung bei Unfällen, ebenso wie der Arzt, der sein Augenmerk vor allem der Tuberkulose und den Geschlechts- Krankheiten zuwenden müsse. Nicht minder wichtig sei die Stellung des Rittergutsbesitzers, der in den letzten Jahren durch Hetzereien in ein ganz falsches Licht gerückt worden sei. Auch dem Rittergutsbesitzer liegen viele Ausgaben in einer Gemeinde ob. Ganz besonders wandte sich der Redner gegen die Ver wahrlosung der Jugend. Uber den Obstbau und die Gartenpflege als Mittel der Wohlfahrts-und Heimatspflege sprach Herr Landwirtschaftsrat Um Hauer aus Bautzen. 3n sehr fesselnden Ausführungen charakterisierte er die Eigenart des Bauerngartens und brachte den Nachweis, daß davon mancherlei in den Garten des Städters übernommen worden sei. Besonders hob er hervor, welche volkswirtschaftliche Rolle der Obstbau spiele, der für die Volks ernährung sehr wichtig sei, aber leider noch viel zu wenig aus genützt würde. Das beweise die Tatsache, daß in der Zeit vom t. Oktober 1924 bis 30. September 1925 für 200 Milli onen Mark Obst und für 286 Millionen Mark Südfrüchte ein geführt worden seien. Bor allem müsse man dem Einwecken von eigenen Früchten viel mehr Beachtung schenken. Der Garten sei auch dazu berufen, ebenso wie die Scholle, die Liebe zur Heimat zu festigen. Herr Oekonomierat Lembke, Berlin, zeichnete in seinem Bortrage über Wirtschaft und Wohlfahrt die feinen Zusammen hänge, die zwischen beiden bestünden. In erster Linie sei es Ausgabe der Wirtschaft, Not und Elend zu verhüten, damit es nicht erst nötig wäre, lindern zu müssen. Bei allem materiellen Bestreben könne man nicht glücklich werden, wenn eines, das Entbehrenkönnen, fehle. Die Wirtschaft sei nicht allein dazu berufen, nur nach Pfennigen zu rechnen, sondern sie müsse sich auch um die Menschen und deren Glück bekümmern. Nicht die Höhe der Entlohnung allein sei maßgebend, sondern die Frage, wie der Einzelne bei den bestehenden Verhältnissen damit glücklich sein kann. Wirtschaft und Wohlfahrt müssen in ein harmonisches Verhältnis gebracht werden. Die Vorführung zweier Filme: „Dithmarscher Land und Lied", Eigenfilm des deutschen Vereins für Wohlfahrts- und Heimatspflege, und ein Dolksfilm der Lausitz, ausgenommen von der Versuchsstation Pommritz, zeigten deutlich den Segen länd- licher Wohlfahrtspflege. Mit einem Unterhaltungsabend volks tümlicher Art fand der inhaltsreiche Tag seinen Abschluß. Am Sonntag fanden ein deutscher und ein wendischer Festgottesdienst von Pfarrer Damaschke, Großpostwitz, statt, sowie eine Gedenkfeier am Kriegerdenkmal. Am Nachmittag zog ein langer und bunter Festzug zum Festplatze, wo sich Spiele und Wettkämpfe der Jugend anschlossen. Eine Park feier mit Gesängen und Lichterreigen bildete am Abend den Abschluß des Festsonntags. Henkner-Bautzen. Lieves-Weh, -Leid und <SMek I. Im Miesengrunds steht ein Haus, Da schaut mein holder Schatz heraus. Ich must stet» beim Dorübergehn Ein kleines Weilchen bei ihr stehn. Ich sprech mit ihr manch' liebes Wort, And wenn ich gehe wieder fort. Sagt sie: „Nus frohes Wiedersehn!" Im Herzen spür ich Liebsswehn. Druin, wenn ein neuer Tag sich naht. Geh' wieder ich den alten Pfad. Will » Gott, geh' ich noch tausendmal, Hinab durch s grüne Wiessntal. And wenn mein Schatz mir winkt und spricht: „Komm rein zu mir und zage nicht!" Dann wag ich es und jage ihr: „Mein Her; gehört allein nur dir!" And reicht sie mir in jel'gsr Stund Lum Küssen ihren roten Mund, Dann schwöre ich, dast übers Jahr Sie führe hin zum Traualtar. II. Mein Schatz geht alle Tag vorbei, Wenn ich am Fenster steh. Es schlägt mein Her; voll Lieb und Treu, Wenn ich ihn kommen seh. Schaut er mich an und spricht mit mir. Die Wangen werden rot. Was er mir jagt, ist Liebe schier, Dis nur erlischt im Tod. Ich nehm' mir's alle Tage vor, Wenn er am Fenster steht, Su jagen ihm: „Tritt ein in s Tor, Die Liebe dich umweht!" Doch fehlet mir der starke Mut And auch das rechte Wort. Ich weist, dast er mir herzlich gut, Drum geht er immer fort. And bin ich wieder ganz allein. Still weine ich mich aus. „Don nun an joll es anders jein. Ich rus ihn in mein Haus!" And wie der neue Morgen kam. Da habe ich's gewagt. Er fest mich an jein Herze nahm, Mein Mund hats ihm gejagt. III. Im Wiesengrunds steht ein Haus, Da jchaut mein Schatz nicht mehr heraus. Ich Habs fest gehalten Wort And führt' ihn aus der Heimat fort. Der holde Schatz ist nun mein Weib, Mein Glück, das ewig treu mir bleib'. Wir teilen Freude, trübes Leid, Wie s kommt und geht zu aller Seit. Sind wir gewandert Jahre diel Dis an da» letzte Lebensziel, Dann, lieber Herrgott, schenke du Ans eine sanfte, fel ge Äuh'l