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L^eimaifunöe^ Scchrtstleitung und Geschäftsstelle « in Reichenau.Sa. ^ennspneeherNr 21s Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte dsr Gberlausitz-Dautzsn.ssder Mittelstelle für Hsimatforschung im Mark- grastum Gberlausitz (Bautzen, Stisbsestraps 3S), des Vereins für Heimatforschung zu Crostau, Kirschau und Schirgiswalde, der Gesellschaft für Heimatkunde, Hoyerswerda sowie des Verbandes „Lusatia" der Humboldt-, Fortbildung»- und Gsbirgsvsreins der Gberlausitz. Hauptjchristlsitung Gtto Marx, Reichenau, Sa., unter Mitwirkung bewährter Heimatjchriststeller. Manuskripten ist Rückporto beizusügen, da sonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. lUnberechtiglsr Nachdruck aus der „Gbsrlausitzer Heimatzsitung" wird strafrechtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Reichenau, Sa. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gewecbebank und Girokasjs Reichenau Nr. IS. Gberlausitzer Bank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Lrsdit-Anstalt, Sittau. Dnucf u. Veriog.Alwin Marx (Inst. Otto Marx) Su-loufther Nachrichten, Reichenau^Sa Nr. 15 Sonntag, 25. ull (Heuert) 1926 7. Jahrgang SNtltlwoM »en L» maivnrtttaa» 4 «yr tn v»r «Stvau Vortrag« rrtyrn fttr vte ^ervanvsvrrrtnk in, Mtnikriialvlalir iscrs/L? OLK VOK81A^I) Der Theosoph und Mystiker Jakob Böhme Wem Zeit wie Ewigkeit und Ewigkeit wie Zeit: Der ist befreit von allem Streit. m Ende der Nicolaivorstadt in Görlitz — der Perle der Oberlausitz — liegt unter Bäumen der stim- v mungsvolle, schöne Friedhof. Schon der weit um fassende Blick auf die Stadt von der Anhöhe lohnt den Weg. An einem lauen Sommerabend muß man hingehen, wenn die Stille der Dämmerung auf der Erde ruht und die im Westen verschwindende Sonne auch uns an das Vergehen alles Geschaffenen und Geschehenen erinnert. Nicht weit vom Eingang, rechts ab von der 300 jährigen „Mollerlinde", liegt das Grab von Iakob Böhme, dessen 300 jähriger Todestag im September 1924*) in Görlitz fest lich begangen wurde. Mag er der modernen Zeit auch als Schwärmer gelten, er bleibt doch eine prophetische Gestalt für eine Zeit, in der man wieder nach dem Jenseits unseres Seins fragen wird. *) Anmerkung: Er wurde wegen der besseren Jahreszeit im September gefeiert, obwohl der Todestag im November war. Drei Jahrhunderte sind über Jakob Böhms's Grab hin weggerauscht: die Grabstätte des großen Teosophen ist ein Ruheplatz geworden für alle, die besinnlich einmal Selbst einkehr halten wollen. Inmitten bemooster und verwitterter Steine alter Steinskulpturen, dunkler Grüfte und kahlem Gemäuer liegt das Grab auf dem alten Nicolaifriedhofe. Der Geist des Abgeklärten herrscht auf diesem Teil des Fried- Hofs, der durch seine ruhevolle Schönheit immer wieder fesselt. Bis vor vier Jahren fehlte es dem Grabe an geordneter Pflege. Zwei Amerikaner stellten damals 42000 Mk. für die Erneuerung des Grabes zur Verfügung. Die Stadt verwaltung hat es sich angelegen sein lassen, die Grabstätte in würdiger Weise umzugestalten. Eine große Steinplatte, versehen mit großen theosophischen Zeichen, bedeckt das Grab der irdischen Reste des großen Weisen. Dahinter der alte Porphyrblock, davor eine Steinbank, die zu stiller Rast einladet. Ringsumher wie ein schützendes, grünes Dickicht, Rhododendronbllsche, über allem ein alter Baum mit breitem Wipfel. Die auf der alten Platte an gebrachten Symbole sind etwa folgendermaßen zu deuten: Der große, alle Symbole umfassende, in sich geschlossene Kreis soll auf Gott, als dem Urgrund aller Dinge, als das allum fassende Wesen Hinweisen. Das Herz in der Mitte ist des Menschen Herz, durch dieses geht ein Kreuz, das Sinnbild Christi. Die drei Halbkreise rechts sollen aus das Reich des Lichtes, die zehn Halbkreise links aus das Reich der Finsternis Hinweisen. Der Längsbalken des Kreuzes geht mitten durchs Menschenherz, ein Zeichen, daß, wenn Christus in einem Menschenherz Wohnung gefunden hat, im Menschen das Reich des Lichtes vom Reich der Finsternis geschieden wird. Zwei schlesische Edelleute setzten ihm seiner Zeit ein Denk mal in Kreuzesform, das zwar nur aus Holz gearbeitet, aber sehr sinnreich dekoriert war. Oben befand sich ein ovales Täfelchen von vergoldeten Strahlen eingefaßt, worauf der Name Jesus, — oder vielmehr die Buchstaben Z.U. 8. V.tt. — vergoldet stand, von einem gemalten Kreuz umschlossen.