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niken und vor allem durch großen neuen Zuwachs aus direkter mündlicher Überlieferung wesentlich bereichert und dadurch über holt. Auch in der Art der Darbietung des umfangreichen Sagen- gutes geht er über jene dickleibigen gelehrten Sammelwerke hinaus, indem er, wenn auch wissenschaftlich gründlich, doch auf die ermüdende Vollständigkeit aller örtlichen Lesarten ver zichtet, aber die kennzeichnendsten Sagen und Sagenzüge durch den zusammenhängenden Fluß der Erzählung zu einem ab- gerundeten Ganzen in volkskundlicher und volkspsychologischer Anordnung vereinigt. Wer unserer sächsischen Stammesart ins Herz schauen will, der vertieft sich in dieses inhaltreiche, gut lesbare Werk, das in seiner Absicht, ein Spiegelbild der säch- fischen Vergangenheit und Stammesart zu sein, durch zahlreiche wertvolle Bildbeigaben gut unterstützt wird, worunter viele seltene alte Holzschnitte, Kupfer und Miniaturen zu finden sind. Mühle in der Gberlausitz Hör fern ein Mühlrad jausen, küßt Bächlein wohl di« Stirn, seh fern ein Mägdlein lauschen — schneeweiße Täublein girrn. Ich halt' im Wandern inne vor diesem lieben Bild, mir ist, als wenn die Minne mir — ja, dem Wandrer gilt. Die Vlumen alle nicken und träumen — auch — von dir, ein Seufzen in den Tannen, es klingt wohl mir — wohl mir l G Silberbächlsin rausche, ertränk mein tiefes Weh und mach, daß ich wie einstmals — hier froh und glücklich steh. lRudolf Goldschmidt. Augenblicksbilder von der Neidburgsingewoche Lauban, 25. Juni 1926. jx waldumrauschte Neidburgjugendherberge ist gegen- wärtig unter der rührigbegeisterten Leitung von Dr. Haensel, Breslau, der Ort einer Singetagung, die Lust und Liebe zum deutschen und zum Heimaisliede in weite Kreise der Bevölkerung, vor allen Dingen der schlesischen Jugend tragen soll. Der Donnerstagabend war als Nachklang zur Sonnenwendfeier gedacht. Aus der Festwiese ein großes Zelt. In ihm von der Spitze des Zeltes herabhängend ein mit hellbrennenden Lichtern besteckter Birken-Sonnenwendkranz. In seinem Lichterschein eine Sonnenwendabendgemeindc, die sich aus den Mitgliedern der Singeivoche, aus geladenen Gästen — unter ihnen Landrat von Rabenau, Bürgermeister Martins, Lauban — und einer großen Schar Jugendlicher aus den Nachbarorten — Marklissa, Eckersdorf, Steinkirch usw. — zusammensetzte. Leise Regentropfen fielen vom sich eindiisternden Himmel, an dem kurz zuvor die Abendsonne golden nntergegangen war. Mit Rücksicht aus den Regen sang man im Zelt. Erst einfache wundervolle zweistimmige Volkslieder, Wanderlieder und ein recht feines oberschlesisches Bergmannslied. Dann trat Bezirkssugendpfleger Pollack, Görlitz, aus den Plan und hielt eine seiner von Herzen kommenden, zu Herzen gehenden Ansprachen. Der Arbeit der Woche, dem Heimatssang waren sie gewidmet. Und dann Hub die Sonnenwendfeier an: einfach, schlicht, aber eindrucksvoll und herzerhebend. Dr. Haensel wies in einleitenden Worten auf die Bedeutung und geschicht liche Entstehung der sechs alten Sonnenwendreigen hin, deren Melodien nun, von goldreinen Kehlen gesungen, ins Weite klangen. Frau Superintendent Wallsgott aus Steinkirch sang recht eindrucksvoll als Vorsängerin die einzelnen Chöre vor. Ein Mädchenchor unter Begleitung einer Geige und Bratsche sang die alten Melodien nach. Wenigen dürfte es bekannt sein, daß unser altes Kirchenlied: „Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich!" als Loblied nach Inhalt und Melodie einem solchen Sonnenwendreigen nachgebildet ist. Eindrucksvoll schmiegte sich ein von Dr. Haensel in Mähre» aufgesundenes Lied: „Wenn ich morgen srüh aufsteh!" in die Ohren und das Herz der Zuhörenden. Darnach ein kurzer Wahlspruch für den kommenden Singwochenlag. Bon begeisterten Stimmen ge sungen erklang nun: „Der Mond ist aufgegangen!" (Matthias Claudius) zum Himmel empor. Mit einem: „Gute Nacht!" ging di: Sonnenwendabendgeincinde still auseinander. — Dienstag abend waren jugendliche Gäste aus Bolgesdorf, Neid berg, Eckersdorf und Steinkirch erschienen. Lehrer Menzel aus Ludwigsdorf bei Görlitz eroberte bald alle Herzen seiner Zuhörer mit seinen schlesischen Gedichten aus dem Dorf- und Volksleben. Er versteht es ausgezeichnet, mit den Freuenden zu lachen, mit den Trauernden zu trauern. Freud und Leid in der Schale der schlesischen Heimats-Erzählkunst. Am Mittwoch sah der altertümliche Goldentraumer Marktplatz die rührigen Sänger der Singewoche, die sich, gleich den Vögeln des grünen schlesischen Bergwaldes, garnicht genug am Singen und Sagen tun können. Eine große Zuhörergenleinde hörte dieser Veranstaltung zu. Sonnabend ist der Schluß der Singe woche in einem edlen Wettstreit aller gedacht. Dann zieht der Kreis hinaus, zerstreut sich, um edelen Samen des Heimats frohen, Heimatsschönen und Heimatsheiligen in Sang und Lied hinauszutragen in weite Kreise des Schlesier- und des deutschen Gaues diesseits und jenseits der Grenze. Stunde der Verzuckung Am mich ist große, reine Hells und wunderbarer Sphärenklang; der Seligkeiten jüße Duelle erbraust in starkem Aberschwang. Dis Wände, Türen, Fenster, Wälle durchzuckt ein Himmelsfreudenjchsin, und über meines Hauses Schwelle strömt ungeheure Wonne ein. Ein jedes Ding wird mir Geselle, enthüllt sich, zeigt sich rein und bloß. Das Feste regt sich von der Stelle; das Kleine wird erhaben, groß. Ls trägt mich der Entzückung Welle zu Gottes Ntemhauch und Herz; doch wie ich stammle, Worte stelle, stürz ich erwachend erdenwärts l Theodor Schühe-Hainih. Don der Gruft in der Kirche zu Schirgiswalde ^^t^,on der Schirgiswaldcr Kirchengrust ist der jungen ^sß <ßL Generation nicht mehr viel bekannt, die meisten werden von ihrer Existenz wohl nichts wissen. Schon seit einigen Jahrzehnten ist sie zugedeckt, und nur der ganz aufmerksame Beobachter wird die Decksteine, welche auf dem Seitenwege zum heil. Grabe liegen, bemerken. Vor einiger Zeit ist mir eine ganz kurze Aufzeichnung über diese Gruft durch Zufall in die Hände gekommen, welche eine mehr bauliche Beschreibung bringt, ich will sie hier wiedergeben: „Die Gruft in der Kirche zu Schirgiswalde. Größe 8 Ellen 19 Zoll lang, 6 Ellen 20 Zoll breit und 3 Ellen 20 Zoll breit. Sie ist gewölbt. Der Gang zu derselben ist 9 Ellen lang, nimmt seinen Anfang beim heiligen Grab der Kanzel zu, zuerst kommen 9 Stufen, dann nach rechts ein Gang von ca. 4 Schritt ist das eigentliche Gewölbe, wo Särge, teils ganz zerfallen, darin stehen, man schätzt dieselben 10—12 Stück an der Zahl. Schirgiswalde, den 30. März 1868." Ausgezeichnet von Benno Mannheim.