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M Gborlauflher Helmatzettung Är. ^4 gessen worden war. Daher ist die Verbindung dieser Kirmes mit einer besonderen kirchlichen Feier berechtigt. Für Htrschfelde selbst bleibt weiterhin die Kirmes nach Pfingsten die Erinnerung an die erste Kirchweihe eines Gotteshauses im Orte. Dies bezeugt ebenfalls die erwähnte alte Glockeninschrift. Die Heiligen Petrus und Paulus darin find zweifellos die Kirchenheiligen, weil auch die Kirmes in der Nähe des Peter-Pauls-Tages (29. Juni)***) liegt. Auch hier ist derMontag stets derHöhepunkt der Kirmes, und es ist noch die Überlieferung wichtig, daß man ihre Feier nicht nach dem 29. Juni ansetzt, sondern am 2. Sonntag und Montag nach Trinitatis. Deshalb muß die erste Kirchweihe an einem 2. Montage nach Trinitatis gelegen haben, der zu. gleich der 29. Juni war — das ist zwischen 1280 und 1320, den möglichen Erbauungsjahren der Kirche, nicht häufig: 1299,1310,1321. Wegen des Ubergangsstiles der alten Kirche zur Frühgotik wird Montag, der 29. Juni 1299, das wahrscheinlich richtige Weihedatum der Kirche zu Hirsch felde sein. Als die wichtigsten Missionsheiligen sind St. Peter und Paul gewühlt. Ihre Verehrung spielte auch in Prag, woher die Johanniter kamen, die größte Rolle. Dort war sogar das Kollegialkapitel zu St. Peter u. Paul am Vyseh- rad, gegründet 1068, dem Erzbischof gleichgestellt, und ihm gehörten die Großen des Landes an. Sicher erhielt auch Hirschfelde die unerläßlichen Reliquien für den Hochaltar aus Prag. - So erzählt die alte Glocke von 2 Kirchweihen, 1299 und 1494, die beide im Gemeindeleben fortwirken. Ihr Klang dringt zu uns aus den fernen Tagen der Väter, verbindet vergangenes, gegenwärtiges und zukünftiges Schicksal und entschwebt in eine unbekannte Ferne. **') Anmerkung: Dieser Tag feiert nicht das Martyrium, sondern die Errettung der Gebeine und ihre Übelführung in die Katakomben von San Sebastian vor Rom 258—308. Sommevlied (Im Volkston) Wär' ich eine Sommerschwalbs, flog' ich an dein Fensterlein, trüg' ich um die Abendstunde manchen Gruß zu dir hinein. Wär' ich eins rote Dose dort in deinem bunten Strauß, wollt' ich heimlich dich umblühen, trüg' das Sommsrglück ins Haus. And wenn du mich Isis' entblättert, stürb' ich selig lächelnd hin; unter deinen sanften Händen wär' das Leiden selbst Gewinn. Dose rot und Sommerschwalbs dürfen immer uni dich jein, Ich nur, ach! ein Tor, ein Träumer - bin zu aller Stund' allein. Sächsische Sagen Zugleich eine Buchbesprechung von Dr. Curt Müller-Löbau nser Sachsenland gilt bei manchen als ein Land ohne Poesie, auch ohne bodenständige Dolkspoesie, und seinen gewerbfleißigen Bewohnern, den „Hellen" Sachsen, hat man wohl manchmal die Phantasie abgesprochen. Die reichen Ergebnisse, die uns die forschende Volkskunde in mannigfachen Bolksüberlieferungen zu Tage gefördert hat, lieferte den Gegenbeweis. Und wenn man ge meint hat, das schon lange stark übervölkerte Sachsengebiel sei kein Boden für das Fortleben der Sage z. B, so wurde man bereits vor Jahren eines Besseren belehrt, wenn man den Reich tum an alten Volkssagen Sachsens in den dickleibigen Samm lungen von Grüße (1855) und Meiche (1903) erkannte. Nun ist eben in dem berühmten Berlage von Diederichs in Jena ein neues großes Werk „Sächsische Sagen" erschienen (1926, gebunden Mk. 10.-) und zwar als Band der großen Sagenreihe, die Paul Zaunert unter dem Gesamttitel „Deutscher Sagenschatz" herausgibt. Unsere .Sächsischen Sagen" hat der Lausitzer Sagenforscher Friedrich Sieber bearbeitet. Dieses höchst bedeutsame Werk umfaßt das Sagengut Obersachsens in weitestem Sinne, nämlich des alten Kursachsens von Witten- berg bis zum Vogtland und Erzgebirge, dazu der Oberlausitz und noch dazu der angrenzenden sudetendeutschen Gebiete. Dieses weite mitteldeutsche Gebiet ist Kolonialland und erst im Mittelalter Heimat eines bunten Stämmegemischs von Westen her Eingewanderter, wozu noch der stark slawische Ein schlag der seit der Völkerwanderung hier seßhaften Sorben kommt. Man kann natürlich von vornherein annehmen, daß bei diesem Tatbestand mancherlei Bolksüberlieferungen aus dem Westen mit eingeschleppt worden sind und die slawische Beimischung sich auch mit geltend macht. Trotzdem hat dieses koloniale Stammestum seine eigene Entwicklung gehabt und die eigenartigen Neustämme der Obersachsen, Vogtländer, Erz- gebirger und Oberlausitzer gebildet. Deren Geschichte, deren Kämpfe mit den Slawen, deren Einwurzelung in den neuen Heimatboden durch Rodung der Wälder, intensiven Bodenbau, dann durch Bergbau und frühzeitige gewerbliche Entwicklung übervölkerter Gebirgsgebiete, die Erfassung der Landschaft durch das Gemüt: all das hat einen reichen und vielfältigen Nieder- schlag im sächsischen Sagengut gefunden. Trotzdem das Dröhnen der Maschinen und der grelle Pfiff der Fabriken der Volks überlieferung ebenso feind ist, wie es der Klang der Kirchen glocken der Sage nach den Zwergen war, so ist doch Sachsen noch reich an volkstümlichen Sagen. In vielen klingen die geschichtlichen Schicksale und die Führergestalten des Volkes nach, so erzählen die sächsischen Sagen mancherlei von den Wendenkämpfen, von dem starken Grafen Wiprecht v. Groitzsch, von den ersten Wettinern, von dem Bergbau und seinen Schätzen, von den großen Religionskriegen, besonders vom dreißigjährigen. Schwere Not hat sich überhaupt tief in das Bolksgemüt ein gegraben: die Schreckenszeiten der Pest, die Bedrückung durch große Herren. Aber auch allerlei Lustiges aus Städten und Dörfern lebt in den Sagen fort. Wenn so der 1. Teil („Die Geschichte und ihre Gestalten") die geschichtliche und kulturelle Entwicklung des Sachsenlandes und seiner Stämme wider- spiegelt, so läßt uns der 2. und 3. Teil einen noch tieferen Blick in die Volksseele tun, als hier die Gemütsbeziehungen des Volkes zur Heimatlandschast und die in der Tiefe der Volksseele lagernden primitiven Anschauungsstufen in der Sage ihre Ausdrucksform finden. (2. Die Landschaft und ihr Wesen. — 3. Leib, Seele und Teufel.) Von Riesen und Zwergen, von Schätzen in Erdtiefen, von Berggeistern und Buschweibeln, vom wilden Jäger in den Lüsten, vom Wassermann, seltsamen Lichtern und Tieren erzählt uns dle heimische Sage. Welche Gestaltungen die Seele annehmen kann, was aus den Toten wird, wie der Böse und seine Jünger, die Schwarzkünstler und allerlei Hexen volk ihr unheimlich Wesen treiben, wie allerorten von Kobold und Drache die Rede ist, erfahren wir durch sie. Freilich die meisten Sagen waren In früheren Zeiten lebendig, aber es ist erstaunlich, wieviel trotz aller modernen Entwick lung auch heute noch erzählt wird. Gerade aus alten Quellen hat Sieber reiche Schätze eingehetmst, so besonders aus den handschriftlichen Chroniken sächsischer Städte von Albinns und aus der auch handschriftlichen Sittenchronik von Christian Lehmann. Er stützt sich natürlich in der Hauptmasse seines Stoffes auf die umfangreichsten und besten bisher veröffent lichten Sagensammlungen von Grüße und Meiche, für die Lausitz auf Haupt, hat sie aber durch gründliche Durchforschung der obengenannten handschriftlichen Quellen und vieler alter Lhro-