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Hoeyarnt Durchs offene Kirchtor streicht wohlige Kühls, Wie Fcühlingsodsm ersüllts dis Luft, Nom Winde getragen, aus fproffendsn Gärten Weht Wer, berückender Dlütendust. Die göttliche Stille der Kirche erzittert, Umschmeichelt von minnendsm Grgelklang, Vom Lhore, auf flimmernden Sonnenstrahlen Steigt schmachtender, buhlender Frausnsang. Es seufzen die Geigen, es schluchzet dis Flöte, Noll Seligkeiten sind Töne und Hauch. Dem Betenden legt sich auf Haars und Hände Schwer duftend der heilige Wsiherauch. Der "Priester mit träumenden, trunkenen Sinnen Sagt lispelnd den göttlichen Weihespcuch, Küßt — weltfern - in Harmonien gelösst Das alte versilberte Mejjebuch. Nm Gitter lehnt schwer, mit verzückten Augen, Vom Sauber des Mythos ganz übermannt, In zitternden Händen das Dauchfafl schwingend 2m schimmernden Mesihemd, dec Ministrant. Da streichelt die liebliche Frauenstimme Noll Sehnsucht sein glänzendes Knabsnhaar, "Und senkt sich aus Lippen und Augen und Seele, Und — küßt ihn, vor Gott und dem Hochaltar. . . Nnion Marfchner, Warnsdorf. Die Berechtigung der Doppelkirmes im Hirschselder Kirchspiel Von Dr. Martin Jäkel, Dresdcn-A. 16 in Wechsel der Zeilen u id Herrschasten hat die Lausitz stets ihre Eigenart bewahrt in Verfassung, Sprache und Gebräuchen, und Wille und Charakter der bodenständigen Bevölkerung sind so schwer zu bearbeiten wie der Granit des Landes. Mit seltener Zähig keit sind seit Jahrhunderten alte Überlieferungen sestgehalten worden, und man verteidigte sie um so hartnäckiger, je enger sie mit Kirche und Religion verknüpft waren. Nach unge- schriebenen Gesetzen sind die allen Gebräuche für Feierlich keiten in Familie und Gemeinde geregelt. Wehe den jungen Stürmern und Drängern, die erstmalig daran zu rütteln wagten! So lange die Lausitz noch arm an Vereinen war, stand im Mittelpunkt des Gemeindelebens die Kirmes. Für ihre Feier hat jedes Dors seinen eigenen Kalender, und mehrfach wird sich nachweisen lassen, daß die Kirmesüberlieferung ge treu zurückgeht bis auf die Weihe des ersten Gotteshauses nach der deutschen Besiedlung des Dorfes. Hier und da haben gründliche Um- und Neubauten ein neues Kirmesdatum herbeigeführt, wie z.B.in Burkersdorf, Leuba usw. (20. Okt. 1845 ü. 13. Okt. 1856). Aber in andern Orten hat sich das alte Gedächtnis nicht durch neue Tatsachen verdrängen lassen. So feiert Olbersdorf noch heute stets nach Kreuzerhöhung (14. Sept.), denn es war seit 2. Dez. 1574 in die Zittauer Iohanneskirche eingepfarrt (Erinnerung an deren 2. Wethe um 1505 ?). Selbst die Kirmes der eignen Olbersdorfer Kirche mußte sich 1884 nach Kreuzerhöhung richten — bis jetzt, der alten Gewohnheit zuliebe. Ebenso konnte in Königshain bei Ostritz der Neubau der Bartholomäuskirche 1493 nicht den 24. August zum Ktrmestermin erheben, sondern man folgte in der Zeit 1493—1769, auch aus landwirtschaftlichen Gründen, lieber der alten Gewohnheit, die Kirmes im Herbst am Sonntag vor Simon und Juda (28. Oktbr.) zu feiern. Sicher hat das Bolksbewußtsein recht mit dieser Herbstktrmes und folgt darin einer uralten Überlieferung aus der Zeit vor 1493. Wahrscheinlich war das erste Gotteshaus in Königs hain,das wohl von Marienthal aus um 1250 entstanden sein mag, den Heiliqen Simon und Judas geweiht. Vergebens versuchte die Kirche 1769 — 1817 den Bartholomäustäg (24.Aug.) zur Kirmes zu machen, das Dolksgedächtnis blieb lebendig, und darum feiert man in Königshain seit 1817 zwei Kirchcnfeste: den 24. August als Patronatstag und den Sonntag vor 28. Oktober die Kirmes.-p) Durch verschiedene Benennung der Tage hat man eine Spaltung der Kirmes in ein Kirchenfest und ein Volksfest vermieden, und die Tat sache der Doppelkirmes für ein und dasselbe Dorf wird völlig verschleiert. Dagegen hat das Kirchspiel Hirschfelde unstreitig und mit Bewußtsein zwei KIrmesfeiern im Jahre, und dieser Fall ist selbst für die Lausitz eigenartig und wohl weithin ohne Wiederholung. Hirschfelde legt seine Kirmes stets auf den 2. Sonntag nach Trinitatis, wie Knothe schon für das Jahr 1500 nachweisen kann, während die eingepfarrten Ort schaften Rohnau, Rosenthal und Scharre diesem alten Brauch nicht folgen, sondern schon seit langem den Sonntag nach dem 8. September zur Kirmes wählen. Oft hat man sie be stimmen wollen, davon abznlassen, weil eine Kirmesseier ohne geschichtlich begründete Kirchweihe unsinnig sei und innerhalb eines Kirchspiels sich nicht ohne Ärgernis zweimal abhalten lasse. Allein Volksbrauch und Überlieferung blieben unerschüttert bis heut. Ich fand dasür Begründungen in Er eignissen, die in der Geschichte Hirschseldes noch nicht berück sichtigt sind. Keineswegs entspricht die Kirmes der eingepfarrten Orte nur den ländlichen Bedürfnissen. Sie ist nie ein reines Volks fest gewesen, sondern stets mit einem besonderen Gottesdienst verbunden am Montag vormittag nach dem 8. September, und dieses Datum trifft eines der vier großen Marienfeste, nämlich Mariä Geburt. So ergibt sich schon daraus der Zu sammenhang zwischen Volksbrauch und Kirchensest. Ausfällig war mir die Betonung des Montagsgottesdienstes, der selbst in jüngster Zeit nicht fallen gelassen wurde. Darin hat das Bolksbewußtsein recht: Der Montag ist überhaupt der Höhepunkt der Lausitzer Kirmes, und wenn man alte Kirmesdaten prüft, findet man, daß Kirchweihen in der Regel Montag vollzogen wurden. *) Die Ausnahmen von dieser Regel werden erst in der neueren Zeit häufiger und fallen meist aus den Sonntag, aus Rücksicht auf die Industriebevölkerung und aus Unkenntnis des alten Brauches, Wenn schon die Montagüberlieferung für die Kirmes berechtigt ist, so muß auch geprüft werden, ob ihre Feier nach dem 8. September in den Hirschfelder Kirchdörfern mit Vor gängen in der Ortsgeschichte zusammenhängt. Ganz un- abhängig von dieser Untersuchung fand ich das Datum des 8. September in der Inschrift der ältesten Glocke zu Hirsch felde, und ich will erläutern, wie diese Glocke mit dem Datum der Herbstkirmes übereinstimmt. Zunächst ist die Inschrift so anzuführen, wie sie Knothe entziffert hat und wie sie aus seiner Geschichte des Fleckens Hirschfelde bekannt ist. por lauste stei et btorum 4 petr^A et pauli pre MZ rm A petrum verg ant 4 eo seera A Da Knothe die beiden Silben verg ant als ein Wort las, kam er zu einer falschen Deutung: Zum Lobe Gottes und der Heiligen Petrus und Paulus durch Magister Peter Vergant geweiht. -j-) Nach fttundl. Mitteilung de« Herrn Lehrer Klimt-Königshain.