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Der Heiratsteufel Ein lustiger Roman aus der Oberlausitz von Richard Blasius I3j (Fortsetzung) Da trat der Schlohwenzel zu ihm, als das erste Pink pank wieder erklungen war. Seine Mienen drück ten offene Unzufriedenheit aus, als er begann: „s heeßt ömmer, a ahler Fuchs leeft nö zon zweetn Mol es Goarn. Nu ja, do sitt mersch amo wieder, doß de Viecher gscheuter sein oas de Menschn." „Woas ös Dr denn en Worf komm?" fragte ihn Eduard. „Nu ja", fuhr das Sprichwort fort, „s ös abn groad su: Ahle Ziegn leckn oh garn Salz." Eduard forderte ihn ärgerlich auf, seine Sprichwörter sein zu lassen und offen und verständlich zu reden. Und Schlohwenzel redete nun denn auch. „Ja, s ös Zeit, doß ees s Maul amol ustutt, ehb osn Riegergutt de Koatzn Eeer liän ond de Bicklinge Kälbern. Hörrt doach amol har, doas koan doach nö so weiter giehn! Dr Bauer e senn Fuhrn namo heiroatn! Woas soll denn doas fer an Wörtschoast ward»? Denkt ock, de Ruth, woas die ös, die zeugt doach danno oallmo derquar. Do weeß ees danno iberhaupt nemie, woas ghaun ond gstoachn ös. s ös ötz schonn moanchmo schlömm gnung. Wie soll'n doas danno wardn? Do kriggt ja s Riegergutt a Gsicht wie a Fäsl, dar Teeg gfrassn Hot." Das war eine lange Ansprache an den alten Eduard gewesen, deren Beweiskräftigkeit dieser sich auch nicht verschließen konnte. Ratlos schaute er den Sprecher an und brachte nichts heraus als sein gewöhnliches: „Nu ja, nu nee." Das Sprichwort aber war noch lange nicht fertig. „Doas ös ömmer Euer Wuhrt. Aber s ös kee Moannswuhrt, örscht ja, danno nee. s heeßt ömmer, woas s Gsind eibroackt, muß dr Hausvoater ausaßn. Aber dohie wörd 's ömkuhrt sein. Iberliätch ock amo! Zech bien nu mein dreißg Fuhr öffn Gutt. Zech koan mersch gtraun, oh woas derzu zo soin, oder ern nö?" „Nu ja, nu nee," brammelte Eduard und sah ver legen an dem Alten vorbei in die Ferne, als wolle auch er die Zicklwitfrau erspähen. „Quoatsch", meinte Schlohwenzel mißmutig, „doas ös schonn wieder keen Antwurt." Aber da kam dem alten Auszügler doch der Mut, sein Wort zu verteidigen. „De eenzge Richtge", sagte er langsam und wog die Worte auf der Zunge, „nu ja, doas heeßt, be miär konnstersch schonn gtraun. Nu nee, doas heeßt, aber ben Bruder ne." Schlohwenzel pflichtete ihm mit Kopfnicken bei und erwiderte: „Dastwajgn komm'ch ja zo Euch. Jähr mißt doach egntlch oas Brudr su vill vermign, doßer n Bauer oabrotn könnt. ,s wörd doach nu emo nischt Richtges." Eduards Kopf schüttelte immer stärker. Mußte da nun der auch noch kommen! Die Finger der einen Hand langten bereits nicht mehr zu, wenn er seine Klienten zählen wollte. Wie bei einem Advokaten ging das bei ihm, dachte er für sich. Aber es war eine Praxis, die er um alles in der Welt nicht begehrte. Er wollte doch für seine alten Tage weiter nichts als Ruhe haben. Und nur um die zu bekommen, sagte er: „Nu ja, sahn war'ch schonn. s ös ju o no nö su weit. Aber s ös schonn gutt. Iech mach's, jeija, iech mach's. Laßt miech ock nu e Ruh!" Damit gab sich denn auch das Sprichwort zufrieden und ging seiner Wege. ,,s'muß doach oh sein, s koan doach nö giehn", brummte er noch vor sich hin. Eduard aber überlegte, wer denn eigentlich nun schon alles an ihn herangetreten sei, seine Hilfe zu verlangen, und kam zu dem Ergebnisse, daß der Kühjunge noch kommen müsse, um allem die Krone aufzusetzen. Kaum gedacht, stand auch schon mit verlegenen Mienen Fritz vor ihm, fuhr sich mit einem zerrissenen Hemdärmel unter die Nase und sagte zögernd mit einer gewissen Unsicherheit, die ihm sonst nicht eigen war: „Fech, iech hält garn öm woas gbatn." Eduard sah ihn entsetzt an. Herrgott noch einmal, hatte er nicht eben an den Fungen gedacht! „Woas wöllst'n?" Fritz schluckte und druckte, als könne er die Worte nicht ohne weiteres herausbekommen und stotterte endlich: „Wenn ock, wenn ock Jähr a Scheitl mit oaliän kennt, doß de Ruth, äh, doß " Er verhedderte sich und kam nicht weiter. Zum Verrücktwerden war das! Alles hing sich an seine Schöße. Eduard stieß einen schweren Seufzer aus. „Woas'n nu?" fuhr er den Jungen ungeduldig an. Fritz schabte mit den Zähnen des Oberkiefers noch einmal die Unterlippe und sagte dann zögernd: „Iech meen ock, Jähr kennt amend woas derzu machn, doß dr Sühn von Krautbauer, woas dar ahl oalberne Toni ös, nö su oft of's Gutt kam." Der Alte meinte, aus der Haut fahren zu müssen. Wirklich fing da der dumme Junge auch noch mit diesem Thema an. Grimmiger, als es jemals seine Art gewesen war, fragte Eduard, was das denn solch einen albernen Jungen wie ihn etwas angehe, worauf er die weinerliche Antwort bekam, daß dem Fritz seine eigene Haut doch eben schließlich auch lieb sei. „Woas gieht'n n Kraut-Tonl Dein Haut oa?" wollte Eduard wissen und sah den Jungen mit verwun derten Augen an. Nun, die Erklärung war einleuchtend. „Oallmo, wenn dar sen Woasserkoop be ons römschleppt," erwiderte der Kühjunge, „Hot de Ruth schlajchte Laun. Ond do Krieg iech danno e en fort ock Uhrfeign." Eduard blickte bekümmert auf den Zeigesinger seiner Rechten. Das also war Nummer sieben. Wenn es das Unheil wollte, bekam er noch beide Hände voll. Um den unbequemen Dränger loszuwerden, sagte er nach seiner Art: „Nu ja, nu nee, iech war sahn. Schieb ock ötz oab?" Aber der Junge rührte sich nicht. „Doas ahle Koa- muff koan doach of'n Krautgutt bleibn," meinte er, noch erklärend beifügen zu müssen. Eduard wurde ungeduldig. „Sollst 'ch forträum!" schnauzte er den Fritz an. Der Junge aber dachte nicht daran, dem Befehle so ohne weiteres Folge zu leisten. Was er auf dem Herzen hatte, wollte er vorerst noch abladen. Darum fuhr er fort: „A leeft doach ock jedn Menschn en Wajgn röm." „Nu war'ch Dr glei Been machn," schrie der Alte und stand auf. „Nischt fer ongutt! Fech gieh schonn. De Sajnz war'ch glei mitnahm," beeilte sich da Fritz zu sagen. Was auf