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Gruss an die Heimat Vorspruch zum Gbsrlausitzer Heimatabend, den der D. H. V. an läßlich des 3. Dberl. Kausmannsjugsndtages am 29. Juni 1926 in Löbau veranstaltete Dich grüße ich, Heimat! Wie bist du so schön! Ich grüß deine Berge, die sonnigen Höhn, deine rauschenden Wälder, dunkel und herbe, die blumigen Wiesen im Lenzesgesärbe. Ich grüße dich, herrliches Lausitzer Land, umrahmt von der Bergs tiefblauem Band, das grüßend nordwärts zur Ebene winket, wo glitzernd der Flüsse Silberband blinket. Ich grüße euch, Lausitzer Dors und Stadt, deren jedes besondere Eigenart hat. Das eins liegt breit im geschwungenen Tal, das andere am Berge, stufig und schmal. Aber spitzen Giebeln das Gotteshaus steht; die Glocken ermahnen zu frommem Gebet. Sie zeugen, daß im alten Lausitzer Land der Glauben eine feste Dodenstatt fand. Nun aber grüßen wir freudig dis alten urwüchsigen Lausitzer Volksgestalten, die treu zu der Scholl« und Heimat stehen, ob Stürme auch kommen und Wetter gehen. Mag, Heimat, dich alles Fremde verschonen! Sollst, Jugend, die Treue der Alten lohnen! Daß fest wie die Berge, die nicht vergehen, unser Lausitzer Volkstum bleibe bestehen. Du Heimat! Wo Treue und Glauben und Kraft am täglichen Werke der Menschen mitjchafjt, dich grüßen wir heute und schwören aufs neue dem Vaterlands und dir dis Treue! K. Tsrp-Löbau. WLe das DyvSner Waßdtyeater entstand as Komödiespielen ist wohl so alt wie die Mensch heitsgeschichte, uiid der Nachweis dürste nicht allzu schwer fallen, daß das erste Drama „Adam, Eva und die Schlange" geheißen hat, wennschon es natür lich nicht das Egersche gewesen ist. Unter dem an geblich ewig blauen Himmel des Südens ist es eine Selbstverständlichkeit gewesen, daß sich die szenischen Vorgänge in der freien Natur abspielten. Die dramatische Kunst erreichte einen Höhepunkt im sonnigen Hellas und wurde von den Römern als den „Rechtsnachfolgern" der Griechen übernommen, bis dann die ganze alte Kultur durch das große Theater der Völkerwanderung und ihre Folgeerscheinungen vorläufig über den Haufen geworfen wurde. Das Theater war jahrhunderte lang scheintot, bis es zu Ausgang des Mittelalters allmählich zu neuem Leben erweckt wurde. Die Versuche der Nonne Ros witha von Gandersheim, die lateinischen Komödien mit neuem Geiste zu tränke», waren ohne dauernden Erfolg, aber aus den geistlichen Mysterien und den Fastnachtsspielen entwickelte sich schließlich das neue Drama. Das rauhere Klima des Nordens brachte es mit sich, daß es auf geschlossene Räume verwiesen wurde, obgleich sich das Rokoko hin und wieder des Theaters unter freiem Himmel erinnerte. Die Bestrebungen, der Schau bühne wieder einen dauernden Platz mitten in der Natur an zuweisen, kamen erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Fluß, und zwar von zwei Stellen aus, annähernd gleichzeitig, wenn ich mich recht erinnere. Das Harzer Bergtheater verdankte sein Entstehen in erster Linie rein künstlerische» Erwägungen,während der gemeinnützige Verein „Volkswohl" mit seiner Naturbühne im Dresdener Heidepark eine Stätte schaffen wollte, an der der erholungsbedürftige Mann aus dem Volke an schönen Sommer tagen, fern von Alkoholdunst und Tabaksqualm verräucherter Kneipen, sich die Lunge vollpumpen und geistige Anregung finden sollte. Im Frühjahr 1902 wurde mir, selbstverständlich ehrenamtlich, die Leitung des Dresdener Naturtheaters übertragen, und ich habe auf diesem Posten vielleicht die anregungsreichsten Jahre meines Lebens verbracht, obwohl mir nur äußerst primitive Hilfsmittel zu Gebote standen. Als ich im April 1908 nach Zittau versetzt wurde und mich beruflich und gesellschaftlich einigermaßen eingelebt hatte, ließ mich der Gedanke nicht mehr los, hier etwas Ähnliches zu schaffen. Ich nahm auch schon damals Fühlung mit verschiedenen Persönlichkeiten, bei denen ich Interesse für den Gedanken voraussetzen durfte. So zeigten namentlich der kürzlich verstorbene Annaberger Oberstudien direktor Dr. Alfred Neumann und der im Weltkriege ge bliebene Oberlehrer Hermann Quack Verständnis und Anteil nahme. Leider wurde damals die tatkräftige Inangriffnahme der erforderlichen Arbeiten dadurch verzögert, daß mich versön- liche schwere Heimsuchungen der verschiedensten Art trafen. Erst als ich im Sommer 1909 mit dem Schriftleiter Ferdinand Hesse von den „Zittauer Nachrichten" näher bekannt und in der Folgezeit eng befreundet wurde, nahm der Plan rasch festere Gestalt an. Hesse, der sich wohl bereits mit ähnlichen Ideen getragen haben mochte, nahm den Gedanken sofort mit Be geisterung und Tatkraft auf, hatte aber für meinen ursprüng lichen Vorschlag, die Zittauer Freilichtbühne in der Weinau oder allenfalls im Westpark zu errichten, wenig Meinung, und ich ließ mich gern überzeugen, daß nur ein Plätzchen in den Bergwäldern der Oybiner Umgebung in Frage kommen konnte. Da es mir meine persönlichen Verhältnisse damals un- möglich machten, mich an der Behebung der Hauptschwierigkeit — der Geldbeschaffung — aktiv zu beteiligen, wurde meine weitere Mitwirkung wenigstens nach außen hin naturgemäß etwas in den Hintergrund gedrängt. Trotzdem gab es aber auch für den Außenseiter noch eine ganze Menge zu tun. Außerordentlich wichtig und verantwortungsvoll )var es, für die ganze Theateranlage einen nach jeder Hinsicht geeigneten Platz ausfindig zu machen. Wie oft Hesse und ich, meist ge meinsam, den Wald in weiter Runde um Oybin durchstöberten, ist schwer zu sagen. Wesentlich wurden wir in der Platzfrage übrigens von dem leider zu früh Heimgegangenen Postverwalter Friedrich Gut sche in Oybin unterstützt. Wir prüften und ver warfen die Gegend um den Kelchstein, die Rosensteine, den Muschelsaal und die Dachslöcher. Der Platz am Hausgrund teich, der an und für sich sehr verlockend war, konnte nicht in Frage kommen, weil hier die Beseitigung vieler der herrlichen Fichten unumgänglich geworden wäre. Die Wahl fiel schließlich einstimmig auf die vom oberen Hausgrund durchschnittene weite Talmulde zwischen Schuppen- und Pferdeberg. Sie wurde auch von dem damaligen Stadttheatermitglied und als künstlerischer Leiter gewonnenen späteren Direktor und Intendant Klötzel gebilligt. An der entscheidenden Besichtigung beteiligte sich eine verstärkte Kommission, die, während die Stelle akustisch geprüft wurde, unter ständigem Platzwechsel bis zu den Steintrümmern des oberen Schuppenberges cmporkletterte. Das Ergebnis der Prüfung übertraf die höchstgespannten Erwartungen. Lölestine Andräe-Hüvart sprach ihren wuchtigen Austritt „Der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe" aus der „Braut von Messina", ich selbst versuchte die Forumrede Marc Antons im Urtext. Uber die Platzfrage waren wir also einig, und hochbefriedigt traten wir den Rückweg an. Aber damit war das Waldtheater noch lange nicht betriebsfähig sertiggestellt. Zunächst galt es, die Genehmigung der zuständigen Faktoren herbeizuführen und die damit zusammenhängenden Fragen rechtlicher Natur zu regeln. Liebenswürdigstes Entgegenkommen und weitestgehende Förderung fanden wir in dankenswerter Weise bei Herrn Ober forstmeister Korsett. Ihm war es auch in erster Linie zuzu schreiben, daß sich die Verhandlungen mit der Stadt Zittau als Eigentümerin des Grund und Bodens verhältnismäßig glatt und reibungslos vollzogen. Größerer Beredsamkeit bedurfte es schon, nm verschiedene andere Herrschaften von dem Werte des Waldtheaters als kulturellen und volkswirtschaftlichen Faktors