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nach der Überlieferung eines gleichzeitigen und gewissenhaften Schriftstellers einen anderen Namen, nämlich Dre(w)nö, ein wendisches Wort, das jetzt noch in deutscher Übersetzung als „Hainwald" nachklingt. Dem Hainwald setzt sich auf der anderen (südlichen) Seite der Neißgasse, die auch jetzt noch vorhandene „Kahle" d. h. „Kahle Aue" entgegen, die ursprüng lich eine weitere Ausdehnung als jetzt hatte. Mit der Be festigung sorgte auch Sobislaus für eine stärkere Besatzungs mannschaft, so daß der frühere Erdwall, der wahrscheinlich lange ohne Schutzmannschaft gewesen war und wie viele Schanzen der Umgebung, nur im Falle der Not den Mannschaften der umliegenden Gegend als Besatzungspunkt gedient hatte, eine stehende Besatzung erhielt. Der Befehlshaber, dem zugleich ein kleines Gütlein mit seinem Wirtschastshofe (an der Stelle des jetzigen Waldhauses) gehörte und dem die anderen deutschen Herren in der Nach barschaft als militärischem Befehlhaber zu gehorchen hatten, ist der Borgänger des später genannten Billicus. Für Dre(w)no aber bürgerte sich gerade in damaliger Zeit der Name Pzcorelik (Zycorlic), d. i. Görlitz, immer mehr ein. War doch das nahe Dorf Görlitz die größte und bedeutendste Siedelung in der Gegend und war sie doch vor etwa 30 Jahren ein Kirchort mit der Kirche S. Nicolai geworden. Es ist wohl möglich, daß ohne Eingreifen des Herzogs Sobislaus die spätere Stadt Görlitz den Namen (Dre(m)no oder Hainwald bekommen hätte. Goreliz wendisch Zgoreliz bedeutet „Brandstätte", wohl daher, weil die ersten Siedler nicht mit der Axt rodeten, sondern das Gebüsch und die Bäume durch Feuer niederlegten. So sind allerdings die Jahre 1126 und 1131 für unseren Ort von Bedeutung gewesen und sie haben mit den um 1200 gegründeten nachbarlichen deutschen Dörfern die Vorbedingung zur Gründung der Stadt gegeben, indem der Billicus auf dem Castrum Görlitz bald nach 1200 daran ging, als Locator (Siedel mann) die Stadt anzulegen. Nun und nimmermehr aber „besteht unsere Stadt Görlitz seit 800 Jahren". „Stadt" hat einen bestimmten wirtschaftlich und rechtlich festgelcgten Begriff, an dem niemand, der als Geschichtsschreiber auftritt, vorüber gehen kann. »ettelnrusikanten Ssmmermittag. Vie Kleinstadt sckläkt. Versunken träumen alle Sassen, Und keine will sieb stören lassen vurck den Stundenscklag vom vurme, Oer bester über Oäcber und Bäume bellt Und wie ein Stein in seicbte träume fällt, vm Markt die breiten Linden scbweigen. Our das Brummen und Las Beigen Von tausend Bienen in den Zweigen Erfüllt dis Lukt, die mittagsstille. Vie Bitze zittert leis in seid'ner Bülle. Es scklafen Meister und Befinde Und ruken von der Arbeit aus. vis Stadt umspielen Sommerwinde, Umscbmeicbeln leise vor und Baus. va zieben als Störenfriede ein vurcbs vor vier Vettelmusikanten, Oie irgendwo bei Lier und Wein Sicb zum Spiel zusammsnkanden. Zerscblissene Böcks, geklickte Bosen, vis Büte gescbmückt mit Beckenrossn, Zerwüklte Besicbter und sonnverbrannt, Instrument und knotenstock in der Band, So pilgern sie die Bassen empor Zum Markt, weil da die Beicken woknen. vekmen dort ikre Instrumente kervor, probieren und blasen die Backen auk: Oe Lide! didel Lö, trä — 1ä, wau, wau . . . va wackt dis Kleinstadt plötzlicb auk. Kinder kommen in rascbem Lauf Und stolpern über das Vuckelpklaster. Oes Küsters Katze käkrl erscbreckt empor Und klücbtet eilends, niemand trauend. Vie Bäuser öffnen Zensier, Eür und Lor, vack ungewoknten Wundern sckauend Lin Walzer küpkt an den Siedeln entlang Und lockt aucb den letzten Scbläker keraus. Jungfrauen scbauen seknsücktig und bang vack einem Eänzer und dreier aus. In der Erompete Sckmettern und Locken, In des Bornes liebendes Werben Bukt der Bah gleicb dumpfen Blocken Sein: Wu wu, wu wu wu, wu wu wu, wu wu . . . komm drek dick, ick fükr dick, drek immer dick zu . . . Vock am ksllsten lackt in die gestörte Mittagsruk Vie Klarinette in springenden Eänen Und sckmeickeit, als wollte sie wieder versöknen: ve didel didel didel didel do, de dä, de dä . . . kleine Mädcken beben ikre Böckcken in die Bük', Und wiegen das köpkcken und strecken die Leincken, Und dreken sicb sckliehlick im Bingeireik'n. Verscklaf'ne Besicbter bekommen Leben. Oer Walzer weckt Erinnerung. Vie Ulten möckten sonst was geben, Wären sie nur einmal nock so jung, Um sicb im Walzertakte zu dreken Und sorglos in die Welt zu seken. Vas Lied ist aus. Vas Kupfer fällt Und füllt der Musikanten Eascken, Vergoldend ikre karge Welt Und füllend ikre §uselklascken. Ein Marsck erklingt. Sie zieben ab. Kinder sckwirren kintsrdrein, Und ein rosenroter Sckein Umstraklt den wunderlicken Zug, vis er im sckwarzen Lor zerrinnt. Verstoklen trägt der Sommerwind Bus der §erne einzelne Eöne In des Städtckens Mittagsruk: ve - - dä, - — de Lö - - wu wu, — wu - wu - Martin Weise, Dresden. Die Schanzenkundgebung soll versucht werden, die 1924 zum ersten Male IWM abgehaltene Kundgebung aus der Niethener Schanze zu einer bleibenden Einrichtung zu machen. Es soll die Not der Deutschen in Böhmen, dann aber, wo sonst ein stammverwandtes Volk in Grenz- und Siedlungsland in hartem Kampfe um die Erhaltung ihrer Sprache und Kultur ringt, an diesem Tage möglichst weit ausgreifend die Bewohner von Bautzen, Löbau und umliegender Städtchen und Dörfer zu einer gemeinsamen, über alle Parteiungen und Spannungen hinausgehenden großen Kundgebung zusammen rufen. Es muß aller Welt zum Bewußtsein kommen, daß in jenen Notgebieten sich unser eigenes Schicksal abspielt, daß uns diese Vorgänge aufs engste angehen. Es soll kein Volks fest sein, sondern ein Alarmruf: Wacht auf, die Not geht um! Es soll ein Stück Erziehung zum Willen zur Nation sein, der den Deutschen noch immer fehlt. Es möchten doch alle Führer im Volke sich mit den maßgebenden Persönlichkeiten in Verbindung setzen und im Spätsommer einen Tag schaffen helfen, wie wir ihn in der Grenzmark Oberlausitz nicht nur in Niethen, sondern an mindestens noch fünf anderen Stellen alle Jahre abhalten müssen. Unsre Brüder in Böhmen müssen sonst wahrlich an uns verzweifeln. Je stärker wir uns zeigen, desto weniger haben sie zu leiden, desto wirksamer unsre Hilfe zur Erhaltung wertvollsten Volkstums. Gerade die Oberlausitz hat besondere Aufgaben hier zu erfüllen, und hat sich in ihrer Gesamtheit doch erst wenig geregt. Man sah es auch an der Beteiligung an dem großen Hirschberger Deutschtumstag, wo außer einer Mädchengruppe aus Kamenz von Oberlausitzer Jugend nichts zu spüren war, während weit abgelegene deutsche Gaue in stattlicher Anzahl auftraten und ihre Jungmannen