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jeden Menschen, sei er auf dem Dorfe oder in der Stadt geboren, bedeutet der Heimatbegriff etwas Andersgeartetes, aber letzten Endes doch immer wieder dasselbe. Wenn auch die Heimat ein ganz persönlicher Begriff ist, so ist doch für alle Menschen das Temporäre gemeinsam, das Hineinerwachen von Kindheits erinnerungen in der Seele. Die Heimat ist das Land der Kindheit für den Einzelnen wie für die ganze Menschheit, deren Heimat sehnsucht auf das verlorene Paradies zielt. Sie ist aber auch Kraft quelle und Besitz von unverlierbarem Wert. Ein Moment von schwerwiegender Tragik ist aber die Tatsache, daß wir in dem Augenblick, wo wir die Heimat recht erkennen, sie gleichzeitig auch verlieren. Sie ist das Land, in welchem nur eine Sprache geredet wird, die Sprache der Wahrhaftigkeit und Güte. Sie offenbart uns geistige Wirklichkeiten im verhüllenden Feierkleid, durch das die Realitäten hindurchleuchten. Der Schauplatz der größten Dinge ist immer die tiefste Stille. „Alles ist Übergang zur Heimat hin." Wir sehen hier ein irdisches Bild, hinter dem sich ein schaffendes Wesen uns offenbart. Die Heimat ist die treueste und selbstloseste Dienerin unserer Seele. Der tiefe Eindruck dieses wundervollen Vortrags, der wohl in jedem Herzen stummen und doch so beredten Widerhall gefunden haben muß, dürfte der schönste und bleibende Gewinn für jeden Teilnehmer der Eibauer „Lusatia"-Tagung bedeuten. Bruno Reichard. ZtttauHettr Non D. Goldschmidt Preis dir, Stadt am Mandauslusje, Ferne Bergs dich umkränzen - Tausend liebe Flattsrglöcklsin Hell im Sonnenschein erglänzen — Mägdelein - wie bunte Blumen — Sishen fröhlich durch dis Straßen, Liebs, gute Sachssnmädchen, Preisen möcht Euch ohne maßen! Doch vorm Nathaus — qch wie einstmals — Ist es Wahrheit, ist es Plunder? Seh ich alte weiss Herren — Gibt ja heute doch noch Wunder! Kirchsnglocksn lieblich läuten — And ein Brunnen rauscht verstohlen, Kleins nette Schelmenherrchen Schlürfen — husch! aus zarten Sohlen. Abends, wenn dec Mond steigt nieder And die Wiesen rings sich feuchten, Taufend bunte Saubsrlichtchsn Elfenzarten Kleinen leuchten. Möchte ziehn in jene Bergs — Warum hab ich das verloren?! Warum haben tausend Schmerzen Mich — gerade mich erkoren?! Leftn Aanarrgeboie für rolcde una redn für rolche. Wenn du eine „Partie" machst, so beherzige folgendes: 1. Hilf das Gedränge in den Touristenzügen durch Rempeln und Nichtachtung der Schaffner verstärken! 2. Rede im Wagen so laut, daß jeder andere auch das Ziel der Partie weiß! 3. Brülle und gröhle recht laut im Freien, vor allem im viel zu stillen Walde! 4. Latsche recht durch Schonungen und Felder hindurch! 5. Deinen Rastort darfst du nur verlassen, wenn du ihn durch Eierschalen, Papier und andere Kulturnotwendigkeiten ver schönert hast! 6. In alleinstehende Bäume kritzle deinen Namen und andere Kleinigkeiten! 7. Pflücke so viel Blumen, daß du sie nicht mehr tragen kannst! 8. Auf Seltenheiten richte dein besonderes Augenmerk: denn diese brauchen nicht für andere stehen zu bleiben! 9. Überhaupt mußt du Naturdenkmäler recht zerstören, damit man 100 Jahre später ein Prachtwerk über die Kultur unserer Zeit schreiben kann! 10. Bei der Nachhausefahrt mußt du recht schreien, damit andere möglichst bald vergessen, wie schön der Tag war! Wenn du „wanderst", so ist dir folgendes selbstverständlich: 1. Es will jeder mit und der Schaffner sorgt schon für Platz! 2. Laß schon bei der Hinfahrt auf deinem Gesicht eine stille Freude liegen, damit der Tag doppelt schön werde! 3. Im Freien lausche auf die Stimmen des Waldes, genieße die Stille des Tales, die Weiten und Farben der Landschaft! 4. Schonungen und Felder seien dir heilig: denn viel junges Leben kann dein Schritt zertreten! 5. Dein Rastort muß sein und bleiben wie dein Inneres, nämlich rein und klar! 6. Bedenke, daß ehrwürdige Baumgestalten schon den Urahn erfreuten und noch Generationen nach uns grüßen sollen! 7. Freue dich an den Blumen wie an den Sternen des Himmels, d. h. laß sie dort stehen, wo Mutter Natur sie zu aller Freude hingestellt hat! 8. Aus Seltenheiten richte dein besonderes Augenmerk, und zeige sie nicht jedem Auchnatiirfreund: denn unser Kapital an Schönheit darf nicht noch mehr verringert werden! 9. Suche Naturdenkmäler auch mit deiner geringen Kraft zu erhalten. Sie werden dem Urenkel erzählen, daß wir ein schönheitsfrohes Geschlecht waren! 10. Der du so gewandert bist, laß dich nicht von denen stören, denen Pfingsten und Rummelplatzvergnügcn dasselbe be deuten! Heimatschutz-Nachrichten — Bl um en verkauf durch Kinder. Mit der Ein- setzung der Wandertätigkeit macht sich hier und da auch wieder eine Unsitte bemerkbar, nämlich der Verkauf von Sträußchen durch Kinder. Aus falschem Mitleid fallen immer wieder Spaziergänger herein und Kausen — oft zu unverschämten Preisen — die Blumen ab. Man soll durchaus nicht denken, daß es sich hierbei immer um notleidende Kinder handelt. Aus der eigenen Jugendzeit weiß ein jeder, daß es auch unter Kindern immer gewisse Moden gibt, so im Spiel, in gewissen Redensarten usw. Fängt ein Kind an einem Orte an, Blumen zu verkaufen, so machen es eben die andern nach. Die ganze Art und Weise, in der der Verkauf geschieht, spricht dafür. Unter wüstem Gebrüll: „Strauß gefällig, Maiglöckchen gefällig," rannten kürzlich am einfahrenden Zuge in Nieder- schlottwitz Kinder hin und her, für 15 Pfg. Maiglöckchen aubietend. Daß es sich um eine Mode handelt, erkennt man auch daran, daß in manchen Orten nichts davon zu merken ist, auch Stadtkinder können sich auf diese Weise nichts vcr- dienen. Es werden darum die Spaziergänger gebeten, diesen Unfug nicht noch durch Abnahme der Sträuße zu unterstützen. Sie würden dadurch indirekt zu Naturverwüstungen beitragen. Die Kinder rauben nämlich viel mehr zusammen, als sie vor aussichtlich loswerden. Es wäre auch von den zuständigen Stellen wie Schule, Polizei und Bahnverwaltung zu wünschen, daß sie der Unsitte entgegentreten. — Die Pfing st nelke. Wieder sind die schwarzen Felsen bedeckt von den hellroten Polstern der seltenen Pfingst- nelke (Viunüiu8 cae8iu8), auch Steinnelke genannt. Man meint, nicht das bescheidenste Gewächs könne dort Nahrung und Halt finden, und dabei kommt dieser Edelstein der Fels flora zum Vorschein und lockt mit seinem süßen Duft die Tagfalter. Deren Flügel möchte der Mensch sich wohl wünschen: denn meist an völlig unzugänglichen Stellen sitzen die Trupps der Nelken neben anderen Seltenheiten, wie Hügelmeister, Schmidts Habichtskraut, einigen Laucharten. Es ist gut so: denn gerade in den bevölkerten Strichen von Dresdens Umgebung sind diese Standorte, so z. B. im Plauenschen Grunde bei Dresden. Die Industrie vernichtet also nicht unbedingt den