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dichterischen Auswirkung nichts wollte, als dem Bolke Ideale zu geben und diesen Idealen zu dienen. In der großen Gartenhalle erwartete uns die Frau des Hauses, die Witwe unseres Dichters, eine Engländerin von Geburt, die uns in seinqeistiger liebenswürdiger Weise bewill. kommnete und gastlich bewirtete. Ein Stündchen lebendigen Gedankenaustausches vereinte die aus den Städten der Lausitz Herbeigeströmten mit den Gliedern des Hauses Polenz, das seit drei Lebensaltern bereits auf Cunewalde ansässig ist und dessen Ursprung bis zum Jahre N80 zurückreicht. Es ist wohl Pflicht eines jeden Deutschen, vornehmlich des Lausitzers, sich eingehend mit den Werken Wilhelm von Polenz' zu be- fassen. Weit über die Grenzen unseres Vaterlandes ist sein Name gedrungen, rühmt doch selbst Tolstoi den Roman „Der Büttnerbauer' als einen der besten Werke deutschen Bauerntums. Durch diesen Roman ist wohl sein Ruhm am stärksten gegründet, doch heischt „Der Grabenhäger" die gleiche Beachtung, ebenso der „Pfarrer von Breitendors", der starke Spuren des Einflusses von Moritz von Egidy, dem Dresdener Kämpfer und Dichter, zeigt. In „Wurzellocker" gibt er die Eindrücke seiner Berliner Zeit mit den Kämpfen und dem geistigen Ringen wieder. Seine Stellung zur Frauenfrage legt er in den Romanen „Thekla Lüdekind" und „Liebe ist ewig", sowie in der Novelle „Wald" dar. Man erkennt darin seine tiefe unbegrenzte Hochach tung vor den Frauen. Daß seine Dramen nicht den erhofften Erfolg gehabt, hat zu einer Enttäuschung seines Lebens bei getragen. Wir stehen dankerfüllt vor seinen Werken und schätzen die Größe der Ideen, die er uns gegeben, und die Stärke einer dichterischen Persönlichkeit, den Ernst seines Wollens, einem Volke zu dienen. Einer der Unseren im Lausitzer Land, ebt er unvergessen und erwachte wieder in lebendiger Kraft n denen, die eine Sonntagsfeierstunde in den Hallen verlebten, da seine Wiege stand. Helene Helbig-Tränkner. Eine Maienfahrt zur Neidburg- Iugendherberge Bahnhof Steinkirch—Hainhäuser—Eckersdorf—Neidberg! Der Anmarschweg zur Neidburg-Iugendherberge. Der Weg ist aussichtsreich, führt er doch aus der Tiefe des Queistales zur Höhe. Seine Ausblicke sind in anderen Heimaiswanderungen beschrieben. Heute soll es einzig und allein die alte Neidburg und die Joachim Pseilsche Jugendherberge sein, der unser Wanderinteresse gilt. Wir stehen innerhalb der neuen Jugend herberge auf historischem Boden. Alte Mauerreste und alte, noch vorhandene vergilbte Akten waren es, welche den Frei- Herrn von Minutoli-Woldegk in den Jahren 1875—1878 be- wogen, hier eine neue Burganlage entstehen zu lassen, welche allerhand Altertümer barg, die fleißige Sammlerhand aus der Nähe und aus der Ferne zusammengestellt hatte. Die alten Grundreste der ehemaligen Neidburg weisen auf ein Straßen kastell aus der Mitte des 14. Jahrhunderts hin, dessen Be- satzung aus einem Ritter mit seinen Mannen bestand. Vom hohen Bergfried, dessen schlank-trutzige Mauer wieder erneuert worden ist, schweift der Blick auf die Straßen, die vom Queis hinüber ins Böhmer- und Sachsenland streiften. Wegpolizei, gepanzert und geschient, hielt hier treuliche Wacht. Später soll hier, entgegen ihrer einstmaligen Bestimmung, ein grimmer Raubritter, Jobst von Kolditz, sich eingenistet und die Straßen unsicher gemacht haben. Der Laubaner Heimatsdichter, Fritz Bertram, hat das, was Historie und Sage von ihm überliefert hat, in ein Heimatsdrama zusammengefaßt, das an einem verregneten Mattage des Jahres 1925 anläßlich der Einweihung der Neidburg-Iugendherberge in einer tiefen Talschlucht seit- wärts der Burg in Szene gesetzt wurde. Zwischen den hohen schlanken Fichten erstand die Vergangenheit in anschaulichster Weise. Heute liegt die Stelle im dichten Tann einsam und verlassen. Doch auf der Neidburg herrscht reges Leben und Treiben. Iungmänner und Iungmädels schwärmen wie die Bienen durchs alteiserne Burgtor, vorbei an den alten Grab- steinen und dem alten Löwensteinbilde, das einst in Löwenbergs Mauern gestanden hat. Vom hohen Bergsried flattert ein Wander wimpel. Unter ihm aber singts und klingts. Wanderlieder,Wander sprüche und Wandersagen. Die Neidburg ist zum Sprung, breit geworden, von dessen Plattform wanderlustige Jünglinge und Jungfrauen in die Bergwelt des Riesen- und Isergebirges einwandern. Jin Morgenschalten des hohen Bergfrieds liegt die Knaben- und Mädchenherberge. Nachdem wir ein geringes Einirittsgeld entrichtet haben, treten wir in die Knabenbleibe ein. Groß der Raum. Bunt die Farben der Täfelung. Alter- tümlich die Balkendecke. Bildreich der Schmuck der Wände und Nischen. Ritterbilder aus alter Zett. Ein Heimatkünstler, Meister Rhaue, hat sie geschaffen, Malermeister Keiling, Lauban, die Räume farbenfroh und farbenfreudig ausgestattet. Ein Blick aus dem Nischenfenster in die Tiefe! Noch schöner und ausblicksreicher vielleicht von der Mädchenbleibe, noch um- fassender vom hohen Bergfried aus, der seine schlanke Säule zwischen den Fichtenkronen zur Höhe streckt. Drüben winken die Zinnen von Burg Tschocha. Drunten die Spiegelflächen der Talsperren. Um uns Waldkronen. Weit schweift der Blick in die Bergwelt hinein. Alte Bekannte grüßen zu uns herüber. Bon drunten ein Wanderlied. Ein Wandervogel trupp zieht hinaus. Hell klingen jugendliche Stimmen zum dumpfen Lautenklang. Der Wald rauscht ewig atmend seine Begleitmelodie. Glitzernd blinken die Queiswellen aus tiefem Tal. Ihr ewiges Wanderlied dringt nicht herauf zur Höhe. Willst du es hören, steig hinunter. Du wirst es nicht be reuen. An seinen Ufern hat der Wellschöpfer sein Wunder- buch aufgeschlagen. Schieferplatten sind seine Buchseiten. Ur- alt ist es. Neu nur sind seine Umschlagbogen aus grünem Waldmoos, verziert mit grünen Büschen und hohen Fichten. Einstmals, als die Neidburg eine alte mittelalterliche Straßen burg war, standen ihre Urahnen auf stolzer Berghöhe. Heute sinhs die Urenkel, die die neue Neidburg-Iugendherberge um- grünen und umrauschen. Werden und Vergehen! Vergehen und Werden! Das alte stürzt, es ändern sich die Zeiten und neues Leben blüht aus den Ruinen! Wir sahen das neue Leben, hörten Iungdeutschlands Jugend singen, statteten der neuen Neidburg-Iugendherberge einen Besuch an einem Hellen Maicntage ab. Wir scheiden. Abschiedswehend grüßt uns der Wimpel vom hohen Bergfried. Wir wandern weiter: flußaufwärts der Goldentraumer Talsperre zu. Das Queis tal mit seinen Schluchten und Gründen, seinen waldumsäumten Hängen, seinen flechtenüberzogenen Felsen nimmt uns auf. Heut ist unser Ziel das turmreiche Greiffenberg. Dort wartet der Zug, der uns der Heimat wieder zuführt. Wir kommen wieder. „Im Maien, im schönen Maien, hab ich viel noch im Sinn!" Plüschke, Lauban. Crn gerftttey crrvendNed Jetzt kommt die Nacht. Die müde Welt geht nun zum Schlummer ein. Wer wohl bedachi jein nennt ein Seit, schlaf unbekümmert ein. Manch einem ist der Himmelsraum sein Decke und jein Dach, dabei vergisst er noch im Traum des Tages Nngsmach. Das Sternenhssr steigt licht heraus in wunderbarer Pracht. Don Kindheit her hat mich jein Laus andächtig fromm gemacht. Es ist ein Gott in Majestät hoch über Lieb und Leid, Glück ward und Not von ihm gesät und hat von ihm die Seit. Sei du nur still nach Tag und Tat, lass dein geängstet Schrei'n; wenn Gott es will, wird deins Saat voll Kron' und Kränzen sein! Max