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dem „ästhetischen Grenzgebiet des Humors" entstammen. Und in der Tat: sein sonniger Humor ist von bestrickender Liebens würdigkeit, wenn er auch gegebenen Falls gelegentlich einmal ein wenig bissig werden kann. Die Wirkung des Dargebotenen wird durch eine vollendete und in seltenem Matze ausdrucksvolle Vortragsknnst verlieft. Das zeigte sich schon bei den beiden zu Gehör gebrachten Kapiteln aus Heustecher, die das Pennäler- und Studentenleben mit all seinen Freuden und jungen Leiden in höchst ergötzlicher Weise schildern. Große Heiterkeit verur sachten sodann köstliche Intima aus seinem Leben, die beiden Gedichte „Küchenkunst" und „Hurra, was kostet die Welt?" Weiterhin folgten prächtige Proben aus einem neuen Roman „Die Liebesfahrten des Herrn Oberlehrers Pökelmann", der sich noch unter der Feder des Verfassers befindet, aber dem „Heustecher" an Schlagkraft sicher nicht nachstehen wird. Den Beschluß bildeten die köstlichen und mit lebhafter Begeisterung aufgenommenen mundartlichen Lieder zur Laute, die der Be richterstatter bereits zweimal — in der Burggemeinde Oybin und gelegentlich der letzten Tagung der „Gesellschaft für Lau sitzer Schrifttum" aus dem Munde des Dichterkomponisten hören durfte: „Dr Hirschebrei", „Die Geschichte von'n klenn' Schneider" und „Mei Gummibanm". Wenn diese Zeilen dazu beitragen, die Aufmerksamkeit der lieben Lausitzer auf einen ihrer Besten zu lenken, so haben sie ihren Zweck erfüllt. Bruno Reichard. Berichte der Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Oberlausitz zu Bautzen WgelgrSver bei gaurrig Die Wegearbeiten im Seitschener Hay neigten sich ihrem Ende zu, als am 4. Mai erneut an der künftigen Wegböschung ein Grab (XVII) angeschnitten wurde, das oberirdisch nicht als Hügelgrab mehr kenntlich war. Fünf noch zum größten Teil erhaltene Gesäße konnte Herr Bürgermeister Iatzke-Gaußig bergen. Höchst unglücklich gestaltete sich die Aufdeckung des Grabes XVIII. Die bereits bis zu einem Meter Tiefe abgegrabene Wegstrecke zeigte durchaus natürlich und ungestört lagernde Kiese. Auch waren diese nochmals mit der Sonde durchsucht worden. Nur in der Mitte des geplanten Fahrdammes stand noch ein Baumstumpf mit weit verzweigten Wurzeln, den die Arbeiter nicht ohne großen Zeitaufwand mit Axt und Säge beseitigen konnten. Man spannte daher Pferde vor und zog den Widerspenstigen heraus. Ein Ruck — und außer dem Wurzelwerk tauchten zahllose Scherben im Kiese auf. Unter dem Baumstumpfe hatte ein Grab in der außergewöhnlichen Tiefe von 1,50 Meter gelegen, dessen Gefäße, die allerdings schon nach den alten Brüchen zu urteilen, durch die Baum wurzeln zerscherbt waren, nun vollends durcheinander gerieten. Ein Borwurf kann nicht erhoben werden, im Gegenteil muß man heroorheben, daß die Arbeiter sofort sämtliche Scherben und Knochenreste überaus sorgfältig aussammelten, so daß nach einer Stunde bei Eintreffen der Gesellschaft fast kein Scherblein mehr umherlag. Die Durchsicht der Gefäßreste zeigte, daß ein außergewöhnlich reiches Grab von 20 Gefäßen hier durch eine unglückliche Verkettung der Umstände zerstört worden war. Die Hälfte der Gefäße wird sich wieder Herstellen lassen, von dem Reste sind so viel Teile vorhanden, daß wenigstens ihre Form zu erkennen möglich sein wird. Die Knochenteile weisen auf eine Doppelbestattung hin, ein erwach senes und ein kindliches Individuum waren hi,r beigesetzt. Am 8. Mai wurde die riesige Steinsetzung (Grab XVI) weiter nach Norden verfolgt. Sie erstreckte sich noch über weitere 12 qm. Ein Oberflächenfund verdient ganz besondere Beachtung. Uber der noch ungestörten Steinpackung lag eine eiserne Lanzenspitze von 10,8 Zentimeter Länge, Schaft tülle und Mittelgrad sind noch wohl erhalten, das ganze Stück aber ist mit dickem Rost bedeckt, durch den auch zahlreiche Ouarzkörnchen angcbacken sind. Es bedarf daher einer sorg fältige» Konservierung. Außerdem wurden Scherben von sla- vischem und auch von einem seltsamen Gepräge gefunden, das wir noch nicht kennen. Der Oberslächenfund ist uns abermals ein Beweis für die schon früher erhärtete Tatsache, daß in den Hang der Hügelgräber Nachbestattungen aus späterer Zeit eingesetzt wurden. Haben wir diese nach der Topfware als slavisch angesehen, so wird durch den Beifund einer durchaus germanisch anmutenden Lanzenspitze neben einem Wellenlinien- schorb und zahlreichen seltsam rauhen Scherben diese Ansicht abermals in Frage gestellt und dos Problem wieder in nächste Nähe gerückt: Haben wir nicht unter unseren spätslaoischen Schecbensunden, ebenso wie in Schlesien neuerdings erst erkannt, .germanische zu suchen? Jedenfalls kennen wir aus slavischer Zeit bei »ns noch keine einzige Lanzenspitze. Durch viele Zentner Feld- und Granitsteine von dieser oberflächlichen Nachbestattung getrennt lag nun in 80 Zenti meter Tiefe ein von Baumwurzeln völlig zerscherbtes Grab der jüngsten Bronzezeit. Ein granitener Reibstein war bei gegeben. Zahlreiche Schalen, Näpfe, Krüglein und Tassen kamen zutage, darunter ein winziges Kugelgesäß mit finger hutgroßem Halse, das hohl und nicht vom Sande erfüllt war. Kleine Knochensplitter steckten darin. Ausfälligerweise fehlte eine Knochenurne gänzlich, die Neste der Toten waren über das ganze Grab verstreut. Vermutlich handelt es sich um eine Brandschültung Dank dem Entgegenkommen des Herrn Grafen Schall- Riaucour wird es möglich sein, noch weitere Teile dieses Gräberfeldes zu untersuchen, das bereits so hochwichtige For schungsergebnisse lieferte und Fragen aufwarf. Dr. Frenzel. Lur WeaerauMküung der germanischen «räbettelSes von Zsuernick bei MMr Von Dr. W. Frenzel, Bautzen Die Oberlausitz ist nicht besonders reich an Funden aus germanischer Vorzeit. Immerhin können wir bis jetzt an 15 verschiedenen Stellen Nachweisen, daß hier während der ersten Jahrhunderte n. Ehr. die Burgunden gewohnt haben, denn wo wir ihre Gräber finden, dort dürfen wir auch in der Nähe die Wohnstätten suchen. Außer diesen Siedlungsfunden haben wir noch eine weit größere Anzahl von Einzelfunden, insbesondere von römischen Münzen aus jener Zeit, die wir jedoch nicht als Quelle zur Erkenntnis des germanischen Wohnbezirkes in der Oberlausitz gelten lassen können. Sind wir somit gegen über den zahlreichen Gräberfeldern und sonstigen Siedlungsspurcn vorchristlicher Jahrhunderte in der Oberlausitz bei der Erforschung der Germanenzeit ungünstig gestellt, so gewinnt jeder neue Fund, den wir erheben, um so größere Bedeutung und um so bedauerlicher war es bisher, daß wir nicht wußten, wo das germanische Gräberfeld von Jauernick lag. Es war im Dezember des Jahres 1771, als im Steinbruchc des Gutes Niesner, unweit des Iauernicker Berges auf Frieders- dorf zu, Steine gebrochen wurden. Als man die Erde abdeckte, wurde in '/« Elle Tiefe eine große Anzahl Tongefäße entdeckt, die immer in gewissen Abständen voneinander entfernt waren. Bei jedem Gefäße lag allerlei Eisenzeug, darunter stets mindestens eine Lanzenspitze, aber auch eiserne Äxte wurden bei einigen Gefäßen entdeckt und bei verschiedenen eiserne Messer, sowie ein eiserner Pfriemen. Die Eisensachen wurden von den Steinbrechern aufgelesen und mitgenommen, während die Tongefäße in Unkenntnis ihres geschichtlichen Wertes zerschlagen wurden. Die Fundstücke kamen in den Besitz der Oberlau- sitzischcn Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz, welche sie als Leihgabe an das dortige Museum abgab. Es sind nur kümmerliche Reste der ursprünglichen Funde, denn der alte Bericht spricht von über 60 Lanzenspitzen allein, von denen sich nur zwei erhielten, desgleichen zwei Äxte, zwei Messer und ein Pfriemen. Durch die Beigabe von Lanzenspitzen bei