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Hauses, im Alter von 81 Jahren 1919 auf Krobnitz verstarb. Dieser hatte acht Söhne, welche alle in den Weltkrieg zogen. Fünf von ihnen blieben auf dem Felde der Ehre. Ihre Namen trägt das schlichte Denkmal: Oberltnt. Wilh. v. Roon, Ltnt. Günth. v. Roon, Oberltnt. Waldemar v. Noon, Major Albr. v. Roon und Major Walter v. Roon. Nur drei kehrten wieder heim, der jetzt Alteste Major a. D. Gerhard v. Roon, dann Major a. D. Moritz v. Roon und der jüngere Wolfram v. Roon, ehemaliger Divisionspfarrcr im Felde. Major Moritz v. Roon, ein ehemaliger Offizier der Halber stadter Kürassiere, wohnt in Reichenbach O.-L. und bewirtschaftet das Majorat seiner Gattin, einer geborenen von Seydemitz. Sie ist die Enkelin des früheren Oberpräsidenten von Schlesien in Breslau, dessen Denkmal in Reichenbach errichtet ist. Ihr Vater war Landeshauptmann der Oberlausitz. Der erste, welcher von den fünf gefallenen Enkeln des großen Generalfeldmarschalls sein Leben dem Baterlande opferte, war Wilhelm von Roon bei den 2. Grenadieren. Am 28. August 1914 fiel er bei Moislaines in der Nähe von Cambrai auf dem Bormarsche nach Paris. Er war auch der einzige, der nicht in die Heimat überführt werden konnte, da der Kirchhof durch starken Beschuß vollständig vom Erdboden verschwand. Albrechl von Roon, der älteste unter den acht Brüdern und der Gatte der verstorbenen Dichterin Carola von Roon, fiel am 8. März 1916 beim Angriff auf Verdun im Rabenwalde als Major und Bataillonsführer. Fünf Kinder trauern um ihn, als einen guten Vater, und zwar vier Töchter und der jetzt 18 jährige Majoratsherr Graf Hans Albrecht von Roon. So hat Carola von Roon Schweres im Kreise ihrer Familie und ihrer Anverwandten erfahren müssen. Mit Würde und Mut chat sie alles tapfer ertragen als deutsche Frau, als treue Mutter mit dem Opfermute derer von Roon. In dem idyllischen Parke im „Friedenstale" an der stillen Begräbniskapelle mag sie sich in mancher Stunde der Wehmut und Trauer Trost und neue Kraft geholt haben angesichts des Standbildes ihres ruhmvollen Großvaters, der hier in der ländlichen Stille seiner Lausitzer Heimat ebenso in tiefer Waldesstille ein schönes Fleckchen zur letzten Ruhestatt gefunden hat wie sein großer Kamerad, der Gründer der deutschen Einheit, im Sachsenwalde. Was mögen ihr die Worte gesagt haben, die unter dem Stand bild zu lesen sind: „Die richtig gewandelt, kommen zum Frieden und ruhen in ihren Kammern." Jes. 57, 2. In der Kapelle selbst kündet eine Tafel neben dem Christuskreuze: Hier ruhet Albrecht Graf von Roon, Kgl. Preuß. Generalfeldmarschall weiland Kriegsminister und Ministerpräsident. * 30. April 1803 ch 23. Februar 1879 Off. Ioh. 14, V. 13. Und auf der anderen Seite trägt eine zweite Tafel den Wortlaut: Hier ruhet Anna Gräfin von Roon geb. Rogge. * 8. September 1818 ch 8. März 1885. Off. Ioh. 2, B. 10. Tiefer Frieden liegt über dem schmucken Rotziegel- und Granitbau der schlichten Kapelle. Das Tal aber, in welchem sie steht, heißt mit Recht das Friedenstal. In das Gedenken, dem diese träumerisch-schöne Stätte dient, mischt sich die Er innerung an große schöne Zeiten. Nur wenige wandern hier vorüber: denn nur wenige wissen um dieses beschauliche Fleckchen Lausitzer Heimat und seine Bedeutung. * * * Vie Dichterin Larola von voon Carola von Roon ist keine Lausitzer Dichterin im heimatlichen Sinne, und doch ist sie als Lausitzer Dichterin anzusprechen. Nicht deshalb nur, weil sie in der Lausitz lebte, sondern weil die Schönheit der Heimat gerade in dieser Frau mit ihrem feinen, verständnisinnigen Sinn für die Herrlichkeiten der Natur Anteil hat an den prächtigen Gedanken, die sie auslöste. Still und verträumt wandelte sie dahin; und dennoch immer das Auge offen für alles Große und Wunderbare, das diese Welt zu offenbaren weiß. Sie lebte dem Geist und dem Sinn allen Daseins. Und wenn sie sich auch schüchtern vor den Menschen verbarg, so waren sie ihr doch nicht fremd. So wie sie bis ins Feinste und Wunderbarste der Natur und des Alls drang, wie sie sich eine goldene Brücke zwischen dem Irdischen und einem höheren Sphärenreichtum schuf, so fand sie die Brücke zwischen dem zarten Rhythmus ihres Herzen und dem Lärm der Welt, nie überhebend, nie stolz herabblickend und doch erhaben, aber immer demütig, bewundernd, mit prophetischer Ahnung emporblickend zum Quell goldenen Lichts. Sie wurde eine theosophisch-philosophische Dichterin, die in einsamer Ab geschiedenheit ihre Gedanken auf die geheimen Dinge der Schöpfung lenkte, nicht aber, um mit menschlich-wissenschaftlicher Neugierde die Geheimnisse zu ergründen, zu enträtseln und zu lösen, sondern um ihren tiestn Sinn zu erfassen, den kein Mensch vernunftgemäß verstehen kann. Nur im Gemüt einer Dichterin wie Carola von Roon, nur im Herzen einer solchen Mutter und schwergeprüften Frau, aber auch nur in der Brust einer so tapferen Kämpferin für alles Schöne, Gute und Wahre konnte solchen Empfindungen Aufnahme zuteil werden. Sie fühlte sich erdgebunden durch ihr Dasein und doch ätherbe schwingt durch ihren Geist. Das läßt sie selbst erkennen in den Worten: Mirre Wolke Schwimmende kleine Wolke, hoch im Luftozean, seiner, aus Licht gebauter, weißbewimpelter K,ahn: Als ich nach oben schaute, wie sie vorüberglitt, trug sie ins Tiefumblaute meine Gedanken mit. Und meine weiße Wolke verwehte im Äther weit . . . und mein Gedanke floß in die Unendlichkeit . . . Dieser Wunsch und diese Sehnsucht, losgelöst zu sein vom Irdischen, spricht sich auch aus in dem kurzen Gedicht: kr irrt eine Zeftnencht im M Es irrt eine Sehnsucht im All durch Erde und Pflanze und Tier. Träumend im Echohall horcht meine Seele nach ihr. Es irrt eine Sehnsucht im All, schweifend vom Ich ins Du . . . Drängend wie Wogenschwall strömt sie mein Herz mir zu . . . Nicht grübelnd und im Ungewissen sich selbst zermarternd tritt die Dichterin an diese hohen Fragen heran, sondern mit dem Bewußtsein eines festen Halles an ihrem Glauben und ihrem Gott. Sagt sie das eine Mal: Weiß mich über allen Wandels Leidensnot aus Nacht und Tag. Denn in starken Weltenrhythmen trägt mich Gottes Herzensschlag, so weiß sie ein andermal sehr treffend und kurz zu sagen: „Religion bedeutet: Wurzelbewußtsein im Unendlichen" oder: „Religion ist in ihren Anfängen Gottesfurcht, in ihrer Voll endung Gottesliebe". Wenn auch die Dichterin sich scheu vor der Welt zurück zog und vielleicht nur einem Menschen, nämlich dem Seelsorger von Melaune, PastorlFröhlich, hin und wieder gewährte, tiefer