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sämtliches Geschütz und zerstörten die kunstvollen Wasser leitungen. Seit dieser Zeit liegt das Schloß endgültig in Trümmern. 1813 weilte Napoleon zwei Tage in Stolpen, bewunderte die Festigkeit der Mauern und befahl, die Verteidigungs werke wieder instand zu setzen, aber die Entwicklung des Krieges hinderte die Ausführung des Werkes. Seitdem hat Stolpen Ruhe behalten und seine zerbrochenen Mauern sind nur noch stumme Zeugen der Nichtigkeit irdischer Größe und Macht. Die Baulichkeit, die unser unmittelbares Interesse weckt, ist der bereits erwähnte St. Johannis-Turm, der auch noch am vollständigsten erhalten ist. Er ist drei Stockwerke hoch, und jedes von ihnen enthält ein Gemach mit gewölbter Decke. Die vier Fenster, die nach den Himmelsrichtungen gehen, sind tief in die ungeheuren Mauern eingelassen, so daß die Räume nur spärlich erhellt werden. Die Spitzbogen türen sind so niedrig, daß man gebückt hindurchgehen muß. Der oberste Raum führt den merkwürdigen Namen „Der Richter Gehorsam". Diese drei Räume bewohnte einst die Gräfin von Cosel, die hier fast 50 Jahre lang in nicht allzu enger, aber doch strenger Haft gehalten wurde. Wilhelm Heydrich.' In nächster Nummer folgt eine kurze Aufzeichnung der asten Geschichte der Stadt und Burg Stolpen. Es ist dies als eine Er gänzung des vorstehenden Aussatzes anzusehen. Die Schriftleitung. Vorn Wandern „D Wandern, Wandern, meine Lust! —" wie ost hab ich's gesungen. Das Wandern hebt des Menschen Brust und stärkst Herz und Lungen. Nimm drum den Wandecstab zur Hand, das Aänzel aus den Kücken, vergiß beim Streifen durch das Land die Sorgen, die dich drücken. Du aber, Jüngling, denke dran, gar ernst sind unsre Seiten, sei nicht ein Geck als Wandersmann, laß Tand und Eitelkeiten. Die Sipfelmütz, den Firlefanz tu weg, das Band, dis Feder. Du gehst doch nicht zum Faschingstanz, Den Spott hat oft ein jeder. Stör nicht den Frieden dec Natur durch Lärmen und durch Schreien; Verfolgs nicht des Wildes Spur, sei sittsam auch im Freien. Sing hell ein Lied in frohen Ksihn, ein deutsches Lied beim Wandern, Du kannst auch harmlos lustig sein und freuen dich mit andern. Den Tabak und den Alkohol mußt du beim Wandern meiden, Fort mit dem Giftl Du kannst dich wohl mit Wasser auch bescheiden. Sei freundlich, ehr des Landmanns Brauch' und grüße froh die Leuts. Schon Wiesen, Felder, Wald und Strauch, sie sind der Menschheit Freuds. Hast du die Heimat wirklich lieb, so schütz sie allerwegen, dann wird dir auch dein Wandertrieb zu rechtem Heil und Segen. Emil Meißner, Kreischa. Carola von Avon Lum Wmgang Oer Dichterin Eine tiefe sinnige Dichterin der Lausitz ist heimgegangen zur ewigen Ruhe. Viel zu früh für ihr Schaffen und zu früh an Jahren. 3m Alter von 49 Jahren ist Frau Carola von Roon, geboren am 3. April 1877 als Freiin von Seckendorfs, die Erb-Herrin von Krobnitz und Döbschütz am Sonntag, dem 25. April, in den Abendstunden im Sanatorium Obernick bei Breslau einer Lungenentzündung erlegen. Der Heimatfreund fühlt sich bei dieser Trauerbotschaft zunächst an die herrliche Stätte versetzt, die in ihrer idyllischen Schönheit der verstorbenen Dichterin so manchesmal die Samm lung innersten Empfindens und den Schwung göttlicher Stimmung gewährt und verliehen haben mag, so wie es aus ihren Werken wiederklingt. Entzückend schön uud friedlich liegt das Tal der schwarzen Schöps, von der aus dem Wanderer ein prächtiger Weg durch das „Friedenstal" am Schlosse Krobnitz vorüberführt. Hier haben die Herren von Roon ihren Erbsitz. * * * Dir Pamiiie von hoon z«, Mvnitr Schon vorher, in Meuselwitz, hält der Wanderer seine Schritte an, um vor einem Denkmal, einem jener vielen Zeugen aus großer Zeit, andächtig stehen zu bleiben. Aus Lausitzer Granit ist dieses schlichte Ehrenmal errichtet, welches die ein drucksvollen Worte trägt: Helden, gefallen im Ringen Deutschlands um Ehre und Sein. Nie darf ihr Name verklingen, Heilig soll er uns sein. Ehrfurchtsvoll liest der Wanderer die Namen auf den 3 Tafeln und fünfmal tritt ihm der Name Roon entgegen. Es sind Enkel des großen Kriegsministers und Generalfeldmarschalls Grafen Albrecht von Roon, dessen ältester Sohn, der General leutnant z. D. Graf Waldemar von Roon, Mitglied des Herren»