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Är.11 Gbsrlaufltzer He!matzeitung 145 Schloß Stolpen Wanderer, der in Dürr- röhrsdorf die Arnsdorf— Pirnaer Bahn verläßt und die Straße nach Osten einschlägt, den bläulich am Horizont dämmernden Bergen entgegen, erblickt nach kurzer Zeit in nicht allzu großer Entfernung ein graues, von Türmen gekröntes Gemäuer, das von einem sanft an steigenden Berge herab die umliegende Ebene beherrscht. Je mehr er sich nähert, desto deutlicher erkennt er, daß die Türme, bis aus einen, gebrochen sind, daß die Fenster leere Höhlungen, die anscheinend so trotzigen Mauern nur noch imposante Überreste einer einstmals gewaltig starken Bergfeste sind. Wir haben die stattlichen Ruinen einer der größten deutschen Burgen vor uns, die des alten Bergschlosses Stolpen, das im Laufe der letzten acht Schloß und Stadt Stolpen aus der Vogelschau (Fliegeraufnahme) Jahrhunderte verschiedentlich eine be merkenswerte Rolle in der Geschichte unserer engeren Heimat gespielt hat. Geologisch interessant durch die auf fallenden Basaltbildungen des Burg berges,bildet das Schloß in seinen Über resten ein Musterbeispiel mittelalter licher Festungsarchitektur. Die Anlage bestand aus drei Höfen, die durch Zug brücken miteinander verbunden waren, in die man aber erst durch eine mit tiefen Li. säkSävä-XEi.ec, ökviEtt u. eöaLienv-u.1. Gräben, starken Brustwehren und gewölbten Toren versehene Vorburg, die Klengelsburg, gelangen konnte. Der erste Hof enthielt neben dem jetzt verschwundenen St.-Donats-Turm die Maklerkammer, den Marstall, den Kornboden und eine große Zi sterne. Den zweiten Hof umgab die Hauptfeste, rechts einen dickenTurm, die „alte Schössers!", links den be- berühmten St.-Iohannis-Turm, der von 1716 bis 1765 der Gräfin von Cosel als Gefängnis diente. Der dritte Hof endlich enthielt die eigent lichen Herrschaftsgebäude, die aus dem Uhr-(Saiger)Turme, dem De stillierhause, in dem die Kursllrstin Anna ihr berühmtes Aquavit Her stellen ließ, dem Siebenspitzenturme, dem Brunnenhause mit dem 82 m tiefen Brunnen, dem Kunstturme und der Kapelle bestanden. Diese große Zahl von stattlichen Gebäuden gibt einen Begriff von dem Umfange der Anlage,in deren halb zerfallenen, halb erhaltenen Räumen wir wie in einem offenem Buche lesen.