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ftügelgräver vei gsurrig Die Untersuchung der Hügelgräbergruppc im Seitschener Hay bei Bautzen, welche durch die Anlegung eines neuen Weges nötig wurde, scheint durch ihre besonderen Ergebnisse mehr als örtliche Bedeutung zu gewinnen. Am 29. April teilte nachmittags 5 Uhr Herr Graf Schall- Riaucour auf Gaußig mit, daß in seinem Forst erneut Gefäße aus vorgeschichtlicher Zeit gefunden worden seien. Mittels Kraftwagen war es möglich, bereits V«6 Uhr an Ort und Stelle zu sein und die Abendstunden noch zu Lichtbildaufnahmen und Rettungsarbeiten zu benutzen. Am künftigen Wegrande war eine große Zahl vorgeschicht licher Gefäße entdeckt worden. In enger Packung standen die Urnen mit ihren Beigefäßen zusammen. Ausfälligerweise ent hielt dieses Grab (XIV) mehrere Knochenurnen, deren anthro pologische Untersuchung erst nachweisen wird, ob hier unter einem gemeinsamen (längst verfallenen) Grabhügel mehrere Tote zur Ruhe bestattet worden oder ob einzelne Körperteile gesondert in den Urnen beigesetzt sind (Tcilbestattung). Auch die Möglichkeit, daß Reste von Opfertieren oder von Toten nahrung uns in dem einen oder dem andern Gefäße erhalten blieben, muß genau geprüft werden. Am 30. April wurde dieses Grab noch vollkommen unter sucht und ein neues (XV) mitten auf dem geplanten und be reits eingeebneten Wege aufgedeckt. Auch dieses Grab enthielt formschöne Topfware, die allerdings durch Raubgrabungen und Kiefernwurzeln stark zerscherbt war. Dabei wurde aber ein bronzener Fingerring entdeckt, der neunfach gewunden ist. Tiefgrüner Edelrost bedeckt das schöne Fundstück. Mag dieses auch einen Schmuck in seiner Art gebildet haben, so ist doch noch ein praktischer Zweck diesem Ringe zuzuschreiben: Für vorgeschichtliche Zeit ist die Kenntnis von Bogen und Pfeil nachgewiesen. Beim Abschnellen des Geschosses schlägt die Sehne mit großer Kraft an das Bogenholz, vor ihrer Wucht muß der den Bogen innen umspannende Finger geschützt werden. Ober ihn wird daher im vorgeschichtlichen Europa und noch heute bei vielen primitiven Außenvölkern eine Schutzplatte oder — in ihrer Wirkung gleichartig — eine Schutzspitale gelegt. Eine solche scheint unser Ring aus Grab XV zu sein. Am l. Mai wurde ein weiteres Grab in der Wegböschung angeschnitten und von der Gesellschaft für Borgeschichte im Beisein von vielen Freunden und lieben Gästen untersucht. Ein Stein pflaster von 26 Quadratmeter Ausdehnung wurde freigelegt, eine Arbeit, die ohne unsere freundlichen Helfer unmöglich gewesen wäre. War dieses Grab zwar auch schon durch Be wuchs und alte Grabungen gestört, so waren doch, wie der Augenschein lehrte, große Teile dieser Steinpackung noch in ihrer ursprünglichen Lagerung. Deutlich zeichnete sich eine streng radiale Anordnung säulenförmiger Steinblöcke ab, die umstellt und ausgefüllt war durch zahllose Kleinsteine und unterlagert war von zentnerschweren Blöcken. Inmitten der strahlenförmigen Steinordnung lag das eigentliche Grab, welches noch überdies durch eine regelmäßige Steinkiste angedeutet war. Eine große Urne mit ausladendem Rande und einer Fingertupfenleiste auf dem Schulterstück enthielt ursprünglich die verbrannten Reste der Toten; leider war mitten in das eigentliche Grab eine Kiefer gepflanzt worden und hatte durch ihre starken Pfahlwurzeln die Gefäße verdrängt und zerstückt. Daß aber dieses Grab einer Frau angehörte, ersahen wir aus der Beigabe einer Kornmühle, einer auf der Oberseite durch das Mahlen völlig geglätteten Granitplatte von bortförmigem Grundriß. Auffällig war das Vorhandensein von graphitierter Tonware, die im Ende der Bronzezeit (1000 v. Ehr.) noch selten ist und zu den schön gefärbten bunt schillernden Krüglein und Urnen der Billendorfer Zeit überleitet. Das Hauptergebnis der bisherigen Grabungen auf diesem Hügelfelde aber ist der Nachweis, daß sich unter den Grab hügeln des Seitschener Waldes dieselben Formen der bronze zeitlichen Totenbestattung vorfinden, wie auf den Flachgräber- seldern des Lausitzer Ackerlandes. Steiusetzung wie Beigaben sind durchaus gleichartig. Man darf daher die schon früher ausgesprochene Vermutung zur Sicherheit erheben, daß unsere Flachgräberfelder, soweit sie nicht Reihenbestattung aufweisen, ehedem Hügelgräberfelder waren, die aber von unserer Feld wirtschaft als störend empfunden und beseitigt wurden. Als Hügelgräber erhielten sich die Grablegungen nur dort, wo seit undenklichen Zeiten Wald bestand. Mit dieser Erkenntnis kommt uns aber sofort und notwendig eine zweite: Wir konnten mehrfach in dem ursprünglichen Abhange der bronze zeitlichen Hügelgräber slawische Nachbestattungen seststellen, die bei der verhältnismäßig geringen Größe der Grabhügel keine Skelett-, sondern Brandbestattungen allein sein können. Ebnete nun der Landwirt Hügelgräber mit solchen Nachbestat tungen, die natürlich hoch liegen, ein, so mußte er in erster Linie diese zerstören, erreichte aber die tiefer liegenden bronze zeitlichen Gefäßstellungen nicht. Wir dürfen uns daher nicht wundern, daß wir die Form des Totenkultus der Vorväter unserer Wenden nicht scharf erfassen konnten, ihre Gräber hat der Landwirt zerstört, als er die Hügel auf seinem Acker ein ebnete. Andernteils erklärt sich uns heute auch das öftere Vorkommen von slawischen Scherben auf den bronzezeitlichen Gräberfeldern: Sie sind die letzten Reste von Nachbestattungeu aus zerstörten Hügelgräbern. Die Zustände der Frühzeit unserer Lausitzer Kulturen sind nur schwer zu erkennen, jeder, der einen auch noch so unscheinbaren Fund meldet, hilft an diesem wahrhaft heimat lichen Werke! Dr. Frenzel. Büchermarkt Durch den Vcrlaq der »Oberlausitzer Heimatzeitung", Alwin Marx, Buchdruckerei u. Zeitungsverlag G. m. b. H , Reichenau Sa., sind zu beziehen: Die Geschichte der Burg Robnau. Wilhelm Herrmann. 3. Auslage. — 60 M. Die drei Kammachergehilfen, ein lustig Spiel von R. Hille. -.65 M. Das Vorkommen des weißen Storches in Oftfachsen. Wolfgang Makatsch. —.75 M. Zehn volkstümliche Lieder in oberlausitzer Mundart mit Melodien (auf Postkarten) von Rudolf Gärtner. IM. Der Kottmar und feine Sagen. Otto Schöne. 2. Auflage. -.50 M. Oybin-Sagen. Otto Schöne. 2. Auflage. -.50 M. Aebrlaufitzer Loft. 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