Volltext Seite (XML)
— bei den in einer geradezu schamlosen Weise erfolgten Plünderungen dieser Kolonie durch Unbefugte, die zu einer völligen Abwanderung der arg gequälten Bügel führten, eben falls mit ausgeräubert, sodaß der von mir beabsichtigte photo graphische Brutnachweis bedauerlicherweise nicht mehr möglich war. Recht interessant ist der Brutnachweis des Großen Brachvogels, der in einer Anzahl von Paaren zwar weiter westwärts, im Schraden, nistet, in unserem Gebiet aber nur ein einziges Mal in einem einzigen Paar ebenfalls wieder um die Mitte des verflossenen Jahrhunderts von Robert Tobias brütend angetroffen worden ist. Aus späteren Beobachtungen unseres Bogels im Gebiet schloß man wiederholt zwar auf sein Brutoorkommen, doch dürfte es sich bei allen diesen Be obachtungen, wie ich sie selbst auch wiederholt machen konnte, um ziehende oder streichende Vögel gehandelt haben. Der Brachvogel beginnt mit seinem Brutgeschäft schon sehr früh- zeitig und verläßt, wenn er mit demselben zu Ende ist und die Jungen ihre Flugfertigkrtt erlangt haben und selbständig geworden sind, seine Brutgebiete und beginnt weit im Lande umherzustreichen, sodaß er oft schon Mitte Juni, wenn andere Bügel noch mitten im Brutleben stehen, wieder in Gebieten austauchen kann, die er vielleicht wenige Wochen zuvor auf seiner Rückkehr aus den Winterquartieren erst durchwandert hat. Diese Bügel lasten dann leicht den Gedanken an im Ge biet gebrütete auskommen; der Kundige nur wird sie durch ihr ganz anderes Verhalten von wirklichen Brutoögeln zu unterscheiden verstehen. Einige im Schrifttum niedergelegre Mitteilungen von einem Brutoorkommen des Brachvogels gehen auf Verwechselungen mit einer anderen Art, nämlich mit dem Triel, zurück, einem etwa gleichgroßen Vogel, der ein Bewohner sandiger und trockener Heidegegenden ist (im Gegensatz zum Brachvogel, der nur ausgedehntere, feuchte und sumpfige Wiesen bevölkert) und der in unserem Gebiet den Namen Brachvogel führt. Der Vogel, dem der Name Brach vogel in Wirklichkeit zukommt, ist ein Schnepfenvogel von etwa Krähengrötze, hochbeinig und mit langem, nach unten gebogenem Schnabel, er fällt an den Orten seines Borkommens immer durch seine klangvolle, in mancherlei Weise modulierte, an Flöterttöne erinnernde Stimme auf, die die Einsamkeit der von ihm bewohnten weiten Wiesen- und Brachlandschaft in wunderbarster Weise belebt. Ihm nahe steht die Schwarz schwänzige Limose, die User- oder Storchschnepfe, deren erst aus jüngster Zeit stammendes Brutoorkommen in unserem Gebiet 1924 erstmals mit Sicherheit nachgewiesen werden konnte. 1925 sah ich selbst das im Vorjahre beobachtete Paar nicht wieder, jedoch dürfte es nach den Feststellungen des Herrn Baron A. v. Vietinghosf in der unmittelbarsten Nähe des 1924 innegehabten Brutplatzes auch im vergangenem Jahre genistet haben. Ein zweites Paar traf ich Ostern bei Caminau an und sah es hier auch wieder zu Pfingsten, sodaß mit fast zweifelfreier Sicherheit anzunehmen ist, daß auch dieses Paar in unserem Gebiet gebrütet hat. Es wäre zu wünschen, daß diese schöne und interessante Art — ihr hiesiges Brutoorkommen ist das südlichste überhaupt — der Lausitz dauernd erhallen bleiben und daß sie vor allem auch an Zahl recht bald zu nehmen möchte. Denn das Vorkommen eines nur einzelnen Paares ist immer allerlei Zufälligkeiten ausgesetzt; erst, wenn ein Vogel in einer Anzahl von Paaren ein Gebiet bewohnt, ist die Möglichkeit seines dauernden Vorkommens eine größere. Ein von mir 1924 an dem Koblenzer Brutoorkommen beringter Iungvogel der Limose hat leider einen allzufrühen Tod gefunden, er wurde nach bereits etwas über Monatsfrist auf einem Teiche bei Schlüsselburg in Böhmen, 220 km südwestlich von seinem Geburtsort, geschossen. Der dritte, mir 1925 möglich gewesene Brutnachweis, der des Kranichs, war auf Grund von Feststellungen in den vor- hergegangenen Jahren zwar zu erhoffen, erfolgte aber unter etwas überraschenden Umständen an einer ganz anderen als erwarteten Stelle. Beobachtungen unserer Vögel im Mönau-Kauppaer Teichgebiet schon seit einer Reihe von Jahren deuteten zwingend aus ein Brutoorkommen daselbst hin und ich erwartete denn hier auch den Nachweis mit fast unbedingter Sicherheit. Er war aber bisher leider nicht möglich; 1925 konnte ich infolge anderer Aufgaben das Gebiet nicht besuchen und ob nun der Nachweis noch in Zukunft möglich sein wird, erscheint zweifel haft, nachdem einer von den drei sich hier aufgehaltenen Vögeln leider abgeschossen worden ist, während ein anderer in einem Eisen — wann hört der grobe Unfug dieser vogelmordenden Einrichtung endlich einmal auf? — eingegangen sein soll. Dagegen traf ich den Bogel an einer anderen Stelle, dort, wo mir auch der Brutnachweis des Brachvogels möglich war, als schon »seit altersher" brütend an; ein Herr, der das Gebiet mit bejagt, versicherte mir, daß er in ihm den Kranich als Brutoogel seit mindestens 20 Jahren kenne! Diese Tatsache ist doppelt interessant, sie zeigt uns, wie selbst ein großer und scheinbar gar nicht zu übersehender Bogel sich doch noch der wissenschaftlichen Feststellung und Registrierung zu entziehen vermag und wie die intensive Beschäftigung mit einem vogel- kundlich so gut durchforschtem Gebiet, wie es unsere Lausitz ist doch noch mit Entdeckersreuden gelohnt wird. Endlich erhielt ich auch sichere Angaben von einem wieder festgestellten Brutoorkommen der Graugans im Gebiet. Es scheint, als ob diese Art, die früher ein regelmäßiger und wohl auch nicht gerade seltener Brutvogel unserer Teichlandschaften war, immer wieder Versuche der Neuansiedlung unternimmt und das Bestreben zeigt, ihr Brutoorkommen auszudehnen. Und es wäre nur zu wünschen, daß man den zum Nisten verschreitenden Paaren sofort den ihnen stellenweise schon jetzt sicheren Schutz angedeihen lassen möchte. Eine sehr wertvolle Feststellung war auch Freund Weiß mantel möglich, einem in unserem Gebiete wohnenden und dasselbe schon seit vielen Jahren regelmäßig und systematisch durchstreifenden Bogelkundigen, dem wir eine sehr schöne Arbeit über das Vorkommen und die Lebensweise derZwergrohrdommel verdanken (Mitt. Ber. Sächs. Ornithologen 1, 5. Heft, 1924, S. 89—98). Er fand bei Grüngräbchen, seinem Wohnorte, den Fischadler brütend, einen Tagraubvogel, besten Nisten man zwar oft schon angenommen hat und das auch ich für sicher hielt, das jedoch nur aus früheren Jahren durch William Baer für eine Anzahl Orte der preußischen Oberlausitz nach gewiesen werden konnte. Der Nachweis durch Weißmantel ist der erste sichere Brutnachweis des Fischadlers für Sachsen. Andere meiner Feststellungen erstreckten sich aus die Ver breitung und die Verteilung verschiedener Arten in unserem Gebiet, auf Schwankungen und Wechsel in ihrem Bestände oder auf die Lebensweise einiger noch wenig bekannter Arten. So walteten z. B. die sehr versteckt und heimlich lebenden Rallen mit derartig überraschenden „Enthüllungen" auf, daß ich es vorzog, Freund Heyder, unseren verdienstvollen sächsischen Ornithofauntst für eine Bestätigung des Beobachteten heranzu ziehen. Auf alle diese Einzelheiten, so sehr dies auch reizen mag, heute hier einzugehen, würde zu weil führen, umsomehr als sich meine Untersuchungen immer mehr abrunoen und ich daher hoffen darf, sie in absehbarer Zeit zu einer abgeschlossenen größeren, vogelkundlichen Gesamtdarstellung unseres Gebiets aneinanderreihen zu können. Aber auch an dieser Stelle wird es mir wahrscheinlich später noch möglich sein, dieses oder jenes Vorkommen, die eine oder andere Frage noch etwas ausführlicher behandeln zu können. Ein Bild aus der heimischen Vogelwelt Der Kuckuck hat geschrien! ein Zeitungsredakteur der Welt wird in seinem Frage- Kasten von seinen Lesern mehr behelligt, als der N Kuckuck von den Menschenkindern. Keinem Zeitungs- manne werden auch unmöglichere Fragen oorgelegt, als dem rufenden Kuckuck. Die jungen Mädchen zählen aus seinem Rus die noch bis zur Verheiratung liegenden Jahre, die jungen Frauen die Größe des ihnen in der Zukunft be-