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erstcmdenes Lokal mutet der Sautzener Ratskeller von außen an. Llber das ist nur äußerlich, im vollsten Sinne des Wortes. Lritt man in den großen küklen Saum ein, der ein würdiges, käst feierliches Oepräge an sich trägt, so wird man sofort in den Seist der alten Zeilen versetzt, und man stekt im Sanne verflossener Jakrkunderte. Lils Llcktstern dekrttsicb ein schönes Sterngewölbe über dem Saum, getragen von einem achtseitigen granitnen Mittelpfeiler, um den sich alte, schmiede eiserne, kandgearbeitete Kleiderkaken ranken. Links kinten erkökt ein in wuchtigen §ormen gekaltenes Sükett die altertümliche Wirkung des Raumes. Zur rechten Sand aber erbebt sich, von Säulen umsäumt, ein um zwei Stuken erköktes Podium, im Volksmunde das Schaffst genannt. Sier sitzen die alten Sürger der Secksstadt noch beute gern des Sbends beim Sämmersckoppen, plaudern von vergangenen Zeiten und lassen ikren Slick über das belebte Straßenbild schweifen, das sich von diesem erbökten Platze aus in bunter Linschaulickkett dem Liuge des Sescbauers darbietet. feierlich und still ift's im Lokal, denn der gewaltige Saum verschluckt jede Onterkaltung, und auch vom tauche wird der Sesucker nicht geplagt, da aller stauch genügend Saum Kat, um sich spurlos zu verteilen. Von den Wänden aber schauen ernst und würdig bezopfte Satskerren, die Perücke auf dem Saupt und den Krückstock in der Sand kältend, und daneben spricht ein derbes Verslein in altgotiscksn Lettern vom Sumor verflossener Jakrkunderte. Ls mutz ein trinkfestes (Zesckleckt gewesen sein, das zu damaligen Zeiten kier ein- und ausging, Sittersleute und Satskerren, Sürger und kakrend Volk, vom 6e- danken der Trockenlegung nickt im geringsten ange kränkelt. Schon in frükster Zeit war Zecken im Keller kier der Sürger Sraucb. Man soll nickt mit dem Litten drecken, drum tkun's die keut'gen Sürger auch ist links von den §enstern zu lesen. Llnd rechts wird alte Satskerrnwürde und -Weiskett verulkt: Satskerren schon vor Kundert Jakren meist klüger nach der Sitzung waren. Vies wird, tritt nichts besondres ein, in 1000 Jakren noch so sein. Lin Sprüchlein links der Tur verkerrlickt den alten Landsknechtsdurst: Ob Sittersmann, ob Lanzenkneckt, ein jeder gern sein'n Schoppen zeckt. Ser Spruch rechts ist aber dem ekrsamen Sandwerk gewidmet: Zum guten Werk ein guter Lrunk macht (Z'setten krisch und Meister jung. Sie Söllenstrafs ewigen Surstes wird dem unekrlicken Sändler angekündigt: Wer schleckt wägt und mißt in dieser Zeit, den plag' der Surst in alle Ewigkeit. Llber dem Schanktisch prangen die Worte: LUIerlee aus dr Lieberlausitz, die vielleicht den bekannten Sialektdickter der Lausitz, Jokann Senatus (§reikerr v. Wagner) angeregt kaben, seine zwölfbändige Sammlung oberlausitzer Poesie und Prosa mit dem gleichen Lite! zu belegen. Liucb die Jugend kommt zu ikrem Seckt: Sie Jugend darf zu guten Werken sich dann und wann mit Sraunbier stärken. So grüßt von den Wänden manch launiges Sprüchlein und erzäklt vom Sumor und §roksinn ver gangener läge. Ser Sumor ist uns nach dem Karlen Kriegserleben verloren gegangen und der §roksinn ist dakin. Liber auch die krükeren (Zescbleckter batten so manche Mük- und Trübsal zu übersteken. Krieg, Srand und Pestilenz gingen nur zu oft durch die Stra ßen, aber immer setzte sich wieder der Witte zum Schatten, zur Selbstbekauptung und zum Wiederauf bau durch, und darum liegt auch in diesen listigen Sprüchen eine ernste Maknung, nie den Mut, die Zuversicht, den goldenen Sumor zu verlieren, der über alle Nöte und Schwierigkeiten kinwegkilkt. Linmal war die Zeit, da sollte der lZautzener Ratskeller selber untergeben. Sie §iliale Sautzen der Staats- und Städtebank der Oberlausitz entwickelte sich, sprengte die alten §esseln und suchte nack neuem Saum. Sa sollte der kistoriscke lZautzener Satskeller geopfert werden, um der Sank ein neues geräumiges Seim zu geben. Ser plan kam nickt zur Suskükrung. Seimatliebende Sürger wandten sich mit aller Lnergie gegen eine Preisgabe ikres Ratskeller, und sie durften unter dem Seikatt der gesamten Sürgersckatt einen vollen Lrkolg verbuchen. Ser Ratskeller blieb erkalten, zur §reude der Linkeimiscken, die noch keute gern ikren Sckoppen in dem alten, ekrwürdigen Saum, der Satstrinkstube von 1476 trinken, und der §remden, die dem kiftoriscken Saum ikren Sesuck abstatten. Seute kaben sich sogar die städtischen Körperschaften entschlossen, den unanseknlick gewordenen Wandan- strick mit den altertümlichen Verslein zu erneuern, eine Lirbeit, die eben in Lingriff genommen worden ist. Sann wird sich der lZautzener Satskeller in neuen war ben zeigen und sich würdig dem im vorigen Jakre instandgesetzten Seickenturm und altertümlichen Sat- kaus ansckließen, das ebenfalls im Vorjakre einen völlig neuen Lurm und einen neuen bunten Linstrick erkalten Kat, der es doppelt schmuck erscheinen läßt. Aus der Gberlausitz Waltersdorf. Die Gemeinde Waltersdorf an der Lausche hat es sich viel Geld kosten lassen, Straßenschilder in künstlerischer Ausführung von dem bekannten Lausitzer Kunstmaler Beit Krauß aufzustellen. Wir kommen aus die Straßentafeln später noch zurück. Leider war schon am ersten Tage die eben frisch in Zementsockel montierte Tafel „Auf dem alten Graben" von Unfugstiftern beschädigt und der Sockel demoliert worden. Der Polizei ist es schon am nächsten Tage gelungen, den Unfugstifier festzustellen. Es ist der 16 Jahre alte Herbert Schneider, Sohn eines hiesigen Einwohners. Es ist zu hoffen, daß mit aller Schärfe gegen derartige Bubenstreiche vorgegangen wird.