Volltext Seite (XML)
stammt aus einem Steinbruch unweit Görlitz und wurde auf einem Lastwagen, den die Stadt Görlitz leihweise zur Verfügung stellte, durch 12 Pferde bis auf den Hutberg befördert. Die Stadtverwaltung wollte das Überschreiten der Görlitzer Reitze» brücke nicht gestatten. Erst als die Ostritzer Bürgerschaft ver sprach, für einen etwa entstehenden Sachschaden aufzukommen, wurde die Überfahrt erlaubt. Der Sandsteinblock langte ohne weitere Zwischenfälle auf dem Hutberoe an und wurde an Ort und Stelle bearbeitet. Leider ist der Name des Meisters, der dieses Werk schuf, heute vergessen. Pfarrer Rolle sorgte durch eine weitere Stiftung für In standhaltung der Stationen und der Kreuzigungsgruppe. In feinem Vermächtnis bestimmte er, daß an den drei letzten Tagen der Karwoche am Kreuze sowie an den Stationen während der Nacht Lämpchen brennen sollen, ferner datz am Nachmittag des Karfreitag „nach den Mettengang" eine Prozession (Bittgang) nach dem Berge veranstaltet werde und „wenn der Wind nicht gehe", die nachmittägige Karfreitagspredigt am Hutbergkreuze gehalten werde. Der hochherzige Stifter war ein Ostritzer Kind. Sein Vater war daselbst Fleischer und Gastwirt und bekleidete viele Jahre das Amt eines Bürgermeisters. Pfarrer Rolle starb am 13. Dezember 1734 zu Reichstadt in Böhmen, wo er als Kreisdechant und erzbischöflicher Vikar amtierte. Unter der Ungunst der Witterung und auch durch mut- willige Hände hatten die Kreuzwegstationen sehr gelitten. Umso- mehr mutz es begrüßt werden, daß sich kürzlich arbeitslose Bauhandwerker freiwillig in den Dienst stellten und den arg beschädigten Kreuzwegstationen wieder ein würdiges Aussehen gaben. Die Kapellenbtlder entstammen den kunstfertigen Händen einiger Nonnen des Klosters St. Marienthal. Ausstellung von Ostereiern heimischer Volkskunst in Hoyerswerda Überlieferung zu ehren, alte Sitten und Gebräuche der gegenwärtigen Generation darzubieten und sie -WW kommenden Geschlechtern zu erhalten — mit dieser Zielsetzung und herzlichen Wünschen eröffnete Herr Landrat Dr. Lenoir die Ausstellung in der freundlich zur Ber- fügung gestellten Aula des Gymnasiums. Die „Gesellschaft für Heimatkunde" hatte, wohlgemeinten Anregungen folgend, die Vorbereitungen für eine Ausstellung von Ostereiern übernommen. Und was in bescheidenem Rahmen den zahlreichen Besuchern geboten wurde, sand großes Interesse und vielseitige Aner kennung. Friihlingsfreudiger Glanz breitete sich über die mit lichtem Grün geschmückten Tafeln aus und von dieser gleichen Unter- läge hoben sich die etwa dreihundert kleinen Kunstwerke in mannigfachen Farben recht wirkungsvoll ab. In drei Gruppen darf man sie ihrer Herstellung nach einteilen: 1. die geritzten Eier, die zugleich die schönsten Ausstellungs stücke darstellten. Es erhielten besondere Auszeichnungen: Herr M. Richter-Spohla, Frau Wogawa-Kühnicht, Herr I. Köhler-Seidewinkel, Herr Ehr. Richter-Skado, Frau M. Krautz-Hoyerswerda und Fräulein A. Drohla-Bluno. 2. die mit Hilfe von Wachs ausgeschmückten Eier. Die besten Darstellungen lieferten: Herr Ehr. Noack-Sabrodt, Herr 3. Noack-Sabrodt, Frau Bukow-Nardt und Frau Schurmann-Seidewinkel. 3. Die mit Scheidewasser hcrgesteltten. Frau Kasper-Grotz- Zeißig erhielt hier die Auszeichnung. Für die Prämiierung war vor allem die Wahl der Motive maßgebend, und es wurden die der wendischen Geschmacks eigenart am nächsten kommenden bevorzugt. Auch fand der Phantasiereichtum besondere Berücksichtigung. So sei an dieser Stelle der Kommission bestens Dank gesagt und zwar den Herren: Oberschullehrer Bracki, Architekt Handwerk und Tischlermeister Oswald Nikolai aus Hoyerswerda und den Landwirten Köhler- Seidewinkel und Richter-Spohla. Allgemein zeigten die Ausstellungsstücke nicht nur ver schiedene Färbung, vielseitiger war die Gestaltung durch zierliche Blumenornamentik ansprechende Bilder aus dem Leben der Haustiere oder des Waldes, Wiedergaben von Bauwerken unsrer Stadt, Benutzung einfachster Strichelung und durch Anwendung von humorvollen Motiven. Zugleich mag die Beschreibung der Eier Erwähnung finden. Da waren es Wünsche für ein „Fröhlich Ostern 1926," Widmungen: „Zum Andenken", „Zur Erinnerung". Andre wandten die gebundene Rede an: „Was mag das für ein Hühnchen sein, das uns dies Ei beschert?" „Ich habe ost an ihn gedacht und habe ihm ein Ei gebracht" und schmeichelnd: „Das schönste Fleckchen auf der Erde, das ist und bleibt doch Hoyerswerde!" Der 74jährige Großvater aus Kühnicht will uns noch gewinnen: „Rosen, Nelken, Marmor bricht, aber unsre Freundschaft nicht!" 1883 hat ein andrer Meister seinem preußischen Landesherrn seine ganze Liebe entgegenbringen wollen: Preußen ist mein Heimatland, wie ich es mit Stolz bekenne. Freudig hebt sich Herz und Hand, wenn ich es nur nenne." Das mit dieser patriotischen Widmung versehene Ei ent stammt dem Jahre 1883 und war durch einen Heimatgetreuen aus Erfurt zur Ausstellung übersandt worden. Die übrigen auf dieser Tafel ausliegenden Eier entstammten der gleichen Veranstaltung aus dem Jahre 1911, wo etwa 2000 Stück gesammelt worden waren, die jetzt ihr Dasein hoch oben im engen Dachstübchen fristen müssen und doch gern und oft sich volks kundlich Interessierten darbieten würden. Endlich seien freundliche Dankesworte den Wendinnen ent- boten, die den Besuchern durch ihre unermüdliche Tätigkeit die Herstellungstechnik vor Augen führten. All den Ausstellern aber wird hoffentlich durch den Verkauf ihrer Eier neben der Freude über das gelungene Werk ein geldlicher Gewinn zuteil werden. Und nachdem das Osterfest oorübergegangen ist, wird der Maienmonat die Maistangen erstehen lassen, wie sich eine in der Mitte des Saales so stolz erhob. Dann wehen die bunten Tücher an den Spitzen hoher, schlanker Kiefernbäume oben vom Schwarzkollmer Kirchberge, über den Dörfern des Elstertales. Und wenn sie niedergeholt werden, ist fast die Mitte des Jahres erreicht und das Blühen vorüber, das wir jetzt ersehnen. Georg Werchan. Von der Schwemme in Kamenz Bon Fr. Beruh. Störzner Eine Stelle, da am Felsenhange des Reinhardtsberges in Kamenz die Schwarze Elster vorüberrauscht, bezeichnet seit alten Zeiten der Volksmund als „Schwemme." Jener Platz erinnert noch an die Tage, da die ehemaligen Burggrafen von Kamenz im 12., 13. und 14. Jahrhundert die Gerichtsbarkeit in allen Angelegenheiten selbst ausübten. Der Ausspruch des gestrengen Burggrafen entschied über Recht oder Unrecht, über Tod und Leben. Es gab keinen höheren Gerichtshof im Lande, der das Urteil eines Burggrafen hätte aufheben oder auch nur lindern können. Streitigkeiten zwischen Vasallen endeten durch Zweikampf. Verbrecher und solche, die dafür gehalten wurden, führte man auf das Rügen- oder Rodeland bei Hein- richsdorf. Auf jener Richtstätte' stand die riesengroße Bild- säule Kaiser Heinrichs I. In der Rechten hielt das Kaiser- standbild das Schwert, in der Linken die Erdkugel (Reichs- apfel) mit dem Kreuze. Verstöße gegen Religion und Sitte hatte der Bischof zu rügen. — Zu den Todesstrafen gehörte auch das Verbrennen bei lebendigem Leibe. Eine andere war folgende: Der Verurteilte wurde mit einer Schlange oder auch mit einer schwarzen Katze in einen großen Sack gesteckt, den man mit Steinen beschwerte. Bon der Höhe des Reinhardts berges, ivo auch das Verbrennen der zum Tode Verurteilten vor sich ging, stieß der Henker alsdann den Verurteilten aus ein gegebenes Zeichen hinunter in den Elsterflutz, wo er seinen Tod durch Ertränken fand. Jene Art des Hinrichtens bestand