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Der Heiratsteufel Ein lustiger Roman aus der Oberlausitz von Richard Blasius 8s (Fortsetzung) „Woas wollt'n iähr?" sondierte Rieger den Boden, ehe er sich auf ihn stellte. „Doas wöß mer no nö," schnaufte der Kühbauer. Und der Bergbauer, der eine Art Borsprecher zu sein schien, erklärte: „Mär sein abn de Botterkommisjon, ond mär wolln ju orscht eench warn, ob mersch machn oder nö." Rieger schabte mit dem Zeigefinger seine Nase und brummle: „Doas ös abn su a Ding." Dann wandte er sich an den Buschbauer: „Woas meenstn du derzu?" Der zog den Kopf ein, zwinkerte mit den Augen und erwiderte schnell: „'s ös groad, wie D' soist. Nu freich, freich, 's ös abn su a Ding." Der Bergvauer fuhrwerkte mit seiner Rechten im Gesicht umher, wiegte bedächtig den Kopf und meinte: „Wemmer stch's su iverlät, 's wär ganz schien, wenn ons Weiber nö mi zo bottern brauchtn." Da kam dem Kühbauer ein Bedenken. „Aber wuhar denn danno de Botter nahm, die mer fer ons brauchn?" „Su vill Krieg« mer schonn vo der Molkerei," be- schwichtigte^ihn der Bergbauer. Aber Rieger pflichtete dem Kühbauer bei. „Wemmer glei a bschtömmtes Quantum kriegn, doas nutzt ons nischt e der Arnt, wu mer doach fer de Leut su ömvändch oill brauchn. Mit Margarin könn mer'n nö komm. Sonst schmeißn se eefach de Oarbeit hie." Auch der Bergbauer nickte beisällig zu diesem Einwande. „Nu ja, 's ös avn su a Ding, 's ös no nö spruchreif. Mer weeß nö, wie doas oaus soll gehandhoabt warn. Zoörscht meecht ees do richtg en Bild sein, wie doas oalls ver'ch giehn soll." „Hoa 'ch 's nö gsoit?" löste ihn der Buschbauer ab, „'s ös abn su a Ding, mer weeß nö, wie mersch macht." Rieger-August schwieg eine Weile, während der er das Für und Wider in seinem Kopfe erwog. Auch er war sich so im Handumdrehen nicht klar. Sympathisch war ihm die Neuerung nicht, wie dem Bauer me eine solche schnell einleuchtet. „Fech koan miech fer die Gschicht ne intressiern," begann er, „miär ös lieber, 's bleibt wie's ös. Do weeß ees, woas es Hot. Be dar neumodschn Sach muß ees aber ock sahn, wie's wörd." Der Buschbauer schnellte seinen Kops zwischen den Schultern hervor und fragte: „Du wiärscht also nö derfir?" „Nee, goar ne," erwiderte Rieger nach abermaligem kurzen Besinnen, „ond wie ös'n mit Diär, Bargbauer?" Der Gefragte schüttelte energisch mit dem Kopfe und erklärte, daß auch er keineswegs dafür sei. Berblüfft starrten ihn die kleinen Auglein des Busch bauers an. Der Kleine war ganz fassungslos und warf entrüstet ein: „Nanu, Du hojt doach aber derfir gredt. Wajgn Diär laujn mer doach ock heute zon Sonntg a der Walt röm." Doch trotz dieses Vorwurfs blieb der Bergbauer hart näckig bei seiner Meinung, daß er dagegen sei. „Ganzn guttchn goar dergegn," sagte er ausdrücklich. Der Riegerbauer sah gleichmütig von einem zum andern und sagte: „3a, woas wollter denn do? Do stömm mer eefach oab, ond iech denk, onner dan annern warn oh ne oill derfir sein, wenn miär vier dergegn sein." Da begann der Bergbauer mit den Achseln zu zucken und das Haupt hin- und herzudrehen. Der ganze Ober körper kam in wiegende Bewegung. Man wußte schon, das war das Zeichen, daß die Sache für ihn einen Haken hatte, der ihm tief im Fleische saß. Und da erklang es auch schon verlegen zögernd aus seinem Munde: „Stömm muß 'ch aber derfir." Jetzt war es dem August Rieger zu arg. Er hieb die Faust auf den Tisch, daß der Kühbauer erregt in die Höhe sprang. „Ja, woas soll'n doas amo wieder heeßn, Du Oalpzoil, meßt nö, woas D' poapn tust? Nu so woas vo an Moansbild hoa'ch oh no ne gsahn. Su a Pojatz!" Der große, breitschultrige Bergbauer war ersichtlich zusammengesunken. Der Vorwurf traf ihn nicht unvor bereitet, und doch wußte er ihm nicht zu begegnen, da er es selbst einsah. der Rieger hatte recht. Aber was war auch dagegen zu tun? Er saß nun einmal immer zwi schen zwei Stühlen, von denen der eine seine, des Berg bauers, Meinung darstellte, der andere aber die seines Eheweibes. Und dieser zweite Stuhl war aus härterem Holze gearbeitet. Da kam ihm der Kühbauer zu Hilfe, der in ähnlichen Nöten steckte. „A Hot aber rajcht," sagte er zum Rieger bauer, „Du kannst doas nö su verstiehn, weil D'Witwer böst. De Weiber sein s, die's Treibn verschütt machn. Kaum, doß se woas vo der Molkerei ghorrt hoan, wolln se doach oh schonn nemie bottern." Rieger schüttelte den Kopf und wandte sich an den Bergbauer mit der ungläubigen Frage: „Ond doas ös wörklch su?" Der nickte bekümmert, biß sich in die Lippen und er widerte: „Nu freich ös su." August wollte auch die Meinung des dritten hören. „Ond Du, Buschbauer, woas soist'n Du derzu?" Der Kleine zog den Kopf schnell wieder ein, daß die Schultern an die Ohren stießen. Wie unangenehm ihm das war, sich entscheiden zu sollen! Aber er wand sich wie eine Blindschleiche heraus, „'s ös groad, wie'ch gsoit hoa. 's ös abn su a Ding." Auf des Riegerbauers Stirn wurden dicke Zornes- adern sichtbar, und die Augen blitzten unter den buschigen Brauen drohend auf. Er war gewöhnt, gradaus seinen Weg zu verfolgen, unbeirrt, ob es ihm Schaden brachte oder nicht. Um die Meinung der Frauen hatte er sich schon gar niemals gekümmert. Und da saßen jetzt diese Schwächlinge da und wußten nicht, wo aus noch ein, weil ihre Weiber eben anders wollten als sie, die Männer. „Nu war'ch amo woas soin," eröffnete er seine don nernde Strafpredigt, „Euer Weiber sölln'ch en Hoals nei schäm, wenn se zo faul oder zo grußoartg sein, oas doaß se'ch versch Botterfoaß stelln wolln. Jähr aber, wennder Euern Weibvelkern nö miher Mores beibreng könnt, Jähr sedd e men Augn weiter nischt wie Woaschloappn. Kommt mer ock namo mit Euer Molkerei! Iech mach nö mit." Weit davon entfernt, die scharfen Angriffe übel zu nehmen, sagte der Kühbauer trocken, „wer keine Frau daheim sitzen habe, die ihm die Hölle heiß mache, könne eigentlich goar nicht mitreden." Der Bergbauer fühlte sich auch keineswegs beleidigt. Man faßte ein ehrliches Wort, auch wenn es in grober