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Das anthropologische Institut der Universität München ist mit der eingehenderen Ausarbeitung der Forschungsergebnisse noch beschäftigt. Aus dem Anschriftenverzeichnis geht hervor, daß Per sonen aller Berufe und Stände heute in einem Familienverband vereinigt sind. Wir sehen Schuhmacher, Schreiner, Drechsler, Bergleute, Schmiede, Arbeiter, Landwirte, Gelehrte, Kaufleute und Industrielle verzeichnet. Dem gegenseitigen Gedanken austausch und der Übermittlung der genealogischen Forschungs ergebnisse dient eine eigene Familienzeitschrift: „Nachrichten der Familie Hornschuch." Wir sehen in der Hornsckuch'schen Familienforschung einen be merkenswerten Fortschritt gegenüber ähnlichen Bestrebungen, die dem Zusammenschluß von Geschlechtern dienen. Diese For schung stellt sich ganz in den Dienst der Allgemeinheit und zeigt, wie praktisch, in der Tat und durch die Tat, streng wissenschaft liche Arbeiten gefördert werden können. In sich bildet die For schung ein Beispiel dafür, wie soziale Gegensätze überbrückt werden können. Wenn, um ein oft angewandtes Wort zu be nützen, Wiederaufbau geleistet werden muß, so wird die Arbeit innerhalb der Familie — als der Keimzelle des Staates — be gonnen werden müssen. * * * Im Verein für Geschichte der Mark Brandenburg hielt Dr. Wentz einen Vortrag über die durch Fontane (5 Schlösser, Heppenrade) bekannter gewordene Familie Krault in Berlin und Magdeburg, um an diesem Beispiel des 18. Jahrhunderts die demÄuftretengewifferpathologischerErscheinungen entstammende, verhältnismäßig schnelle Degeneration einer großen Familie zu zeigen. Die männliche Nachkommenschaft des magdeburgischen Amtmanns Andreas Krault 1661), die in den Urenkeln be reits erlischt, wurde in den einzelnen Vertretern charakterisiert. Die fünf Söhne des Amtmanns, sämtlich Beamte in hohen Staatsstellungen, repräsentieren den Höhepunkt in der Geschichte der Familie. Aus der Reihe der fünf Brüder ragt Johann Andreas hervor, der es in seinem Leben vom Berliner Kauf mannslehrling bis zum allmächtigen Bankier und Wirklichen Geheimen Staats- und Regierungsminister gebracht und als Beamter dem preußischen Staate große Dienste geleistet hat. Durch seine einflußreiche Stellung begründete er das kurze Glück seiner Familie in Berlin und Magdeburg. Mit dem Tode des Ministers (1723) beginnt der Stern der Familie zu sinken. Bei dem alten Johann Andreas zeigen sich schon Spuren zweifelloser Verrücktheit, die sich in einem barocken Geiz und geradezu lächer licher Furcht vor Dieben und Einbrechern äußern, Symptome, die in der zweiten Generation als Melancholie, Hypochondrie, Narrheit und Gedächtnisschwäche auftreten und einzelne Vertreter der Familie zum Ausscheiden aus dem Staatsdienste zwingen. In der dritten Generation steigert sich die krankhafte Veranlagung zur völligen Verrücktheit. Der letzte männliche Vertreter der Familie, ein Enkel des Ministers, durchirrt in geistiger Um nachtung jahrelang plan- und ziellos die Welt, um endlich im Wahnsinn zu sterben. Im Anschluß daran legte Staatsarchivrat Dr. Lüdekc eine im Auftrage des Vereins ausgearbeitete Denkschrift vor, die Richt linien für die Ausführung der geplanten Inventarisation der nichtstaatlichen Archive der Provinz Brandenburg festlegt. Biblio theksdirektor Dr. Hoppe wies auf die großen Gefahren hin, die der bekannten alten Kirche in Dahlem durch einen geplanten Anbau drohen. Die zweite Tagung aller brandenburgischen Geschichtvereine wird voraussichtlich am 16 und 17. Mai in Landsberg a. W. statlfinden. Kottewitz bei Großenhain. Das 460jährige Ortsjubiläum feierte hier die Familie Uschner. Zwar steht Jahr und Tag, wann Aßmus oder Asmann Ofener, der Ahnherr des Geschlechtes, Anderthalbhüfner in Kottewitz wurde, nicht genau fest, aber sicher geschah es zwischen 1520 und 1525. Von ihm an lassen sich die Nachkommen in Kottewitz lückenlos bis zur Gegenwart aufzeigen durch elf Geschlechter hindurch. Auf dem Stämmgut starb der Name 1706 mit Hans Uschner aus; aber nur auf dem Stammgut, nicht auch im Ort. Denn schon seit 1680 war Hans Uschners Bruder Michel Besitzer eines anderen Gutes im Dorfe und hat den alten Namen erhalten. Als nun am letztvergangenen Sonn tag der jetzige Stammhalter, der Gutsbesitzer und Bürgermeister Emil Uschner, umgeben von fünf blühenden Söhnen, seine silberne Hochzeit feierte, so verband er damit das 400jährige Ortsjubiläum seines Geschlechts. „Übrlausitzer Heemte-Oabend" 6m 10. März in Lärlitz Ls sckien reckt gewagt, trotz der §ülls der Darbietungen verstossenen und gegenwärtigen VVinterkalbjakrss eine Ver anstaltung zu bringen, dis „nur" Laben in keimatlicker Mundart vsrsprack. 6ber, unser Sottlisb batte sick's vorgenommen, den vielen Sörlitzer §rsunden der „Scklä'sMen Labende" auck mal in ausgssprocksn oberlausitziscker 6sds etwas aus berufenem Munds zu geben. Ob's gelungen ist? Dun, die Vesucker des l^onzertkaussaalss gaben wobt selbst dis Quittung darüber, denn mit, fast zu sagen, Lndackt lausckts man den vorerst besinnlicken, dann ins lebkaktsre übergebenden eignen vicktungen des Sckrikt- stellers I3udolk Lärtner lläellerau-vresden), der scklietzlick den Lorn der Heiterkeit sprudeln ließ und kier erst reckt sein Pu blikum fand. Oer „ricktiggsbsnde Dbriausitzer" dürfte bei dem gestrigen löeemte-OabenL voll auf dis Necknung gekommen sein, Senn was Särtner brockte, griff lebkakl binein ins Leben und Lrleben der Heimat und batte nickts Lekünstsltes an sick, war wirklick was aus der Heemle und nickt von jener Llrt mancker Leute, dis da mundarllick zu sckriktstellsrn vermeinen und nur kockdsutscks Ledankengänge glatt „übersetzen". — §r>. Ssrtrud Sold berg aus Libau i. Sa., sckmuck und niedlick in eckt ssUt- lausitzer Irackt gekleidet, sang zur Laute eine Dnzakl innig sinniger und sckerzkafter Lieder im Volkston, von Herrn Lärtner gesckrisben und vertont. (Lrkältlick im Verlag der „Oberlausitzer Heimat-Zeitung" oder durck jede IZuckkandlung.) vis anspre- ckends, klare Stimme und das gefällige Lskaben der Sängerin vereinte sick zum gelungenen Vollbringen. Herzlicker Heikaii dankte den Lrägsrn des Hesmts-OabsnLs. Lesesrüchte und Bausteine BauZen. Bei den Stützungsarbeiten für den Südflügel des Schlosses Ortenburg wurde ein 9 m tiefer Schacht in die Tiefe getrieben. Dabei wurden zwei Lagen von Holzkohle durchstoßen, die den Anschein erwecken, als habe man hier die Reste zweier einst zerstörter Burgwalle, die übereinander liegen, gefunden. Wenn sich dies bewahrheiten sollte, so müßte der ältere Wall aus der Bullendorser Zeit, der jüngere aus der Slaoenzeit stammen. Weitere Untersuchungen werden angestellt. — Bei Diehmcn bei Gaußig wurde ein Spinnwirtel aus vorgeschichtlicher Zeit auf dem Acker gefunden und von Herrn InspektorPartzsch der Gesellschaft für Anthropologie einqeliesert. — In der Sandgrube zuOstritz stießen Arbeiter auf ein Urnengrab, dessen Gefäße sie in der eitlen Hoffnung auf einen Goldschatz zerstörten. Die Fundstelle wird von Sachverständigen untersucht und im Laufe d.I. durch Grabungen erforscht werden. Bautzen. Entdeckung eines neuen Gräberfeldes auf Bautzner Stadtflnr. Aus dem Gelände der Krieger siedlung an der Löbauer Straße stießen die grundgrabenden Kriegsbeschädigten Hensel und Rohark auf zwei Urnengräber, die sie schonend dem Erdboden entnahmen, sie reinigten, die Scherben zerbrochener Urnen sammelten und den Fund durch Fernsprecher dem Stadtmuseum und durch ihre Kinder den Lehrern melden ließen. Die Gesellschaft für Anthropologie ließ in den nächsten Tagen das Gelände durch Dr. Herbach und Dr. Frenzel unter- suchen. Dabei stellte sich heraus, daß allein zehn Grabstellen erkannt und gerettet werden konnten. Die Form der Gefäße (Buckelurnen) weist dieses Gräberfeld in die Zeit des älteren Lausitzer Typus (1500—1200 v. Ehr.). Die Funde sind daher immer noch etwa um hundert Jahre älter, als die aus Troja II, der Stadt des Priamos. In 0,60 Meter Tiefe fand sich an der Erdwand eines Hausgrundes eine angeschnittene schwarz und rot gefärbte Schicht, deren Untersuchung ergab, daß hier in etwa 3 qm Ausdehnung