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Lesefrüchte und Bausteine Lübbenau. Wildgänse. In diesem Jahre halten sich sehr große Scharen von Wildgänsen hier auf. Die Lebensbedingungen sind durch den milden Winter sehr günstig. Die üppige Saat, die ihnen zur Nahrung dient, liegt schneefrei da, sodaß sie tagsüber weiter keine Beschäftigung kennen, als fressen. Am Abend ziehen sie dann zu Tausenden mit großem Geschrei in den Spreewald. Hier wählen sie solche Wafserplätze aus, die während der Nacht weiche Wasserpflanzen zur Äsung bieten. Die Wildgänse sind in diesem Jahre feist und werden von den Jägern gern erlegt. — Das Recht der Uraufführung der kürzlich vollendeten Sinfon ie in tt-moll des aus Bautzen stammenden Kompo nisten Dr. HansSachße hat Generalmusikdirekior Albert Goster in Mainz erworben. Die Ausführung findet im Oktober im Rahmen der Mainzer Abonnements-Konzerte start. — Wir beglückwünschen den jetzt in München lebenden Komponisten zu seinem Erfolge herzlichst. Seine vielseitigen, schönen Gaben haben ihn aber nicht nur ins Reich der Töne geführt, er ist als Graphiker uns wohl bekannt, im Kalender „Heimatgrüße Oberlausitzer Künstler" hat er uns schöne Bilder seiner Heimatstadt gezeichnet. — Bei Bautzen wurden auf der Flur des eingemeindcten Dorfes Strehla Herdgruben aus dem letzten Jahr tausend vor Christus entdeckt. Ein Mahlstein, Feuerstein werkzeuge, reiche Gebrauchskeramik und auch Reste von Be stattungsgefäßen wurden in den ovalen flachen Gruben gesunden. Die letzteren Scherben weisen darauf hin, daß die neu entdeckte Siedlung mit dem unweit gelegenen Gräberfeld Artilleriekaserne- Bautzen gleichzeitig ist. Zum ersten Male gelang es, die im Alltag gebrauchte Topfware der Lausitzer Vorbevölkerung einwandfrei zeitlich festzulegen. DieUntersuchungen werden von der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz (Bautzen) weitergeführt. Eingehender Bericht wird in der OHZ. erstattet werden. Die Funde gelangen in die Sammlung der Gesellschaft im Bautzner Stadtmuseum. — Ein wertvoller prähistorischer Fund ist in Form eines Urnenfriedhofes in dem unweit Breslau gelegenen Docse Stabel- witz gemacht worden. Wie durch den Konservator des Breslauer Museums, Dr. Tackenberg, festgestellt wurde, ist aus der Form, der Ausstattung und der Anordnung derTongefätze zu schließen, daß sie dort in der Zeit zwischen 800 und 600 vor unserer Zeit rechnung der Erde übergeben worden seien. Sie stammen nicht etwa von Germanen her, die erst um 400 vor unserer Zeitrechnung in Schlesien eingewandert sind, sondern von Bölkerstämmen, die von Süden her von der Donau nach Schlesien gekommen waren. Somit hätten die Urnen ein ehrwürdiges Alter von etwa 2500 bis 2700 Jahren. Man vermutet daß der Urnenfriedhof einen bedeutenden Umfang besitzt. Uber 30 Gräber sind bereits in Sicherheit gebracht worden. Kreblitz bei Luckau, 30. Ian. Vorgeschichtlich eFunde Schon im Dezember vorigen Jahres stießen Strafgefangene der Strafanstalt Luckau beim Stubbenroden auf Urnen aus prähisto rischer Zeit. Der Anstaltsdirektor ließ die Arbeiten einstellen und machte dem Landrat Freiherrn v. Manteuffel Mitteilung. Dieser benachrichtigte den Vertrauensmann für kulturhistorische Boden altertümer für die Provinz Brandenburg, Professor Dr. Goetze- Berlin, der eine sachgemäße Nachgrabung veranlaßte, die vom Archäologen O. Gander-Berlin geleitet wurde. — Es wurden Gesäße mit verbrannten Menschenknochen ans Tageslicht ge bracht, auch eine Feuerstelle freigelegt, auf der jedenfalls einstens die Totenfeuer stattgefunden hatten. — An Beigaben wurden gefunden ein Halsring aus Bronze mit eingestempelten Kreis- Verzierungen als Bruchstück, ein eiserner Gürtelbeschlag mit Haken, ein Hake» im kleineren Format und eine Schmucknadel aus Eisen. — Diese Beigaben aus Bronze und Eisen geben einen ziemlich genauen Anhaltspunkt über die Zeit der Beisetzung. Sie wurden bei den Germanen ungefähr in der Zeit 300 Jahre vor Christi Geburt gebraucht. Es ist di-s die sogenannte La Täne- Zeit, nach einer berühmten Fundstätte der Schweiz so bezeichnet. — Es haben also vor mehr als 2200 Jahren in der Gegend von Luckau Germanen vom Stamm der Westgermanen gewohnt. Die Leichen wurden verbrannt, die Asche in Urnen, schlichten Ton gefäßen, beigesetzt, dazu legten sie die Schmucksachen des Toten. Bei der Begräbnisfeier wurden Totenfeuer abgebrannt, daher die in der Nähe der Urnen befindliche Brandstelle. — Diese Funde sagen aus, daß die Nieder-Lausitz damals bereits von Germanen bewohnt war. Erst im 6. und 7. Jahrhundert nach Christi drangen vom Osten her die Wenden ein. — Ein zehnjähriger Prähistoriker. Aus Berlin wird uns geschrieben: Das Märkische Museum, das in diesen Tagen die Feier seines 50jährigen Bestehens beging und das nach mannig fachen Schicksalen eine bleibende Stätte in dem stilvollen Hoffmannbau gefunden hat, entwickelt sich, von dem Interesse der Berliner und aller Freunde der Mark und ihrer besonderen Eigenart begünstigt, immer weiter zu einem der bestgeleiteten, umfassendsten Institute seiner Art. Besonders die Lehrkurse, die mit Anschauungsunterricht Hand in Hand zu gehen pflegen, ver tiefen Kenntnis und Liebe zur Heimat. Für die verständnisvolle Art, wie an diesem Museum Unterricht erteilt wird, konnte Pro fessor Dr. Kiekebusch, der Vorstand der vorgeschichtlichen Abtei lung am Märkischen Museum, gelegentlich eines Festaktes im Berliner Rathaus eine sehr bezeichnende Geschichte erzählen. Vor einigen Jahren brachten ihm Arbeiter, die in der Nähe von Berlin Ausgrabungen vornahmen, prähistorische Schmuckgegen stände, die sie eben gefunden hatten, mit dem Bemerken, die Schmuckstücke gehö-en der älteren Bronzezeit an. Professor Kiekebusch war über diese mit großer Sicherheit vc>rg->brachte Be stimmung sehr erstaunt, umsomehr, als sie durchaus stimmte. Na türlich wollte er denn auch wissen, woher die Erdarbeiter ihre Weisheit hätten. Und da erfuhr er, daß ein zehnjähriger Junge, der um das Ausgrabungsfeld herumbummelte, die Gegenstände als aus der älteren Bronzezeit stammend erkannt habe. Professor Kiekebusch suchte den Knaben auf und bekam aus die Frage, wieso er eine immerhin nicht ganz einfache Bestimmung mit solcher unfehlbarer Sicherheit treffen könnte? Der Junge war um eine Antwort, die nichts zu wünschen übrig ließ, nicht verlegen. Da er den Gelehrten nicht persönlich kannte, gab er folgenden Bescheid, der seiner Berliner Schlagfertigkeit ebenso wie seiner prähistorischen Kritik das beste Zeugnis ausstellte: „Wenn Sie, so wie ich, ständig die Kurse des Märkischen Museums besuchen würden, hätten Sie gleich erkannt, daß es sich um Funde aus der älteren Bronzezeit handelt und hätten nicht erst lange Herumraten müssen." Der zehnjährige Prähistoriker spricht besser für das Märkische Museum als jede Werbeschrift. — Das Rauchen im Walde. In einer dem preußischen Land tag zugegangenen Novelle zum Feld- und Forstpolizeigesetz sollen nicht nur die Strafbestimmungen für Forstdiebstähle verschärft werden, sondern sie sieht auch eine Änderung des Rauchverbotes im Walde vom 15. März bis 30. September vor. Aus Verlangen des Staatsrates wird die Bestimmung dahin ergänzt, daß das Rauchen aus einer Pfeife mit Deckel nicht unter diese Be stimmungen fällt. Trebsen a. d. M. DasEndedesKol in berge s. Nachdem der dritte Steinbruch, dessen Abbau schon seit Jahren eingestellt war, wieder abgebaut wird, geht nun der Kolmberg langsam und stetig seinem Schicksal entgegen. Bon drei Seiten fällt ein Stück nach dem andern der Spitzhacke zum Opfer. Ein Stück Natur schönheit, ein Ausflugsort für viele Bewohner der Umgegend, ein Aussichtspunkt, von wo aus man bis zu den Türmen Leip zigs, bis zum Völkerschlachtdenkmal sehen kann, fast der letzte Ausläufer des Erzgebirges im sächsischen Tieflande, fällt der Hacke zum Opfer, um in Geld umgesetzt zu werden Nach neueren Meldungen soll dem Berge allerdings keine Gefahr drohen, doch berechtigen unsere Erfahrungen zu größtem Mißtrauen. Wenn Geld dabei zu verdienen ist, opfern heute noch wette Kreise Deutsch lands Heimatschönheit und Heimatwerte. Borna. Drohender Verfall einer alten Kirche. Die etwa um das Jahr t200 erbaute Kunigundenkirche in Borna, die nach Aussagen von Sachverständigen ein sehr seltenes Bei-