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1411 (Gurlitt, Zittau S. 90). Herrlichste Sternwölbung wendete schon Porter in Prag an, in der Kirche des Karls- Hofes (Neuwirth S. 455). Doch muß nach Kickton diese Wölbungsart weit älter sein. Die Ordenskapellen gingen sehr früh vom schweren Kreuzgewölbe, wie es im Haustein lande im 13. Jahrhundert angewendet wurde, zu neuen Formen über. Man verfügte nur über leichte, kleine Ton blöcke, für die man die Gewölbefläche in Sternmuster auf löste, deren Rippen aus kleineren Steinen bestehen und durch Lehrgerüste unterstützt wurden. Schon im 13. Jahr- hundert gab es flüssige Sterngewölbe, deren Gebrauch sich weit über Preußen ausdehnte. Vermutlich gleichzeitig mit der Kreuzkirche und sicher auch von böhmischen Künstlern wurde die schöne Stern wölbung im Zittauer Franziskanerkloster ausgesührt, im Kapitel- und im Vorsaal, die beide eine achteckige Mittel säule haben. Vom Kreuzgange sind nur noch 6 gewölbte Joche vorhanden (Gurlitt, Zittau S. 23, 181). ^Grfundriß des Kapitel- und Dorsaals im Franziskaner kloster zu Zittau Eine böhmische Eigenart (vergl. Neuwirth S. 542) an der Kreuzkirche sei noch erwähnt: die Männerköpfe als Kon solen, auf denen der achteckig geschnittene Triumphbogen ruht. Im Querschnitt gleicht die Kirche ausfallend der von Hirschfelde. Durch den Prager Einfluß haben Oybin und Zittau drei Werke der Hochgotik erhalten, wie sie in der übrigen Lausitz nicht häufig sind. Die nordischen Einflüsse in der Lausitzer Gotik Lehrte die Prager Gotik unsre Künstler die feinste Be arbeitung des Hausteins, so kam gleichzeitig von Norden durch die Bettelmönche eine Belebung und Nachblüte des Backsteinbaur, die durch nachbarliche Beziehungen Bautzen, Löbau, Kamenz und Görlitz erreichte. Rauda widmet den Lausitzer Backsteinvaulen einen besonderen Abschnitt und stellt an ihnen viele Beziehungen zu nordischen Städten fest (R., Bautzen S. 45ff.). Aus Mangel an Haustein halten die Bettelmönche um so lieber den Ziegelbau gewählt, weil sie durch ihn Geld und Zeit sparten. Neue malerische Wir kungen hatten sie erprobt, indem sie Umrahmungen durch dunklere Ziegel betonten oder hellgeputzte Flächen an schön gegliederten Giebeln vom Ziegelrahmen abhoben; in Bautzen benützten sie sogar Sandsteinrahmen für Türen und Fenster. Durch Blendbogenreihen in mehreren Geschossen beleben sie die Giebelflächen in leichtem, malerischem Aufbau und schließen sie mit sog. Katzentreppen ab. Bis in die Spät gotik liebte man diese Backsteinbauten, dann kam zum Ein fluß des Nordens auch noch der Breslaus. Schon hier seien diese späteren Giebel angesührt: Michaeliskirche zu Bautzen, Stadtkirche und Klosterkirche (2) in Kamenz, Klosterkirche (Oberkirche) in Görlitz. Der Hochgotik gehört als bestes Werk der Ostteil der Mönchsruine in Bautzen an. Er ist ein reiner Backsteinbau, der die Länge der Kirche verdoppelte und mit gradem Thor abschloß. Besonders wird daran die konstruktive Feinheit in der Verklauung der Maßwerkstücke bewundert; das Maß werk sei verwandt mit Ehorin und Angermünde. Rein und scharf geformt ist ein Backsteinfries unter den Fenstern, eine zweiblättrige Ranke, fast wie in Angermünde und nach gebildet am Klosterturm in Löbau. Das Strangprofil der Dienste erinnere ebenso an Löbau wie an St. Johann zu Brandenburg. Noch weitere Einzelheiten verweisen auf den Norden und ermöglichen die Bestimmung der Bauzeit um 1400. Höchst eigenartig sind die topfarttgen Schallgesäße, die in den Ecken der Kirche zur Verbesserung der Akustik eingemauert sind. Von der Michaeliskirche gehört nur der Chor (drei Acht eckseiten) in die Zeit um 1430 und die Sakrtsteitür, ebenso die Grundmauern und Sakristeigewölbe (Vierecksterne) der L.ebfrauenkirche. Diese Sternwölbung ist also nächst Zittau die früheste der Lausitz. An den Wehrbauten wird der Ziegel zur bequemen Wöl bung verwendet, nur selten griff man zum Formstein (Rauda, Bautzen S. 48). Schönen Blendschmuck weist der stattliche Bauernturm auf, kurz nach 1400 erbaut, nach der Art von Ehorin. Auch Zinnen und pyramidale Helmbildung am Wendischen Turm erinnern an märkische Vorbilder. Das treffliche Sandsteinrelief einer Kreuzigung (bald nach 1400, Nr. 199 wohl ein Meisterzeichen) schmückt das Nordlor des Schülerturmes. Daß die Bautzner Mönchskirche in Löbau an der Iohanneskirche in einigen Formen nachgeahmt wurde, ist schon erwähnt (Fries am Turm und Dienste im Langhaus). Charakteristisch für Mönchskirchen werden um 1400 die schlanken Türme (vergl. auch Zittau und Görlitz, hier der Mönch genannt). Beachtenswerter als in Löbau ist die hochgotische Bau tätigkeit in Görlitz. Hier ist zuerst die eoang. Oderkirche anzusühren, deren Chor 1371 neugebaut und 1381 über wölbt wurde. Er ist aus 7 Seiten des Zwölfecks geformt, denen ein siebenteiliges Gewölbe entspricht. Die Ziegel rippen sind im Querschnitt dreioiertel-kreissörmig, mit vor- gelegtem Steg, und haben seitlich tiefe Kehlen. Sie werden