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und in den Niederungen der Altmark, auch ein Beispiel in Prosek i. Böhmen. Frühgotische Chorräume haben Türchau, Oppach, Schön berg, Penzig, Ober-Horka, Nieder-Seifersdorf; frühgottsche Sakristeien sind in Friedersdorf b. Zittau, Bernstadt, Berz dorf a. E., Herwigsdorf b. Löbau. Hier wie in Hirschfelde u. a. liegt der Fußboden der Kirche tiefer als der Friedhof. Bei der Peter-Paulskirche zu Hirsau 1083—91 vertiefte man ihn mit Absicht. Bon den srühgotischen Anlagen sind sonst noch zu erkennen Kleinschönau, Königshain b. Ostritz (Tonnengewölbe unterm Altar), Wittgendorf, Milkel, Pohla, Schmölln, Elstra, Schwepnitz, Oberoderwitz u. a. Auch Seitendorf zeigt wohl am Pönal (außen rund, innen Spitz bogen) den Übergang um 1250. Seine Schutzheilige Maria Magdalena deutet auf den Zusammenhang der Gründung mit Marienthal (1244). Die Zeitspanne ber Lausitzer Frühgotik liegt zwischen 1230 und 1350. Bald nach 1230 treten ihre ersten Formen auf, die um 1280 schon in Blüte stehen und 1330—50 eine wesentliche Weiterentwickelung erleben. Neu erfreuen ; in Buchform find die kürzlich zum Abdruck in der ; : „Gberlausitzer Heimatzeitung" gelangten Arbeiten ; Die 3 Kunttnaiherseyttfen : Lin luftig Spiel nach Gottfried Kellers Erzählung von Studienrat N. Hills, Bautzen zum Preise von SS Psg. : Als viertes Heft der Gberlausitzer Heimatftudien: : Das Vorkommen ves wettzen Gtoritzes M «ftsuGfen i von Wolfgang Mokatfch mit einer Llbsrsichts-Karts ; und statistischen Tabellen zum Preise von 7S Pfg. Eine weitere Neuerscheinung: D e letzten Vrutmonrk n ; Schwank in einem Auszug von Wilhelm Friedrich, Deichsnau (Eigenverlag des Verfassers) kann ebenfalls durch den Verlag der Gberlausitzer Heimatzeitung bezogen werden. A" Mr bittsn um Adressen von im Auslands lebenden Gberlausihsrn l Schon manche der im Auslande lebenden geborenen Gberlausitzer sind eifrige Leser der Gberlausitzer Hsimat-Aeitung und dankenswerte Zuschriften von diesen zeigen dis Hoch schätzung dieser einzig dastehenden Heimatzeitschrift. 21m nun auch weitere fern von der Heimat weilende Gberlausitzer mit der Heimatzeitung bekannt zu machen, bittsn wir unsere geschätzten Leser, uns Adressen von Verwandten und Bekannten, die im Auslands ihren Wohnsitz haben, bald gsf. mitteilsn zu wollen. Mit verbindlichem Dank im Voraus und heimatlichem Grust Geschäftsstelle der E>. Äeichenau i. Ha. Der Häuseldochter von F. Rösler-Schirgiswalde Weshalb der Mann diesen Namen trug, weiß ich nicht. Ich habe ihn nie anders nennen hören. Manche Leute meinten, er heiße so, weil sein Vater ein Bäcker war, der ein kleines Haus besaß, um das er ihn gebracht hat. Er kam jeden Monat zu meinem Vater, um ihn zu „besuchen", die Mutter beachtete ihn gar nicht. Sie ließ ihn 'ühlen, daß sein Besuch unerwünscht war. Der Vater hieß ihn aber jedesmal willkommen. Er bekam Kaffee und Brot und einige Zigarren, und beim Fortgehen steckte ihm der Vater gewöhnlich I oder 2 Mark zu, ohne daß es die Mutter merkte. War er zur Tür hinaus, so sagte sie gewöhnlich: „Nur wie du den Menschen immer da lassen kannst." „Latz ihn doch", wehrte der Vater, „'s ist mein Schulkamerad". Damit war die Angelegenheit bis zum nächsten Male er- ledigt. Der Häuseldochter stammte aus einem Nachbardorfe. Er war ein Mann in den Fünfziger Jahren. Sein Außeres empfahl nicht gerade. Im Sommer kam er barfuß in abgetragenen, vcr- wachsenen Kleidern. Hatte er Schuhe an, so klafften sie gewiß an einer Stelle auseinander und bewirkte, daß der Fuß ohne Strümpfe darinnen steckte. Einen Kragen trug er nie. Sein Auftreten war gewandt. Er sprach riesig „gebildet", das will heißen, hochdeutsch und gelehrt. „Wenn ich nur seinen Kopf hätte", sagte der Vater manch mal. Uns Knaben flößte dieser Mann trotz seines schäbigen Anzuges stets Achtung ein. Niemals wagten wir ihn zu necken. Der Häuseldochter hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Seine Eltern waren brave Bäckersleute und bewohnten ein winziges, hübsches Häuschen. In der Schule überragte der Junge alle seine Mitschüler an Auffassungsgabe. Das Lernen war ihm Spielerei. Kein Wunder, daß den Eltern von allen Seiten ge sagt wurde: „Den Toni müßt ihr studieren lassen." Die Mutter war vernarrt in ihren Jungen und bestimmte den Vater zum Nachgeben. „Wer soll denn das Häusel Kriegen und Bäcker werdey?" hatte er oft gesagt. „Mir Han doch ack 'n Tonl und 's Annel." Aber diese Bedenken waren bald zerstreut, 's Annel mag heiraten und kriegt 's Häusel und Tonl wird e Dochter (Doktor)", entschied die Mutter. Und so wurde es. Tonl besuchte die Hochschule und studierte die Rechtswissenschaft. Selbstverständlich hieß er überall der „Doktor". Der Vater rackerte sich mit seiner Arbeit ab und auch die Mutter plagte sich nach Kräften, nur um den Doktor studieren zu lassen. Die arme Annel duldete still und weil es für sie zu Hause nicht genug zu tun gab, ging sie in eine Fabrik. Ihr Verdienst wanderte in die Tasche des Bruders. „Kriegst alles wieder, Annel," tröstete der Bruder, der nun ein flotter Student geworden war. Wie es nun einmal ist in der Welt: der Doktortonl, so wurde er damals geheißen, geriet in schlechte Gesellschaft und gegen diese hilft kein Gescheitsein. Und während er in Prag ein lustiges Leben führte, ging's daheim bergab. Um seinen Verdienst zu erhöhen, buk der Alte die Semmeln kleiner als sie sein sollten und auch das Brot war leichter wie wo anders und nicht mehr so gut wie früher. Kein Wunder, daß die Kundschaft abnahm und die Einnahme schlechter denn besser wurde. Der Vater sah das Unheil kommen. Sechs Jahre war der Tonl schon Student. „Er könnt' längst fertig sein", meinte der alte Oberlehrer. Wenn der Alte den Sohn beim Ferienbesuch fragte, wie lange das Studium noch dauere, so hatte der Doktor allerlei Ausflüchte. Denn reden konnte er wie ein Buch, und er redete so lange und so gelehrt, bis der Alte sich duckte und zugab: ,,s' wird halt schon so sein. Du mutzt's doch wissen, Toni.' Eines Tages nun kam wieder ein Bries vom Doktor. Dem Vater graute es jedesmal, wenn Tonl schrieb. Wußte er doch im voraus, was da drin stand. Geld brauchte er, immer wieder Geld.