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aus tausend und einer Nacht aus dunklen Erdtiefen aufgetaucht zu sein. Jeder Pflasterstein, jeder Dachziegel in luftiger Höhe ist winter. und rauhsrostversilbert. Kristallplatten winziger Eis- Kristalle decken die winterkalten Mauersteine. Allüberall funkelt, gleißt, blitzt, flimmert und schillert es im schneeigen Weiß, im funkelnstcn Frost. Doch wie eine schützende Hand den Deckel einer geöffneten Schatztruhe schnell vor unberufenen Augen zuschlägt, so gewährt uns auch der Winter nur kurze Zeit den Anblick der blitzenden Iuwelenschätze des Rauhreifes. Die Sonnenstrahlen lasten den flüchtigen Schmuck auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Ob ein neuer Wtntermorgen uns die schimmernde Pracht noch ein- mal beschert? Wer weiß. Weit schweift der Blick in die Ferne. Allüberall grauschimmernder Winterschmuck. Allüberall fein spitzige Filigranarbeit. Flur und Feld, Wald und Wiese in winterlicher Märchenzauberpracht. Nah und fern Farbentöne aus sonnenüberglühten Tropensernen. Darüber hat ein Heller Wiittertag seinen Kühlen Himmel gespannt, unendlich groß und weit, uns nah und doch Millionenweiten fern, lagklar und im Dunkel der Nacht mit rauhen Nebelschleiern überdeckt, aus deren Maschen die Nebelsrauen mit kunstfertigen Händen winzige Rauhfrostmaschen weben, zarte Rosetten, aus denen ein kühlgrauer Wintermorgen mit stahlharten Schlägen des eis grauen Winters Diademe zusammenschmiedet. Plüschke - Lauban. Forschungen in der Burgruine Kirschau Bon Dr. R. Needon-Bautzen (Fortsetzung) nser Bericht über die diesjährigen Unternehmungen und Ergebnisse in Kirschau in Nr. 21 muß in einigen Punkten richtig gestellt werden, wie es bei Berichten über noch im Gang befindliche Arbeiten, wo gewissermaßen Augenblicksbilder gegeben werden, nicht verwunderlich ist. Manche zunächst auf gestellte Hypothese wird durch spätere Funde hinfällig. So war über die Seitenmauern des in diesem Sommer aufgedeckten zweiten Gebäudes gesagt, daß sie 1,25—1,50 breit seien, Vorder- und Hintermauer blieben unbestimmt; man hielt sie sogar für schmäler. Nun hat sich heraus- gestellt, daß auch die Bordermauer dieselbe Stärke hat, dagegen muß es von der linken Seitenmauer und der Hinteren Mauer erst vermutet werden, da beide stark zer stört sind und ihr Fuß noch nicht sreigelegt werden konnte. Was den vorn ansetzenden Gang betrifft, dessen Breite mit 1,40 anzugeben wäre (bis auf den cm genau lassen sich die Entfernungen bei so unregelmäßig ausgefühlten Lehmmauern kaum bestimmen), so war er damals als 1,20 m lang angegeben, ist aber unterdessen 4,20 m weit in den Burghof verfolgt worden, und es ist noch nicht ganz sicher, ob dort das Ende ist. Die Wände des Gangs sind nur 80 cm dick. 2,40 m vom Eingang ent fernt, 85 cm über dem Boden, befindet sich in der rechten Gangwand eine oben infolge der Zerstörung der Mauer (die nur noch 1,20 m hoch ist) offene Nische von 30 cm Breite, 58 cm Tiefe, unten und an den Seiten mit Steinplatten eingefaßt. Wozu mag sie gedient haben? Vielleicht stand eine Lampe in ihr, da der Gang ohne Fenster sehr dunkel gewesen sein muß. Auch an der inneren Sette der Borderwand, 90 cm vom Eingang ent fernt, wurde ein Einschnitt freigelegt, der 20 cm breit und 30 cm tief ist, aber vom Boden ausgeht; in ihm hat ein Balken gestanden, teils verkohlte, teils verweste Stücke fanden sich noch darin. Jenseits des Einschnitts neigte sich die Mauer nach innen; ob dies als Ansatz eines Gewölbes zu deuten ist, muß noch unentschieden bleiben. Die Hinterwand des Gebäudes ist in wechselnder Entfernung von der Burghofmauer gebaut, wechselnd wegen der Rundung der letzteren, während die Hinter mauer selbst nach dl zu eine Ausbuchtung nach außen zeigte. Für die großen Lehm- und Stetnmassen, die in dem Gebäude lagen, hat sich schließlich eine ziemlich einfache Erklärung ergeben: Die oberen Teile der Umfassungs mauern sind eben zerstört und ins Innere hinein gestürzt worden, um dessen Wiederbenutzung möglichst gründlich zu verhindern. Auch die Bestimmung des Gebäudes erscheint jetzt in einem anderen Lichte. Es ward die Vermutung ausgesprochen, daß es vielleicht ein alter Turm gewesen sei, der später beim Bau des davorgelegenen Rundturms als solcher aufgegeben und in ein Wirtschaftsgebäude ver wandelt worden sei. Dies ist immer noch möglich, aber zur Erklärung der außerordentlichen Stärke der Mauern genügt es zu erwägen, daß Lehmmauern, wenn starkes Dachgebälk oder gar ein hölzernes Obergeschoß darauf lastete, sehr stark sein mußten, stärker, als fest mit Mörtel gefügte Mauern. Das zweite Haus war jedenfalls höher und bedurfte dickerer Wände, als das erste, das man wohl als leichtgebautes Stallgebäude auffassen darf, über die Hauptbestimmung des Hauses II klärten uns noch einige Funde der letzten Grabungszett auf. Es ist schon erwähnt, daß bereits früher, im August, an der linken Seitenmauer ein in 4 (nicht 3) Teile zerborstener Mühl stein, auf der Lehmtenne liegend, gefunden worden war (dabei lag eine 30 cm im Durchmesser haltende Stein kugel, die ihn voll zerschmettert hat), und daß von Ein heimischen die Ansicht geäußert wurde, man habe ihn erst ganz kürzlich hineingegraben, um uns zu täuschen. An gesichts der Fundumstände schien dies aber bereits un- möglich. Als nun nach längerer Unterbrechung (infolge des anhaltenden Regsnwetters) am 20. Oktober weiter nach der Mitte zu gegraben wurde, stießen wir in der Tiefe etwas über 1 m von der Seilenmauer entfernt, unter schwerem Schutt, teilweise von den Wurzeln einer ziemlich stattlichen Eiche überwachsen, auf einen oder richiiger den zweiten Mühlstein, der noch offensichtlich so in die Lehmtenne des Hauses eingebettet lag, wie man ihn einst dort angebracht hatte; auf der linken Seite ist noch ein beträchtlicher Stein daneben eingekeilt, damit sich der Mühlstein nicht verschieben konnte. Der letztere ist noch bis aus einen Riß wohlerhalten; er hat ziemlich genau den früher erwähnten Durchmesser des andern Mühlsteins von 80 cm und die Dicke von 22 cm. Das Loch im Mittelpunkt hat 18 cm Durchmesser; an dieses schließen sich an zwei entgegengesetzten Seiten zwei qua dratische (Seitenlänge 7 cm) Vertiefungen an, die jedoch nicht durchgehen, sondern nur 4 cm tief sind. Es ist die sogenannte „Kreuzhaue", die dazu diente, den in das Loch eingezwängten, an einer entsprechenden Stelle Kan- tigen, sonst runden Wellbaum sestzuhalten, während er sich gedreht hätte, wenn der ebenso rund wie das Loch gewesen wäre. Der obere Stein, der „Laufslein", wurde dagegen um den Wellbaum gedreht. Um den Stein an- sassen zu können, mußte man irgend eine hölzerne Hand habe an ihm anbringen, die wir uns allerdings nicht recht vorstellen können, doch hat eine am Lausstetn noch