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Zeitschrift heraus, den Ostdeutschen Naturwart (vierteljährlich 2.40 Mk), die bei oller Wiffenschaiilichkeit doch auch für den Natur freund lesbar ist und reiche Anregung und Ausschlüsse bietet. - Im Iseroerlag Friedeberg ist der Lesekalender „Oberlausttzer Heimat" für 1926 erschienen, dessen buntes Titelbild in allen Buchhandlungen der Oberlausitz die Augen aus sich lenkt. Der verdienstvolle Heraus geber Pros. Dr. Müller-Löbau hat es sich angelegen sein lassen, den Kalender für alle Teile unserer Heimat fesselnd zu gestalten. Die darin enthaltenen heimatlichen Erzählungen und Forschungen können jeden Laufitzer nur freuen. Dr. Nudolf Lehmann, „Aus der Vergangenheit der Ober laufitz", Verlag A. Heine-Lotibus. Aus Grund seiner Borträge, die der Versaster in den letzten Jahren in heimatgeschichtlichen Vereinen hielt, hat er hier ein Werk aufqebaut, das wohl zum ersten Male die neuen Forschungsergebnisse über die Geschichte der Ober lausitz in gutverständltcher Art verbreitet Für die Niederlaufitz liegt noch sehr wenig an brauchbaren Arbeiten vor, und so wird es allen Freunden der Geschichte unserer beiden Markgraftümer willkommen sein, auf dieses Buch hingewiesen zu werden, datz all gemein warm empfohlen werden kann. Wilhelm Müller-Rüdersdorf stellte einen neuen Band der Sammlung Dorfgeschichten zusammen. Seine „Sächsischen Dorf geschichten" (Verlag Martin Warneck-Bcrlin) enthalten Beiträge unserer besten Erzähler in Gegenwart und Vergangenheit. Wer sich aus den Sorgen des Alltages und den Nöten der Gegenwart stückten will in vergangene Zeiten und in schlichte börsliche Ver hältnisse, wer sich in der Stadt noch Sinn gewahrt hat für die Eigenart des dörfischen Lebens, der greife zu diesem Buche, dessen einzelne Beiträge eine gute Auswahl aus den Werken unserer säch sischen Erzähler darstellen. Ebenso wie den „Schlesischen Dorf- geschichien" seinerzeit, kann man auch diesem Buche eine weite Verbreitung wünschen. Den Freunden von Hetmatbüchern seien noch zwei empfohlen, die ebenfalls Müller-Rüdersdorf besorgte: „Schlefier-Dolk" (Vrandstälter-Leipzig, 6,50 Mk.) und die „Graf schaft Glatz" (Törich-Breslau). Volkskunde und Bolksgeschichte, Kunst und Wirtschaftsleben sind in gleicher Weise für beide Ge biete berücksichtigt. Gute Buchausstattung und gewählte Bild- deilaoen empfehlen die Bücher ebenso wie ihr solider und geschmack voller Einband. Die Schulbüchereien möchten besonders dtrse Bücher enthalten. Im Selbstverläge des Zittauer Stadtmuseums sind Ansichtskarten erschienen, die der rührige Zittauer Museums direktor Dr. Reinhard Müller besorgt hat. Aus der Fülle der Zittauer Museumsschätze hat er mit großer Liebe und Sorgfalt besonders bezeichnende, wertvolle Stücke ausqewählt. Hervorragend und bemerkenswert ist die Abbildung der Altlausitzer Frauentracht mit der goldoerziertcn und bändergeschmückten Haube, die bekannt lich mit der sogenannten wendischen Tracht einen gemeinsamen Ausgangspunkt in mittelalterlicher städtischer Mode besitzt. Aus die einzelnen Bilder einzugehen, ist unmöglich, es sei jedoch besonders aus die künstlerische Ausführung und Auffassung htnqewiesen. Der Bezug dieser Ansichtskarten durch das Zittauer Stadtmuseum wird wärmstens empfohlen. Dr. Frenze l. Oskar Schwär: „Im Banne der Scholle" (Verlag von Kommergädt L Schobloch, Dresden-Wachwitz). Ein neues Buch von Oskar Schwär ist immer ein Ereignis, und mit ganz be sonderer Freude begrüßen wir dieses Werk, das uns den Verfasser in der Vollreife darstellender Kunst zeigt. Die Wahl des Titels ist als hervorragend glücklich zu bezeichnen. Seine organische Über einstimmung mit dem Gehalte des Buches ist ein Moment, wie es in unserer Literatur nicht immer festgestellt werden kann. Die neuesten Erzählungen Oskar Schwärs sind von einer Gemütstiese, die jeden Freund unserer Lausitzer Heimat fest im Banne hält. Sie sind eine große Sinfonie über das Thema Heimat und Heim weh, aber ohne jede Spur Krankhafter Sentimentalität, über quellende Liebe zur Scholle der Väter ist der Grundakkord. Die Schilderungskunst unserers Dichters ist von plastischer Überzeugungs kraft. Wenn auch die Namen der Örtlichkeiten vielfach nicht ge nannt sind, so erkennen wir sie doch in photographischer Treue und sehen im Geiste jede Bcrgkuppe, jede Baumgruppe, die er schildert, als alte liebe Bekannte von unseren Streiszllgcn durch die engere Heimat. Es ist nicht alles Gegenwartsschilderung: Schwär läßt auch manches Motiv aus längst versunkenen Zeiten wieder lebendig «erden und zeigt uns Kultur- und Geschichtsbilder aus fernen Jahrhunderten. Daß wir einzelne der prächtigen Kapitel bereits in verschiedenen unserer Heimatblätter verstreut gefunden Haden, vermindert den Wert des Buches in keiner Weise; es ist im Gegenteil tvärmstens zu begrüßen, daß diese Perlen der Erzählerkunst hier eine bleibende Stätte gesunden haben, wo sie uns jederzeit zugänglich find. Wir finden ja außerdem so viel Neues darin, das uns die Persönlichkeit des Verfassers immer wertvoller macht. Dec aus gezeichneten Berlagsfirma, die uns in letzter Zeit so viel Ebelgut vermittelt hat, müssen wir für dieses auch äußerlich geschmackvolle Buch aufrichtig dankbar sein. Es sollte auf keinem Lausitzer Weih nachtstisch fehlen, zumal z. B. die beiden Erzählungen „Schnee" und „Andreas Stirners heilige Nacht" bei aller Tragik des Stoffes echte Feststimmung auslösen. Und wer den liebenswerten Menschen Oskar Sckwäc näher kennen möchte, der lese die packenden Ab schnitte „Der Fremdling" und „Stumm", die uns ergreifende Be kenntnisse eigenem Erlebens vermitteln, wie wir mit Bestimmtheit annehmen zu dürfen glauben. Bruno Reichard. Eine zweite Kritik des obigen Werkes liegt uns in folgenden Auslastungen vor: Oskar Schwär schenkte uns zum diesjährigen Weihnachlsfcst einen Band kleiner Erzählungen „Im Bann der Scholle" (v. Kommerstädt L Sckobloch, Dresden-Wachwitz). Mit der Heimaterde fest verwurzelte Menschen, die mit ihr leben und — sterben, führt er uns vor. Lausitzer Gestalten sind cs, aber nicht aus der Vergangenheit, Gegenwartsschicksale zeichnet seine Feder und dadurch ward dies Buch für alle so wertvoll, so ungemein wirklichkeits- und lebensnah. Die Geschichte vom Dr. Grundmann, der als Arzt in ferner Stadt weilend, bei seiner Heimkehr das Dorf auf der Flucht vor der Kohlengrube findet und sich dem Strome der Ungetreuen entgegenstemmt — vergeblich, diese Geschichte er schüttert tief und zeigt wohl auch den Kampf, den Schwär aus der Ferne um seine liebe Lausitzer Heimat führt. Jemand hat einmal gesagt, daß man den Wert der Heimat erst erkenne, wenn man fern von ihr weile. Wo aber sitzen unsere bekanntesten Heimat dichter? An den Grenzen der Lausitz und im Exil in Dresden, Hellerau und Schandau. Von dort her Kämpfen sie und suchen uns, die wir im Bollgenuß Lausitzer Heimatsreude sein könnten, dieser Freude bewußt zu machen. Hört auf die Stimme aus der Fremde, baß Ihr die Nähe sehet! Lest alle Bücher Schwärs, dann wird der Wohnort zur wahren Heimat! Dr. Frenzel. Auf den weihnachtlichen Büchertisch legte uns der bekannte Dresdner Verlag Oskar Laube den „Sächsischen Heimatkalender". Ec ist in seiner Art zu bekannt, ais daß man Näheres über die zahlreichen wundervollen Lichtbilder sagen müßte, die er uns dar bietet. Aus dem gesamten Mitteldeutschland zwischen Halberstadt, Weimar, Bautzen und Zittau bringt er hervorragende Ausnahmen von Bauwerken und Naturdenkmälern. Ec sei wegen seiner guten Bilder warm empfohlen. Was jedoch an dem Kalender außer ordentlich stört, sind die Unterschriften zu einzelnen Abbildungen. Wer dafür verantwortlich zu machen ist, entzieht sich unserer Kennt nis. Ans dem Kalendertitel zeichnet Pros. Dr. Paui Schumann- Dresden. Die Bildunterschriften sind keine treffenden Ergänzungen in Wort und Jahreszahl, wie man sie erwarten darf. Ihnen fehlt im allgemeinen sprachlicher Schliff Was aber ganz besonders be fremdend wirkt, ist die flüchtige Act folgender Unterschriften: Der Blick vom Bautzener Schießberge über Nicolalrutne. Nicolaiturm und Prtrikirche ist folgendermaßen erklärt: „Hier sehen wir in der Mitte die Ruine der wendischen Mönchskirche, darüber einen städtischen Wasterturm und als Krönung die Petrlkirche." Eine zweite ebenso unglaubliche Unterschrift findet sich auf einem der nächsten Bilder, das einen Bildstock (Fcldkapelle) in der Gegend von Wittichenau zeigt. Unterschrieben ist das Bild: „Bei Kloster Wittichenau". Dazu heißt es, daß diese Stadt zum sächsischen Kloster Marienstern gehöre! Dabei sind zwei Wendtnnen abgebtldet, welche die Hände auf das Gitter legen, das um die Beisäule herum angebracht ist. An ihrer Tracht erkennt man, daß sie aus einer katholischen Gegend stammen. Dies genügt aber dem Verfasser der Unterschriften, daß er von der Christussäule spricht, „bei der zwei Wendinnen in Volkstracht beten". Bon einer Gebetshaltung ist jedoch auf dem Bilde nicht das Geringste zu bemclken. Offenbar hat der Photograph zwei vorübergehende Wendinnen zum Ver weilen ausgesordert. Die Nicolairuine als wendische Mönchsruine, der Nicolaiturm als Bautzener Wafferturm und das Kloster Wittichenau dürften wohl die Frage berechtigt erscheinen lasten, ob denn Bautzen in Sibirien liege. Den Bautzener Derkehrsoerein bitten wir, jenem Dresdner Berlaae, zur Weitergabe an den Verfertiger der Unter schriften, einen Führer durch Bautzen zu schenken, sonst taucht viel leicht abermals eine Abbildung der Bautzener Kronprinzenbrllcke auf mit der Unterschrift „Die heilige Getstdrücke von 1846", wie die Besitzer desselben Kalenders für das Jahr 1925 aus dem Blatte für den 7.-9. Navember 1925 verwundert festgestellt haben. Oder hat wirklich jener Mann recht, der da sagte, hinter Dresden beginnt der sibirische Urwald? Dr. Frenzel.