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Die andere Berufskrankheit ist eigentlich eine Summe von den Folgen einer Arbeitsweise, die stundenlanges ge bücktes Stillsitzen verlangt und einen gewissen Körperteil außerordentlich anstrengt, für die es einen zusammen fassenden Namen nicht gibt. Dieses fortdauernde Wickeln, Binden, Drücken etc. macht nervös und strengt nament lich Finger und Unterarm so an, daß bei langandauernder, intensiver Arbeit Nervenentzündung die Folge ist. Das lange Still- und Gebücktsitzen erzeugt Appetit losigkeit und als Folge davon Blutarmut und Bleichsucht. Doch sieht man ja, daß die erste Berufskrankheit heute nicht mehr vorhanden ist und daß die zweite durch eine angemessene Arbeitszeit leicht zu umgehen ist. Freilich ist diese in der Hausindustrie nicht kontrollierbar. Im ganzen ist sicher das Blumenmachen eine für die Frau geeignete Arbeit, nicht nur wegen der dazu erforder lichen Geschicklichkeit und Gewandtheit, sondern auch weil sie hygienisch einwandfrei und ihren Kräften angemessen ist. Ich konnte auch während der letzten sechs Jahrzehnte nur einen einzigen Unfall in der Sebnitzer Blumenindustrie feststellen. 1886 explodierte eine Flasche mit Collodium, das zum Färben von Perlen bestimmt war; dabei wurden eine Arbeiterin tödlich, zwei schwer und eine leicht verletzt. Frauen, und Kinderarbeit. In der Sebnitzer Blumenindustrie ist die Frauen arbeit vorherrschend, aber weniger stark. Die verheiratete Frau zieht die Heimarbeit, bei der sie nebenbei die Wirt schaft und die Kinder besorgen kann, der Fabrikarbeit vor. Bon 152 Arbeiterinnen einer großen Neustädter Fabrik waren nur 29 verheiratet, von 81 — in einem anderen Falle — nur 10. Von insgesamt 1231 Blumen fabrikarbeiterinnen der Amtshauptmannschaft Pirna waren 1899 nach Ermittlung der Gewerbeinspektron nur 44 verheiratet. Andrerseits gibt es auch für die männlichen Arbeiter, die im Sommer im Bauqewerbe beschäftigt sind, im Winter keine andere Beschäftigung. So findet man als Presser, Stanzer und Färber, also für Arbeiten, die gerade vornehmlich in der Fabrik erledigt werden, nur männ liche Arbeiter. Und nun möchte ich erst einiges sagen über die Besonderheiten der Arbeitszeit für Frauen-Fabrikarbeit. Es läßt sich nicht leugnen, daß gerade in dieser Beziehung in der Sebnitzer Blumenindustrie dis in die jüngste Zeit schlimme Zustände geherrscht haben. Dabei ließ sich aus zwei Gründen schwer etwas dagegen machen: einmal hatte jede strengere gesetzliche Maßregel eine Verminderung der Fabrtkarbeit und eine Vermehrung der Heimarbeit zur Folge, die bis 1911 gesetzlich überhaupt nicht geregelt und auch seit 1911 schwer kontrollierbar blieb, zum andern ist in der Blumenindustrie die Zahl der Kleinbetriebe, die nicht gesetzlich erfaßt werden, sehr groß. Von diesen Betrieben sagt noch 1897 der Jahresbericht der sächsischen Gewerbeinspektoren: „Wenn nun auch die Arbeitszeit in kleineren Betrieben auf freier Vereinbarung beruht und zurzeit größerer Bestellungen bis zu 18 Stunden täglich beträgt, besondere Klagen der Arbeiter aber nicht bekannt geworden sind, so treten hier doch zeitweise Zustände ein, die einen Maximalarbeitstag erwünscht erscheinen lassen." Dabei ist der Begriff des Kleinbetriebes außer ordentlich dehnbar und unsicher. Bis zum Elfstundentag sür Arbeiterinnen — 1891 — waren die Verhältnisse ganz traurig: »ein übernachten der Arbeiterinnen in der Fabrik wurde nur betr. der Blumen macherinnen in den Blumknfabriken an der böhmischen Grenze wahrgenommen. Letztere arbeiten von früh 6 bis abends 8—9 Uhr." In dem Jahresbericht von 1885 der sächsischen Gewerbeinspektoren wird von Frauennachtarbeit berichtet, ebenso in dem Jahresbericht von 1889. Doch trat auch mit der Gewerbeordnungsnooelle von 1891 zunächst keine wesentliche Besserung ein. Die Möglichkeit, mit polizeilicher Erlaubnis Überstunden zu leisten, blieb, und diese wurden reichlich genehmigt. Nur einige Ziffern: Der Stadtrat zu Sebnitz genehmigte in der Blumen-, Blätter- und Blütenfabrikation in 19 Betrieben sür 651 Arbeite rinnen an 338 Arbeitstagen 171975 Überstunden. Die Blumenindustrie steht in der Überstundenzahl lange bei weitem an erster Stelle. Erst seit zwanzig Jahren setzt eine langsame, stetige Besserung der Verhältnisse in dieser Beziehung ein. Heute wird der Achtstundentag überall eingehalten, dafür nehmen aber die Fabrikarbeiterinnen durchweg Arbeit nach Hause mit. Das geschieht im stillschweigenden Einverständnis zwischen dem Unternehmer bezw. einer Direktrice und der Arbeiterin, die froh ist, noch etwas mehr verdienen zu können. Wird sie auf das Gesetzwidrige ihres Verhaltens aufmerksam gemacht, so erklärt sie, daß sie diese Arbeit für ihre Geschwister oder Eltern als Heim arbeit mitnähme. Dasselbe erklärt auch der Unternehmer. So läßt sich nicht dagegen einschreiten, und doch weiß jedermann, daß die Fabrikarbeiterin selbst zuhause arbeitet. Stellt man sich während der Saison um 5 Uhr vor eine solche Fabrik, so sicht man selten eine Arbeiterin ohne Blumenkarton herauskommen. (Fortsetzung foiat.) Heimatschriftenwarte 379. vr. XV. Srsnzel, Lin verschollener Soldfund in der Ober lausitz. Heimatklänge, vtzn Lgbl. 17 Oki 1925. 380. Or. Staudinger - Löbau, Zur tZssckicble der Löbauer Sckukmacber-Innung. Löbauer Heimatblätter, Säcds.postillon 22. OKI. 1925. 381. p. §lecbtnsr-XViltken, Zum 200jäkrigsn l^ircbenjubiläum in XVekrsdork. Unsere Heimat, Säcbs. Erzähler 18. Okt. 25. 382. vr. 6. pilk - vrssdsn, Schulmeister und Sabrikkerrn. Unsere Heimat, Sacks Erzähler 25. Okt 1925. 383. lZ. Störzner. 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Im Berlage der „Oberlausitzer Heimat-Zeitung" erschien: Sie MlsleMMe M vle ZelseuskM von Msborl. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Preis —,50 Goldmsrk..