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Suppe gewährt." Später wurden die Aufgaben der Spinn schulen noch dahin erweitert, daß auch Unterricht im Nähen und Stricken eingeführt wurde. So hat unsere soziale Arbeit von heute schon einen recht neuzeitlich eingestellten Vorkämpfer in dem läufiger Verein zur Gründung von Spinnschulen, der damit neue Wege ging und für den „Nahrungszweig des Spinnens", der damals in Sachsen etwa 20000 Menschen Lohn und Brot gab, wie auch für die gesamte Volkswirtschaft außerordentlich wertvolle Arbeit leistete. Zwar wurde diese Arbeit noch vorwiegend aus naturrechtltchen Gründen sowie aus dem Gebot erbarmender Liebe, der schönsten Tugend des Menschenherzens, getan. Aber es klang auch bereits die neue Weise hindurch, die die Grundlage aller Sozialpolitik im neuzeitlichen Sinne ist, daß die Bevölkerung ein nationales Kapital darstellt,welches es quantitativ und qualitativ zu erhallen und zu fördern gilt. Das Schlangengrab auf dem Marktplatz zu Kreibitz Warnsdorf, 30. Oktober. Ein prähistorischer Fund wurde bei Userarbetten in Kreibitz gemacht, wo dieser Tage die alte Ufermauer, die abgetragen wird, in einer Länge von sechs Metern einstürzte. In den Sandstein sind Tausende versteinerter Schlangen von einem halben bis fünf Zentimeter Stärke und anderes Getier oft zu ganzen Knäueln zusammen geballt eingebettet. Da der Sandstein durch Verkittung von Sandkörnern entsteht, wurde bei diesem Prozesse das Gelier mit eingekittet und schließlich selbst zu Stein. Man hat den Eindruck, daß die versteinerten Tiere seinerzeit zusammen ge- strömt sind, um einer Eruplionskalastrophe zu entgehen. Aus welcher Zetlperiode die Versteinerungen stammen, das fcst- zustellen, wird Ausgabe der wissenschaftlichen Untersuchung sein. Ebersbach, 10. Nov. Nicht gerade bei schönstem Wetter machte ich mich am vergangenen Sonntag aus, um das Welt wunder, von dem in der vergangenen Woche alle größeren und kleineren Zeitungen diesseits und jenseits der Grenzpsätfte zu berichten wußten, anzustaunen. Schwer lag der Herbstnebel über dem lieblichen Kretbitzlale, als ich bei prickelndem Regen den bekannten Wanderpsad, den ttirchsteg, nach dem gleich namigen Städtchen htnavslicg. Von besreundeier Sette hatte ich bald erfahren, wo in dem zwei Stunden langen Kreibitz meine Walftahrt heute ihr Ziel finden sollte. Und die Wall fahrtsstätte war — der Marktplatz von Kreibitz. Was war nun hier geschehen? Im vergangenen Sommer hatte hier das Hochwasser die Ufermauern stark beschädigt, so daß man sie erneuern mußte. Bei diesen Uferarbeiten war die Mauer in einer Länge von sechs Metern etngeslürzt. Nun lag der Felsen offen da. Die Arbeiter versuchten, den von ihnen als Flinz bezeichneten, äußerst harten Stein zu zerschlagen. Aber welches Wunder sahen sie? Vor ihren Augen erblickten sie ein Gewirr von Wülsten, Tausende von Schlangen lagen in Knäueln versteinert vor ihnen. Ein Berichterstatter einer Zeitung hörte davon und schrieb ein kleines Gejchichichen zu dem Funde. Bei einer Erup wnsperiode hätten sich die Nattern hierher geflüchtet; jeooch wäre das Otterngezücht mit in den Sandstein eingektltet und selbst zu Stein geworben. Ich konnte nun folgendes seststellen: Der Marktplatz ruht auf gewaltigen Schottern, die der Krelbitzbach im La^fe langer Zeiträume von den umliegenden hohen Bergen herbeigefüyrt und hier abgelagert hat. Bei den Userarbeiten war man unter den vielerlei kleineren und größeren Blöcken auf einen be- sonders großen Block gekommen, der nur mit Mühe gespalten werden konnte; dieser enthielt die angeblichen Schlangen. In diesem Sandsteinblock fanden sich lange, runde Wülste, dickere und dünnere, die man für Schlangen gehalten hatte. Diese Wülste sind im ganzen Sandsteingebirge sehr häufig. Sie sind aber keinesfalls versteinerte Schlangen, sondern nur, wie sie Hofkai Geinitz-Dresden aus dem Sandstein des sächsischen Elb- tales bestimmt hatte, formlose Hornschwämme (3pon8i1e8 83xonicu8). Oder wie neuere Forscher behaupten wollen, stellen sie nicht einmal Reste von Lebewesen dar, sondern sind nur anorqanische Bildungen. Bis jetzt ist also noch keine be friedigende Lösung zu finden. Neben diesen Schwämmen sanden sich im dortigen Gestein die Abdrücke von einigen kleinen Meeresmuscheln. Für Glückliche, die bald wieder ein Nest „versteinerter Schlangen" im Sandstein zu entdecken hoffen, sei erwähnt, daß Schlangen beim Verwesen doch keine dicken Wülste zurücklassen können, sondern nur zarte Abdrücke der dünnen Rückenwirbel. Enttäuscht stieg ich wieder auf dem schlüpfrigen Pfade zum Bahnhof Kreibitz. Mit einem vorsint flutlichen Schlangenabendbrot, auf das ich mich besonders ge- sreut hatte, war es diesmal nichts. Es war halt nur ein Aprilscherz im November. Sem. Werner Andert-Ebersbach. Lusaüa-Herbst-Vertteter-Sitzung in Eibau Am Sonnabend, dem 7. Nov., fand in der Bahnhofswirtschaft Eibau die Herbst-Vertreter-Sitzung des Lusatia-Verbandes unter guter Beteiligung statt. Vertreten waren 16 Vereine mit 26 Vertretern. Herr Professor Weder eröffnete um 4 Uhr nachm. die Sitzung und begrüßie die zahlreich Erschienenen, besonders die Herren des Volksvildungsvereins Neusalza-Spremberg, als neu hinzugeiretener Verein. Die Tagesordnung, die der Vor sitzende bekanntgibt und Genehmigung findet, enthält folgende Punkte: 1. Eingänge. 2. Aufnahme. 3. Berichte. 4. Schüler- Herberge. 5. Heimalzeitung. 6. Programm für 1926. 7. Anträge und Verschiedenes. An Eingängen sind erwähnenswert: Jahres bericht „Globus"-Zittau, Gebirgsverein Bautzen, eine Buch offerte von Koitbus, ein Gesuch des Gebirgsoereins Jonsdorf um Übernahme von Bausteinen für ein Kriegermal. Einstimmig ausgenommen und begrüßt wurde der Volksbildungsverein Neusalza-Spremberg. In Abwesenheit des Kassierers Herrn Kittel verliest Herr Prof. Weder den eingesandten Kassenbericht, aus dem hervor geht, daß einige Vereine noch stark im Rückstände sind mit den Beitragsleistungen. Jene Vereine, die für 1924 ihre Bei träge noch nicht gezahlt haben, werden mit eingeschriebenem Briefe, jene für 1925 mit einfachem Briefe ausgesordert, ihren Verpflichtungen nachzukommen, andernfalls stillschweigend Aus schließung ersolgt. Anschließend daran wird eine lebhafte und mit Entrüstung geführte Aussprache begonnen, anläßlich des Bergfestes auf dem Spitzverg in Oderwitz. Nicht verstehen konnte man das Ber- hallen des Gebirgsocreins Oderwitz. Das Ehrenmitglied Herr Werner (Humboldtoerein-Oderwitz) hatte sich im letzten Augen blick noch zur Verfügung gestellt und versprach, die Scharte wieder gutzumachen. Weiter wurde beschlossen, jenen Vereinen, in denen die Tätigkeit nachläßt, durch Wanderredner mit Unter stützung der Nachbarvereine zu helfen, was allgemein begrüßt wurde. Aus dem Wanderbertcht des Herrn Kittel ersteht man, was in diesem Jahre für Arbeit auf dem Gebiete der Markie rung geleistet wurde, wobei sich Herr Kittel ganz besonders verdient gemacht hat. Infolge der Irremarkierungen verschie- dener Privatpersonen soll an die Behörden und Grundstücks eigentümer herangegangen werden, Markierungen nur den Gebirgsvereinen zu gestatten. Auch sollen sämtliche Markte- rungen, Bänke und Anlagen in Staatsschutz übergehen, um so besser geschützt zu sein. Der Schülerherberge in Oybin wurden wieder 20 Mk. aus der Verbandskasse gewährt. Den ältesten Vereinen im Verbände wurden sehr sinnreiche Ehrenurkunden überreicht, und zwar haben Saxonia-Großschönau 75, Hörnitz75, Humboldtverein-Oderwitz 60, Eibau 60, Löbau 60, Ebersbach 60, Neugersdorf 50, Seifhennersdorf 50, Obercunnersdorf 50 und Hainewalde 25 Jahre Bestand. Das Iahresprogramm sür 1926 sieht folgende Tagungen vor: Winterversammlung am 3. Januar in Eibau, Frühjahrs-