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342 Gbevlausitzsr Heimatzsitung Nr. 24 Uber die Erbauung dieses früheren Turmes hören wir in der alten Urkunde: „Als vor etlichen Jahren durch Verhängnis das Wetter allhier in den Turm geschlagen, wobei viel Band werks in der Spitze verderbet, hat, um künftigem Schaden zuvorzukommen, die Notdurft erfordert, diesen neuen Turm aufzurichten durch Meister Lukas Triebeln, Zimmer mann zu Kamenz, als man zählt nach Christi unsers Herrn und einigen Seligmachers Geburt: Eintausend fünfhundertundneunundachtzig. Und ist das, folgende neun zigste Jahr dieses Werk durch erwähnten Meister voll führt und gefertigt bei Regierung des Allerdurchlauch tigsten Herrn Rudolphi, des ander römischen Kaisers, auch Königs zu Ungarn und Böhmen." Zu dieser Zeit gehörte die Herrschaft Hoyerswerda dem Burgherrn Seyfried von Promnitz, Freiherr zu Pleß. Um der Stadt seine besondere Gnade zu bekunden, hatte er den neuen Turmknopf gespendet. Die kirchlichen Akten zeigen nun so oft eine besondere Aufzeichnung, als der Knopf zur Reparatur abgenommen werden mußte. Be- reits nach achtzehn Jahren war es der Fall: „Als vor verschiedenen Jahren ein mächtiger Sturm wind das Kreuz von dem großen Turmknopf hiesiger Kirche verbogen, also daß es eine Unzier gegeben, auch Gefahr daneben gewesen, ist ein ehrbarer Rat dieser Stadt bewogen worden, solches mit dem Knopf abheben und es mit besserer Verwahrung wiederum aufsetzen und richten zu lassen. Geschehen den Tag Michaelis im Fahre nach Christi Geburt 1608. Ich Jakob Lehmann dieser Zeit regierender Bürger meister und Kirchenoorsteher jetzt im Zehnten Fahr be kenne dies mit meiner eignen Hand. Anno: 1608, 26. September. Ich George Mischkan, Bürgermeister und 45 Jahr im Ratstuhl gewöhnet, bekenne.... Jakob Bohußlaw, dieser Zeit verordneter Stadt vorsteher Andreas Richter, von Geburt von Wittichenau, vor dreißig Jahren allhier gewesener Schulmeister, hernach Schößer und nunmehro in die zwanzig Jahr dem Rat stuhl allhier beigewohnet Hans Schuster, mein eigen Hand, Ratsperson und Hofschneider. Hans Bergan, der Zeit Ratsperson und Balbier, mein eigen Hand." Auch 1637 erwies sich eine Abnahme als erforderlich, und die Urkunde verzeichnet: „Nooembris Anno Domini 1637 der Kirchturmknopf im Stock verbessert, neu eisern Rinken verfaßt, de novo iluminiert. durch Meister Thomas Leschen, Zimmermann von der Polßnitz." Ein vollständiger Bericht erinnert an die Abnahme des Jahres 1783. Primat Hoyerswerda, 30. Juni 1783. „Da es die Notwendigkeit erfordert und zur Ver hütung alles Schadens eine Reparatur des hiesigen Kirch turms von löblicher Kircheninspektion beschlossen worden, als ist mit Mstr. Joseph May aus der Herrschaft Hans- pach in Böhmen insoweit verhandelt, daß er alles vor gefundene Schadhafte ausbessern, mit Zuziehung des hie sigen Ratszimmermeisters David Krell das verfaulte Bandwerk herausnehmen und neues etnziehen, von neuem anstreichen und vergolden wolle. — Dem zu folge ist am besagten Tage der alte zersprungene Knopf in Beisein der Amts- und Stadt-Obrigkeit heruntergebracht worden, worinnen sich in einer »erpichten kupfernen Kapsel nach stehende Urkunden und Schriften befunden: 1. Drei verschiedene schriftliche Nachrichten und Ur kunden dieser Stadt und besondere Begegnisse Nr. A. de Ao. 1590. Nr. B. 1608. Nr. C. 1637. 2. Drei Kopien hiesiger Stadt Privilegien, als 1. von Kaiser Karl IV., 2. Kaiser Rudolph II. und 3. Sey fried, Freiherr von Promnitz zur Pleß. 3. Die Augsburgische Konfession gedruckt durch Hans Luft zu Wittenberg. 4. HUianusü Lpisoopi Hlexundrini L^mbolum (des Athanasius, Bischofs in Alexandria, Bekenntnis) . . . . auf Pergament geschrieben. 5. Lateinische und griechische Gedichte. Als dann am 29. Juli desselben Jahres der Knopf wieder aufgesetzt wurde, hatte man neben der vorigen noch eine zweite aus Kupfer gefertigt und wichtige Auf zeichnungen und Abhandlungen eingelegt. Pastor Primarius Contius schließt sein Protokoll mit folgenden Bemerkungen: „Die Geschichte des zu Ende lausenden 18. Jahr hunderts ist vor andern reichhaltig an sehr merkwürdigen Begebenheiten, sowohl im Staate als auch in der Kirche. Es wird von den Geschichtsschreibern regio unitivum genannt,- des Vorganges im Reiche Christi wegen kann es auch pructioo rekorrnutum heißen. Denn der gnädige und barmherzige Herr hat nicht nur sein seeligmachendes Wort, in dem beiliegenden Bibelbuch befindlich in allen Sprachen, fast durch die ganze bewohnte Erde sehr wohl feil den Völkern zu Händen kommen lassen, sondern auch Männern zu Glaubenshelden ausgerüstet, die mit gött licher Kraft und Freudigkeit dem eingerissenen werklosen Mundglauben entgegenarbeiten und nach Pauli und Lutheri Lehrart die Gerechtigkeit des Glaubens und Heiligung des Lebens in der Nachfolge Christi wieder in Gang gebracht haben. Auch unter den Wenden in der Ober- und Niederlausitz läßt, was das tätige Christentum betrifft, die Gnade Gottes sich nicht unbegrenzt. Ihm allein sei Preis und Ehre! " Unter diesem Turme und an der westlichen Seite der Hauptkirche, parallel dem Straßenzuge über das heutige Kriegerdenkmal hinaus bis zum Nordtore des Zaunes reichend, befand sich noch ein kleines Gotteshaus, die sogenannte deutsche Kirche. Wahrscheinlich wurde sie im 17. Jahrhundert geschaffen. „Denn nachdem sich die deutsche Gemeinde vermehrt, hat sich solche darauf von den Wenden abgesondert. Anfangs ging die deutsche Gemeinde erst unter dem Glauben, — d. h. sie nahm an der Eingangsliturgie bis zum Glaubensbekenntnis teil — aus der Hauptkirche in die Kapelle, woselbst ihnen der Oberpfarrer eine deutsche Predigt hielt. Danach genoß die deutsche Gemeinde in derselben ihren völligen Gottes dienst. Jedoch werden alle priesterlichen Handlungen in derselben verrichtet." Im Jahre 1700 wurde die Kapelle erweitert, wiewohl der Anfang zu solcher Erweiterung schon im Jahre 1697 gemacht wurde. Georg Friedrich von Knobelsdorf ließ einen Altar erbauen. Ursprünglich fehlten auch die Emporen. Nach 1830 wurde dies Gottes haus immer baufälliger. Am 8. Februar 1834 fand be reits der erste Gottesdienst für die deutsche Gemeinde in der Hauptkirche statt. Und schließlich untersagte die