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ich früher schon in Westsachsen gemacht habe). Stolz fing die Art lebend in der preußischen Oberlausitz, während mir selbst es noch nicht geglückt ist, sie im Gebiete zu erbeuten. Ebenso wie das Vorkommen der Erdmaus in Sachsen bedarf schließlich auch dasjenige der letzten der hier genannten Arten, nämlich der kurzohrigen Erdmaus, noch weiterer Untersuchungen. Sie wurde um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts erstmals aus Sachsen erwähnt, blieb aber dann verschollen, bis es mir glückte, sie 1916 wieder aufzufinden und im Laufe der Jahre eine zweifellos weite Verbreitung im Lande festzustellen. Ihr Vorhandensein in der Lausitz ist durch das von mir in meiner oben erwähnten Mitteilung ge nannte Tier von Ebersbach bei Löbau sichergestellt. Die säch sischen Tiere erwiesen sich als von den von de Selys be schriebenen verschieden und wurden daher von Matschie neu beschrieben und wissenschaftlich benannt. Sur Gybiner Glockenweihe Sonntag, den 20. September 1925 Ein regenschwerer Sommer schickt sich zur Allste an, And wieder gleitet abwärts das Jahr auf seiner Dahn; Doch ob nun Herbsteswolken um unsre Berge ziehn, Der Geist der Freude waltet im traulichen Oybin. In festliche Gewänder sich die Gemeinde hüllt, Nun sich am heut'gen Tage ein Sehnsuchtswunjch erfüllt, Mell heut' vor unserm Äuge ein ehern Seichen steht, Daß es im deutschen Tande doch wieder vorwärts geht! Seit Jahren hat geschwiegen im stillen Talesgrund, der Not der Seit gehorchend, der Glocken erz'ner Mund. Sie, die den Frieden brachten für manches Herzeleid, Sie wurden uns genommen in bitter ernster Seit! Sie, die in Leid undFreude des Dörfchens guterStern, Sie konnten nicht mehr rufen uns in das Haus des Herrn; Seit inhallschweren fahren nun schon uns nicht mehr beut Den Feiergruß am Sonntag ihr festliches Geläut. Mohl muhten wir uns trennen von manchem teuren Gut, Doch hat das nicht ertötet den alten Opfermut, And wieder ziehen Glocken in die Gemeinde ein, And freudig woll'n wir heut dem heilg'en Dienst sie weihn. Seid uns gegrüßt von Herzen in unserm stillen Tal! Ob unsrer Heimat leuchtet nun neuer Hoffnung Strahl, Daß mählich von uns weichen nun soll die bittre Not, Daß freundlicher nun schimmert der Sukunft Morgenrot! And wenn zum ersten Male der Klang sich hören läßt, Sei gutes Dorbedeuten das Erntedankesfest; Laßt nimmer uns ermüden in restlos-treuem Fleiß, Dann wird auch uns einst krönen ein köstlich hoher Preis! And wenn erst alle wieder an einem Strange ziehn, Dann wird es sein ein Segen für dich, mein traut Oybin! And wenn erst alle wieder umschlingt der Treue Band, Dann wirst du schöner blühen, Juwel im Sachsenland. So grüßen wir euch, Glocken, mit frohem Heczensschlag, And euer Einzug sei uns ein rechter Feiertag! Der gute Geist der Dätec sich wieder offenbart: Am euch in alter Treue sich die Gemeinde schart. Mag Glaube, Liebe, Hoffnung uns geben allezeit Äuf unsern Erdenpfaden auch fürder das Geleit! Än ihnen soll zerschellen der Sweiflec kecker Spott! Heil dir, Gybiner Heimat! Glückauf! Das walte Gott! Druno Äeichard-Sittau. Reiseerinnerungen eines Sattlergesellen aus der guten alten Zeit Karl August Pietsch-Bautzen chon während meiner Lehrzeit in dem historischen Hochkirch (1877—1880) hatte ich Gelegenheit, wan dernde Gesellen zu beobachten. Ursprünglich aus dem ganz kleinen wendischen Bauerndorfe Neupurschwitz stammend, wollte mir die Stubenhockerei beim Handwerk nicht recht schmecken. Eine Wendung trat ein, als mein Lehrmeister einen Gesellen annahm, mit Namen August Wujanz, der, ob gleich ein Lausitzer, seine Reise durch Deutschland, Österreich und Italien schon hinter sich hatte. Dieser erzählte manches von seinen Erlebnissen und von den Schönheiten der fremden Länder. Obgleich seine Erzählungen den besten Eindruck in mir hinterließen, dachte ich nicht weiter darüber nach, ob auch ich einst ein Handwerksbursche werden würde. Nach dreijähriger Lehrzeit verließ ich Hochkirch und bekam Arbeit bei Meister Kattner in Bautzen. Ich trat sogleich in den Iünglingsverein ein. Dort lernte ich liebe Freunde kennen, die fast alle eine Wanderzeit hinter sich hatten. Nun hielt es mich nicht länger. Ich teilte meinem Meister meinen Entschluß kurz entschlossen mit. Dieser, selbst ein alter Wanderbursch, entließ mich mit den besten Wünschen für die Reise. Doch ehe ich meine Heimat verließ, besuchte ich noch einmal meinen Vater, nahm Abschied von lieben Freunden und Geschwistern, und dann marschierte ich mit dem Ränzel auf dem Rücken fröhlich zum Dörfchen hinaus. Mein guter Vater begleitete mich ungefähr eine halbe Stunde weit (die Mutter war schon 1878 heimgegangen). Er ermahnte mich unter Tränen, brav zu bleiben und mich alle wege zu Gott und Gottes Wort zu halten. Am Bafchützer Wege verabschiedeten wir uns. Mein Vater weinte. Wie mag sich der liebe Vater um seinen Jungen gesorgt haben; — ganz im Gegensatz von meiner Lehrzeit empfand ich diesmal kein Heimweh. — So kam ich denn wieder nach Bautzen. Hier erwarteten mich, wie schon verabredet, zwei Reisekollegen; Stephan, ein Schlossergeselle, und Wühler, ein Schuhmacher geselle. Wir fuhren mit der Eisenbahn nach Dresden und blieben daselbst über Nacht. Das war am 20. Juni 1881. Mein Reisegeld betrug so etwa 14 Mark. Mein Vater, damals ein armer Schmiedemeister, hatte mir beim Abschied 50 Psg. geschenkt. Und doch, wie unaussprechlich wertvoll erscheinen mir heute diese 50 Pfennige. (Sie wiegen Millionen auf an Liebe des Balers zu seinem Sohne.) — Am nächsten Tage, den 21. Juni, lösten wir in Dresden an der Elbe je eine Fahr karte nach Meißen. Die Fahrt kostete 32 Pfennige. Bon Meißen ging die Reise zu Fuß nach Oschatz, Dahlen, Wurzen, Leipzig. In Leipzig passierte mir das erste Unangenehme. Auf der Herberge zur Heimat wurden wir, wie überall, vor dem Schlafengehen „gebient". Wir standen in Reih und Glied, einer hinter dem andern. Auf einmal höre ich hinter mir schreien „tot machen". Mir überlief die Gänsehaut, wußte zunächst nicht, wer oder was tot gemacht werden sollte, bis mir der „Vizebost" leise zuflüsterte: „Nicht so ängstlich, die hast Du ja bloß aufgeleseu, kannst deshalb im Bette schlafen." Das waren die ersten deutschen „Reichskäfer", mit denen ich Bekanntschaft gemacht hatte. — Immerhin war das für mich sehr unangenehm. Damit hatte ich bisher noch gar nicht ge rechnet. Der Vorfall mahnte zur Vorsicht. — Bon Leipzig ging die Reise über Markranstädt nach Lätzen. Unterwegs kamen wir am Denkmal Gustav Adolfs vorüber. Ium Glück hatte ich einen guten, gläubigen Lehrer gehabt, der es vortrefflich verstand, seine Schulkinder in die Reformations geschichte einzuführen. Nun stand ich plötzlich vor dem Denkmal Gustav Adolfs. Dies war für mich eine Feierstunde. — Weiter ging die Reife nach Lützen, Weißenfels, Naumburg. In Weißen fels sah ich zum ersten Male blaue Husaren mit weißen Schnüren und in schwarzen Hosen. Bisher hatte ich Husaren nur in blauen Hosen gesehen. Einschalten will ich noch, daß