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300 Gberlaufltzer Helmatzeltung Nc. 20 Stürmen, wenn der Mensch längst erlosch, wenn sein Name längst verweht, wie dort das Blatt, das eben von der großen Buche niederzweifelt wie ein müder Schmetterling! Uber der Katzenkerbe ist wieder viel Sonne, und sie begleitet freundlich meinen Waldgang ins jenseitige Tal. Das ist ein gar Heller Weg, der durch der Bäume grüne Nacht führt und doch immer ein goldenes Leuchten sehen läßt, das stets treu zur Seite bleibt oder dann und wann vorauseilt. So müßten sich alle Lebenspfade wandern lassen: über sonnenbeschienene Höhen dem neuen Ziele entgegen, dem Tale, das voll von Wundern ist. Welche Kräfte waren hier am Werk? Türmten Titanen hände Felsenblöcke zu granitenen Domen? Oder rollten die Sturmriesen donnernde Ballen in waldige Schluchten? Wind oder Wasser, wer schuf dich, du Kegel, der du Humboldts Forschernamen trägst? Stille und abgrundtiefe Klarheit ist um dich her. Späte Schwalben nur umsegeln dein Haupt, du Wächter über das Reich der Felsen! Hier oben aber auf der Kammhöhe der Steinburgen spielte die Natur ein Meisterstück. Glut und Feuer waren tätig in der Geburtsstunde der Steine. Die Masse erstarrte zu feinsten Säulchen, zierlich eine an der andern lehnend, als habe der starre Fels plötzlich menschliches Fühlen bekommen und unsichtbare Hände hielten ein Gebilde von unendlicher Zart heit sorgend zusammen, mitten unter wuchtigen Blöcken und Türmen. Aufgerichtet und emporgehoben haben die Atmungen der Erde dieses Gebilde, und nun steht es da, das Kunstwerk, einer Orgel gleich, doch stumm, und doch singt es deutlich und vernehmlich sein brausendes Lied vom Werden und Vergehen — selbst des Steines. Uber hohe Gipselklippen, in denen das Volk zu Fels erstarrte Nonnen, Büßerinnen sieht, geht mein Weg dem großen Berge zu, dessen wuchtiger Ruudkegel schon lange herübergrüßt. Bis an den Paß hinauf sind sie geklettert, die kleinen Häuschen des Bergdorfes mit ihren bogigen „Unibindern" und den Stroh dächern, auf denen die sinkende tzerbstsonne so unendlich viele Farben fand vom Goldgelb bis zum tiefsten Violett, das im Dachmoose ruht. Jetzt ist der Wind ausgemacht, er läuft über die spitzen Wipfel der Fichten, die immer tiefer unter mir sinken, und nun bläst er sein Liebel in den Blättern der Buchen, die den Bergweg säumen. Um das alte Berghaus braust er, das noch so traulich ist, wie cs schon zu meiner Kindheit Tagen war. Hier laß uns rasten, denn der rote Wein aus Böhmen ist gar gut. Unterdessen breitet draußen die Nacht ihre weichen Fittiche über das Land und hüllt auch de» alten Berg in tiefes Dunkel ein. Doch bevor ich mich zur Ruhe lege, gehe ich noch einmal hinaus. Ich habe es so gern, wenn der Nachtwind um alte Berggasthäuser streicht und im Walde unten die Eulen ihren blutigen Ruf in die Wipfel lachen. Doch was ist das? Welche Flut von Lichtern! Als ob alle Sterne des Himmels niedergesunken wären auf Feld und Wiesen, zwischen Busch und Fluren, so leuchten aus zahllosen Fenstern alle die Orte herauf, die in den großen Teppich mit hineingewebt erscheinen, wenn des Tages Helle Sonne darüberliegt. Jetzt aber sind es tausende von Lichtlein, die bisweilen ganzen Schwärmen von Glüh würmchen gleichen, manche flimmern weiß, manche gelb und wieder welche rötlich. Dort sind es Stätten der Arbeit mit ihrer blendenden Helle, da braust der Verkehr auf-seinen lichterhellten Bahnen, und hier am Waldrande, wo die Lichtlein nur ganz einzeln sind, da wohnt wohl das Glück im trauten Heim? Oder wacht hier bange Sorge um Leben oder Brot? Ist's lauter Fröhlichkeit, die der Schein kündet oder stiller Frieden? Wer kann das wissen, du töricht Herz! Nach Süden zu aber ist es finsterste Nacht, in den weiten böhmischen Wäldern brennt kein Licht. O du gesegnete Heimaterde! Leuchte mir durch meine Träume mit deinen gütigsten Sternen und bescheine meine Wege mit der Sonne, die so goldklar über deinen Bergen stand! Im Verlage der „Obcrlausitzer Heimat-Zeitung" erschien: Sie WWMMe M Sie MellWl voll WSW. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Preis —,50 Goldmark. Unsere Mäuse Rud. Zimmermann, Dresden verschiedene, aus Anlaß meiner Mitteilung „Eine neue Maus aus der Lausitz" in der Oberlausitzer Heimat- Zeitung 1925, Nr. 9, S. 135 an mich gerichtete An- fragen aus dem Leserkreise der OHZ. nach den Kennzeichen unserer Mäuse, die als „Mäuse" schlechthin zwar jeder kennt, deren einzelne Arten aber, wie eben die Anfragen wieder beweisen, nur die wenigsten auseinander zu halten ver mögen, veranlassen wich, im nachfolgenden eine Knappe Kenn zeichnung der vaterländischen, in Sachsen und in der an grenzenden preußischen Obcrlausitz vorkommenden Mäuse zu geben. Ich wähle der Übersichtlichkeit halber dazu eine tabel larische Form und gliedere dieser dann noch einige kurze An gaben über die Aufenthaltsorte der einzelnen Arten und ihr Vorkommen in der Lausitz an. Die Mäuse im engeren Sinne teilt man in zwei Gruppen ein: in die Echten Mäuse und in die Wühlmäuse. Die echten Mäuse kennzeichnen sich durch ihre großen Ohren und den langen, etwa der Länge des Körpers entsprechenden Schwanz. Die den schlanker und zierlicher gebauten, spitz- schnauzigen echten Mäusen gegenüber viel plumper erscheinen den stumpfschnauzigen Wühlmäuse besitzen kleinere, mehr oder wen-ger im Pelze versteckte Ohre» und einen kurze», nur ein Drittel oder die Hälfte der Körperlänge erreichenden Schwanz. Die fünf in Sachsen vorkommenden Arten der echten Mäuse (die ihnen ebenfalls angehörenden Ratten sollen kficr unberücksichtigt bleiben) sind auf Grund der folgenden Merk male voneinander zu unterscheiden: H. . Langohrige Arten. Ohr von halber Kopflänge (an gedrückt bis ans Auge reichend), Schwanz Körper- oder fast körperlang: I. Pelz grau (mausgrau), auf der Unterseite Heller (aber nicht weiß) werdend. Kopfrumpflänge bis 90 mm, Schwanzlänge desgleichen: Hausmaus, däu8 muscuius L. 2. Pelz zweifarbig, Oberseite grau, Unterseite gelblichweiß bis weiß, Schwanz dem Pelz entsprechend ebenfalls zweifarbig, dichter behaart als der der Hausmaus und an Länge hinter der Kopfrumpflänge zurückbleibend. Kopfrumpflänge bis 80 mm (vielleicht auch etwas dar über), Schwanzlänge bis 70 mm: Ahrenmaus, !Vlu8 8picil6AU8 Pet. 3. Pelz deutlich zweifarbig, obcrseits gelb- bis rötlich braun, unterseits scharf abgesetzt weiß. Kopfrumpflänge 95 bis 105 mm, Schwanzlänge 90 bis 105 mm: Waldmaus, IVluv 8ylvsticu8 L. 8. Kurzohrige Arten. Ohr von nur etwa einem Drittel der Kopflänge (angedrückt nicht bis ans Auge reichend): 4. Schwanz hinter der Körperlänge zurückbleibend: Pelz dreifarbig, obcrseits rötlichbraun bis braunrot mit scharf ausgeprägtem schwarzem Längsstreifen auf der Rücken mitte, unterseits weiß. Kopfrumpflänge 95 bis 100 mm, Schwanzlänge 80 mm: Brandmaus, IVIu8 agruriuv Pall. 5. Schwanz körperlang oder ein wenig kürzer, Pelz zwei farbig, oberseits dunkel gelblichbraun, an den Seiten etwas Heller, unterseits weiß. Kopfrumpflänge bis 50 mm, Schwanzlänge 50 bis 60 mm: Zwergmaus, Kiew mirmtu8 Pall. Die in Sachsen wohl überall vorkommende und auch in der Lausitz gleich häufige Hausmaus ist die Maus der menschlichen Ansiedelungen, unserer Wohnungen: sie stellt sich aber auch in Feldscheunen, Feimen und dergleichen ein und kommt, so wenig gern sie sonst auch das Freie aussuchen mag, zuweilen auch außerhalb der Gebäude in Gärten und an ähn lichen Stellen mehr vor.