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Zu 4. Eine weitere Gruppe von Ausgaben der Stegekasse steht in einem noch loseren Verhältnisse zur Stege als die oben behandelten, und doch müssen sie zulässig ge wesen sein, da sie alljährlich die Billigung des Kloster- voigtes fanden. Da sind in erster Linie die zahlreichen Hilfeleistungen zu nennen, die die Stegekasse in Kriegszeiten der Ge meinde gewährt hat. Schon lange vor dem großen Kriege erscheinen zahlreiche Ausgaben, die für militärische Zwecke erfolgen mußten. So werden schon in der Rechnung von 1605 wohl an sechsmal Beträge aufgeführt, die an durch- ziehende Landsknechte gezahlt wurden, oder es wird ver merkt: „ezliches Reißiges Kriegsvolk für Haber zahlt 1 M. 16 Gr." In den Ausgaben von 1609 sind ver schiedene Fälle dieser Art zusammengezogen, und es heißt da: „Erstlich Kriegsleuten dieses ganze Jahr über unter schiedliche mahle zusammengerechnet 17 M." Ganz er heblich schlimmer wurde die Belastung während des Krieges selbst, der allerdings im Stegebuch erst 1622 er wähnt wird, obwohl er schon 1618 begonnen hatte. Es heißt da: Bon den ausgeliehenen geldern hat ein Jeder von der Hauptsumme etwas abgeleget, daß also mit 6on86N8U8 der Gnedigen Herrschafft der Gemein zum besten zu Bezahlung der Kriegsunkosten ausgewendet worden ist 45 Zitt. M. Dom „Vorrat" vom vorigen Jahr (50 M. 42 Gr.) sind noch 10 M. für Kriegs unkosten verwendet worden. Ganz besonders drückend wurde die Kriegsnot für die Gegend in den Jahren 1631—33, in welcher Zeit Sachsen mit den Schweden ging und die kaiserliche Heeresmacht als Feind im Lande haustet Da muß die Stegekasse der Gemeinde oft zu Hilfe kommen. Es heißt da 1632: „Der ganzen Gemein zum besten zu ihren Aus gaben der Kriegsleute gegeben worden 23 Zitt. M." Und dann des weitern: „Demnach auff Churfürstlichen beschlich 8 pferde und ein wagen zu den stücken auf dieser Gemein haben gegeben werden müssen, alß ist mit belieben des Herrn Kloster- voigts der gemein zur Erholung für erlittenen Schaden von dem Stegegelde gegeben worden 113 Zitt. M." Da die schweren Kriegsnöte auch die regelmäßige Ab legung der Stegerechnung nicht gestatteten, so fügte man 1636 in das Stegebuch die Bemerkung ein: „Dieweilen von der jüngst gehaltenen rechnungk, so unno 1632 voll- zogen und geschlossen worden, wegen der großen Kriegs- beschwernußen nit hat können von Jahr zu Jahr, wie zuvor geschehen, richtig rechnung von den vorstehern ge halten werden, als haben sie mit beliebung der ganzen Gemein dieß mittel vor die handt genommen und solch ausgaben und einnamen hierdurch verzeichnen lassen." Diese Rechnung stellt einen vierjährigen Durchschnitt dar und schließt mit dem Ergebnis: „Alles in allem 110 Marg, sein 1089 Zittische Mark." Es wird aber gleichwie zur Entschuldigung noch bei gefügt: „Dieweilen dann, wie im eingangs gemeldet, diese verstrichene 4 Jahre Ihr und aller Obrigkeiten voll bewußt vergangend Kriegsdrangsalen groß zurittung ver ursachet. Und wir hernach und verordnete Stägeoäter hierdurch leicht in irrunge geraten hätte können. Sinte malen wir keiner nicht leßen oder schreiben können, auch solches nit auf dteßmahl in vorige Ord nung haben bringen können, gelangen hiermit an Ihrs Gnaden unsere bitten, Ihro Gnaden geruhen uns an nehmen, einfaltige Mängel, so etwa hierin gespüret werden möchten, nit aus Vorsatz von uns beichehen, zum besten gewendet werden möchte, Sondern dießes vielmehr durch Lonkirmutton bekräftigen laßen. Solches wollen mir umb Ihro Gnaden als trewe Unterthanen in ge bührendem Gehorsamb hinwiederumb zu bedienen geneigt und beflissen sein." Die Bitte fand Gehör, und der Klosteroogt Hinrich von Rabenam vollzog die Rechnung mit eigener Hand. Die nächste Rechnung wird am 7. Februar 1638 er stattet, und zwar über 2 Jahre. Die Kriegsnöte dauerten fort, so daß die Gemeinde nicht imstande war, das üb liche Drittel zu den Stegeunkosten zu tragen, sondern alles von der Stegekasse geleistet werden mußte. In der Rechnung von 1639 wird bemerkt: „Weil ungefähr vor einem Jahr Michel Heidrich und Lorenz Kretschmer anstatt der ganzen Gemein Soldaten weg führen müssen und solche lange wegqeblieben, denenselben vor ihre Mühe gezahlet 5 Zitt. M." Desgleichen: „weil Michel Heidrichen vorm Jahr ein Ochsen von den Soldaten behalten worden, hat man ihm von solchen Geldern auf Gutachten des Herrn Kloster- voigts gezahlt 10 M. und dem Michel Hilscher für ein Kalb 2 M. Außerdem der Gemein wegen Kriegsaulanqen 11 M." Auch in der 1641 wiederum über 2 Jahre erfolgenden Rechnung ist wiederum bemerkt: „Der ganzen Gemein zum besten bey den vorbey gegangenen Kriegsläufeu unterschiedliche contribution68 und gaben gut und richtig machen Helsen 51 M." Daß auch die nächsten Jahre schwere Kriegsbedrückung brachten, erweist schon der Um stand, daß nach der Rechnung von 1643 erst wieder 1648 eine solche erstattet wird. Während des 7 jährigen Krieges erfolgte eine derartige Inanspruchnahme der Stegekasse nicht. Auch später nur in beschränkterem Umfange. So heißt es 1809: „Zu der im Jahre 1809 oorgewesenen Contribution werden aus dem Stegeoermögen beigesteuert 3 Thlr. Und 1813 wird vermerkt: „Zum Hafereinkauf im verflossenen Krtegsjahre 60 Thlr. ausgegeben." Aber auch noch zu andern Zwecken mußte die Stege kasse hilfreiche Hand bieten. Seit 1628 erhielten die „Saat-Reutter" am Ostertag einen Trunk verehret, der anfangs 8 Gr., später über 4 Taler kostet und bis auf den heutigen Tag gewährt wird. Auch die Kosten eines Prozesses, den die Gemeinde wegen der Grenze an der Glasdach 1749 führte, wurden aus der Stegekasse gedeckt. Eine erhebliche und in regelmäßigen Abständen wieder kehrende Ausgabe war die Bezahlung des Mahles bei dem sogen. Jahr- oder Eheding. Das ist ein uralter Rechtsbrauch, wobei Erbherrschaft und Gutsuntertanen zusammen kamen und sich gegenseitig ihre Rechte und Pflichten vorhielten, woran sich ein Mahl schloß. Zum erstenmal erscheint diese Ausgabe 1610, wobei es heißt: „Als im Kloster-Kretscham das Iahrding gehalten worden, verzeret 12M.45G." Dieser Brauch währte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. 1840 lieh die Stegekasse 100 Taler unverzinslich zum Bau der Blumberger Schule. Und doch hat die Stege trotz vielfachen eigenen Be darfs und trotz zahlreicher Hilfeleistungen an die Ge meinde sich im Laufe der Zeit ein ansehnliches Vermögen