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schäft und der Gemein «aus Gutmütigkeit" erlassen. Sie wurden aber ihres Amtes entsetzt, und der Kloster- voigt ordnete 2 neue Stegeväter an, denen er obige Geld beträge „benebenst der Kerbhölzer" mit der Mahnung ein. händigte, damit der Stege Bestes zu «trachten, was sie „als Ehrliebende Biederleute zu thun mit Handt und Mundt versprachen und zusagten". Das Stegebuch enthält zu dieser Sache noch den Nachtrag: „Daß aber hierbeoor sich zwischen den Gemeinleuten sllr Widerwillen begeben und zugetragen, haben sie ein ander Christlich abgebeten und in Nachbarlicher Ruhe und Frieden miteinander hinfürder zu leben versprochen und zugesaget bcy Verlust 10 Gr. Straffe, wer daß brechen wird." Über die Geschichte der Stege in den vergangenen 3 Jahrhunderten können wir uns am besten an der Hand der Ausgaben unterrichten. Diese bewegen sich anfangs in mäßigem Umfange und nehmen kaum 1 Seite ein. Später mehren sie sich derart, daß sie zuweilen 6—8 Seiten umfassen. Da dieselben in bunter Reihe erscheinen und erst 1807 eine sachliche Anordnung anfängt, so seien sie in folgender Weise gruppiert: 1. Ausgaben für die Reparaturen der Stege, 2 das Stegezubehör, 3 „ „ die Verwaltung, 4. „ „ andere Zwecke. Zu 1. Die Reparaturen erscheinen in den Rechnungen fast alljährlich, bald in geringem, bald in größerem Umfange. Es seien deshalb aus der Fülle gleicher und ähnlicher Fälle nur die besonders eigenartigen herausgegriffen. Schon 1603, also ein Jahr nach Anlage des ersten Stege buches, weist die Ausgabe folgende Posten auf: Dem Schmiede sllr Eisen und Nägel zum Stägen zahlt ......... 48 Gr. Den Zimmerleuten von Stägen anzurichten 9 „ Für Trunkes über der Arbeit .... 6 „ 6Pf. I AlßdicStäge angerichtet,denenPerschonen, so daran geholfen, das Geschenke zahlt 2M.44 „ Für Stäge Lahnen der Herrschaft zahlt 1 „ 6 „ Den Förstern Trankgeld 6 „ Christoph Hilscher für Nägel .... 6 „ 6Pf. Das zeigt, daß die Stege damals nicht mehr neu, sondern schon sehr reparaturbedürftig war. Schon da mals wurden Eichen für den Stegebau gekauft. In der Rechnung von 1605 heißt es: „Für Eichen zum Stägen zalt 7 Marg", und 1608. „An Martin Richter in Königshain für zwo Eichen 2 Marg 16 Gr." Etwas später wurden 3 Eichen von Adam Böhmer (Biemer) gekauft, vermutlich in Blumberg. B. hat wahrscheinlich das Gut mit dem Eichberg besessen, womit sich auch der Flurname „Unter Böhmers Bergen" (an der alten Neiße) erklären würde. 1608 war eine Reparatur an den Jochen nötig, „als das waßr an der Stege das Gemeur zurißen hatte." Sehr kostspielig war eine Reparatur 1615. Dazu wurde eine größere Menge Kalk gebraucht, dessen Bestellung, Herbeischaffung und Zubereitung so erhebliche Kosten verursachte, daß die gesamte Iahresausgabe 81 M. 37 Gr. betrug, gegen 6 bis 7 M. in anderen Jahren. Ein weiterer Hochwasserschaden entstand 1623, wie aus der Rechnung ersichtlich, worin es heißt: „Als die Gemein nachm großwasser die Stäge helfen anrichten, ist inen zum vertrinken verehret worden 12 M. 6 Gr.". Und daß der Bau einen großen Umfang angenommen hat, geht aus einem anderen Ausgabeposten hervor, bei dem es heißt: „Christoph Heidrichen wegen seines empfangenen Schadens, welcher auf seiner Wiese geschehen, da die Stege gebauet ward, 54 Gr." Es ist damit sicher die Wiese an der Stege gemeint, die also schon damals im Besitze eines Heidrich war. Auch 1639 war die Stege wieder in schadhaftem Zu stande, sodaß sogar ein Unglücksfall vorkam, für den die Gemeinde Schadenersatz leisten mußte. Es heißt darüber: Den vom Stege gefallenen Leuthen vor Ihre Schaden und die unterdessen aufgelauffenen Unkosten, auch die Gebühr im Amt, entrichtet 18 Mk." Daß auch hier wieder alle zugreifen mußten, geht aus folgender Be merkung im Stegebuch hervor: „Alß die Stege wieder erbauet worden . . . Weilen die ganze Gemein hiebei Handlangen helfen und Sie sonst in Kriegsanlagen viel ausgestanden, solch Stegegeld ihr auch zum besten Ver ordnet, Ist auf Ihr bittliches anhalten zum trunk und Vergeltung gezahlt 8 M." 1652 machte sich die Aufrichtung eines neuen Eis baumes nötig, der von Hanß Hilschern für 1 M. gekauft wurde. Dabei ging es nicht ohne verschiedene Neben ausgaben ab. Zuerst mußte den Fuhrleuten, denen bei „Hollunge dieses Steges Schaden an Ihrem Geschirre beschehen", Ersatz gezahlt werden. Dann hatte sich ein Zimmermann beim Aufziehen des Eisbaumes seine Axt zerschlagen, wofür ihm 10 Gr. 2 Pfg. ersetzt werden mußte. Und endlich mußte auch noch „der ganzen Gemein wegen vielfältiger Bemühung dabei auch noch 2 M. 36 Gr. zum Trunk verehret werden." Die teuerste Reparatur an der Stege brachte das Jahr 1671, die der Kasse eine Aus gabe von 144 Zitt. M. 51 Gr. 4 Pfg. verursachte. Sie war eine Folge einer großen Wasserflut, die am 25. Januar 1670 auch in und um Marienthal großen Schaden an- richtete.s) So reihen sich in größern oder kleinern Abständen Reparaturen an Reparaturen, zumeist durch Hochwasser verursacht. Nur das Jahr 1758 macht eine Ausnahme, insofern es heißt: Die Stege der Cantonierung wegen einreißen und wieder Bauen, auch sonsten anrichten 4 M. 34 Gr. 3 Pfg. Aber schon 1762 ist es wieder das alte Lied: „Bey Ruinierung derer Stege, welche durch die Eisflut weg gerissen worden und von wieder Aufbauen und reparirung dererselben von Eichen, Fichten, Bredte, Stangen, Fnhr- lohn und Handlanger 36 Thaler. Bor Schmiedearbeiten 52 Thaler." Und nur 2 Jahre später, 1764, wiederholt sich der gleiche Fall und erforderte eine Ausgabe von über 32 Talern. 1784 muß Elias Wünsche in Ostritz Schmiedearbeit für die Stege, inclusive eine große und starke Kelte von 33 Gliedern und Haspen liefern, „so kostet 4 Thlr. 11 Pf., die übrigen Arbeiten 3 Thlr. 21 Gr." 1784 nahm die Eisflut das Hintere Geländer mit und führte es bis auf den Ostritzer Hirtenwerder. Beim Wiederaufbau waren 25 Handlanger beschäftigt. In dem großen Uberschwemmungsjahr 1804 erreichen die Stegeausgaben ihren größten Umfang und betragen 138 Thlr. 1 Gr. 11 Pfg. Verql. Schönfelder: Geschichte des Klosters St. Marienthal, 1834, S. 177.