Volltext Seite (XML)
Sie führte den Namen Neu-Laubusch und gehörte zur Ge meinde Laubusch. Schon vor zwei Jahren wurde sie ge räumt und abgebrochen. Desgleichen mußte die Kreisstraße nach Senftenberg gesperrt und eine 'Ersatzstraße angelegt werden. . Weiter unten im Tale der Schwarzen Elster liegt die zu der kurfürstlich sächsischen Erb- und Standesherrschaft Hoyerswerda gehörige Hammer-Mühle, ehedem genannt „der Hammer". Sie gehörte zu den zehn Domänenmühlen der Schloßherrschaft. Eigenartig erscheint uns der Name dieser Mühle. Da erfahren wir, daß hier ein Eisenhammer aufgestellt war, bevor die Mühle eingerichtet wurde. Man will auch öfters Überreste jenes Betriebes ge funden haben, und beim Abreißen eines Schornsteins be merkte man sonderbare Einrichtungen. In ihrer heutigen Gestalt wurde die Mühle 1897 aufgebaut, während die vor herige etwa hundert Jahre früher erstanden war, wovon die römische Zahl eines Balkens Kunde gab. Alter ist das Wirtschaftsgebäude, noch älter war die Scheune. Bon den umliegenden Dörfern Partwitz, Laubusch, Bluno, Bergen, Nardt kamen die Landleute, um hier Körner mahlen zu lassen. In weiter zurückliegender Zeit mahlten sie selbst. Dabei kam es natürlich vor, daß sie länger warten mußten, auch zwei bis drei Tage. Und es dünkt uns wie ein Gruß aus der „guten, alten Zeit", daß sie für acht Silbergroschen ein Kalb kauften und es dann gemeinsam verspeisten. Als man 1866 gegen den südlichen Nachbarn zum Kriege rüstete, war unsre Oberlausitz bekanntlich Aufmarschgebiet, und so kommt auch spät abends noch Einquartierung in die ab gelegene Mühle. Drei Offiziere und zwanzig Mann haben in Nardt kein Quartier gefunden und genießen nun hier gastfreundliche Aufnahme. Und wieder gehen die Jahre ins Land, Jahre des Glückes und des Wohlstandes. Andere Zeiten sollten folgen. Im Heldenkampfe gegen eine feind liche Welt legte sich das deutsche Volk größte Entbehrungen auf. Neuen Vorschriften mußte sich jetzt der Müller fügen, um das Kommunalgetreide zu mahlen. Doch auch diese mageren Jahre nahmen ein Ende. Wieder kamen die Land leute mit reichen Erntegaben und fuhren mit gutem Mehle heim, um den dicken Streuselkuchen oder die beliebten Stollen für die Feste zu bereiten. Da wurden neue Maßnahmen der Grubenverwaltung bekannt. Riesige „Löffel" waren im Jahre 1922 am Werke, um von Neuwiesa bis zur Kortitzmühle unsrer Schwarzen Elster ein neues Flußbett zu graben. Den Überflutungen während der niederschlagsreichen Jahreszeit sollte durch diese Verlegung nach Norden vorgebeugt werden. Zum andern konnte man auf die Kohlenschätze in der Gegend des Flusses nicht verzichten. Um Pfingsten 1923 waren dann die Vorarbeiten soweit gediehen, daß die Wasser in den neuen Kanal geleitet werden konnten. Damit war auch der Hammermühle die Betriebskraft genommen. Es waren folgenschwere Vormittagsstunden, als der Wasserspiegel zu sinken begann, immer weniger Wasser wurde, das große Mühlrad sich immer schwerfälliger bewegte und endlich stehen blieb. „Ein Wörtlein wollt ich lallen, da ging das Rad nicht mehr," heißt es im Volkslied. In zwei Stunden waren die Fluten verlaufen. Damit war auch das Schicksal der alt eingesessenen Familie des Müllers entschieden. Ab gerissen sind bereits das Wirtschaftsgebäude, längst heraus genommen die Einrichtungen des Mahlwerkes. Gräser und Unkräuter haben das Flußbett der Elster überwuchert, da die Wassermengen entlang flössen jahrzehnte- und jahr hundertelang. Stehen geblieben ist noch das Hauptgebäude, in dem die Mutter des Hauses walten will, bis auch dies Zeugnis ehemaliger Besitzung abgebrochen wird. An anderer Stelle, bei Schwarzkollm, ist ein neuer Bau entstanden. Freilich ist dies eine ganz andere Welt. Das trauliche Plätschern des Wassers fehlt — dafür summen die Motors ihr eintöniges Lied. Das große Wasserrad konnte keine Verwendung finden. Es wanderte weiter, will in der Wettichmühle, die zwischen Geierswalde und Klein-Koschen liegt, unermüdlich tätig sein. Und nun versetzen wir uns in die Seele der Bewohner. Bald müssen sie ihre Heimat „im Kühlen Grunde" aufgeben. Doch nie wird damit die sehn süchtige Erinnerung schwinden an das, was „ihnen einst, wie's daheim einst war." Eichendorff, der auch seine Heimat so über alles liebte, widmet ihnen seinen Nachklang: „Mir «räumt, ich ruhte wieder Bor meines Baters Haus Und schaute fröhlich nieder Ins alte Tal hinaus, Die Luft mit lindem Svielen King durch das Frühlingslaub, Und Blütenflocken fielen Mir über Brust und Haupt. Als ich erwacht, da schimmert der Mond oom Waldesrand, Im fahlen Scheine flimmert Um mich ein fremdes Land, Und wie ich ringsher sehe: Die Flocken waren Eis, Die Gegend war oom Schneee, Mein Haar voin Alter weiß." Und hinter der Hammermühle breiten sich weite Wiesen flächen. Wie interessant für uns, zu erfahren, wie ihre Ver teilung nach Walpurgis 1775 sich vollzog, als aus „Ihro kurfürstlichen Durchlaucht zu Sachsen ergangenem höchsten Befehl" die Mühle auf Erbpacht Privatbesitzern überlassen wird. Da kamen vom Zeißholzer Vorwerk her die Besitzer über den „Auerhahn" bei Neukollm und Schwarzkollm und holten sich die Erträgnisse der wasserreichen Wiesen hier bei der Hammermühle. Tags zuvor langten die Schnitter an und am nächsten Vormittage die meist mit Ochsen bespannten Fuhrwerke. Zu ihnen gesellten sich Burschen und Mädchen oom Nardter Weinberg, und so war es bei frischem Gesang lustiger Lieder ein fröhliches Arbeiten. Vorher hatten schon Besitzer aus Bröthen die ihnen gehörigen Wiesen gemäht. Nun stand noch das Gras der Nardter Bauern. Auch von entgegengesetzter Himmels richtung kamen sie, von Sabrodt her, um Vorräte für den Winter einzuernten, während die Terpper nach der Gegend der Wassenburger Mühle fuhren. Wir entnehmen aus diesen Feststellungen, wie die Herrschaft zu Hoyerswerda Sorge trug, daß die Bewohner dürrer, sandreicher Heide gebiete ihre unentbehrlichen Futteroorräte in der frucht baren Elsterniederung ernten konnten. An die Gemarkungen der Mühle grenzt nördlich der ehe malige Fasangarten. Ursprünglich befand sich ein Fasan garten südwestlich des Nardter Weinberges. Diese Anlage wurde aber abgebrochen, da es an frischem Wasser häufig mangelte, und hier nahe der Schwarzen Elster neu errichtet. Achthundert Morgen des Wiesen- und Waldlandes ge hörten einst der Schloßherrschast zu Hoyerswerda. Freilich ist hiervon nur noch ein schmaler Geländestreifen vorhanden. Die beiden Gehöfte sind im Frühjahr abgebrochen worden. Statten wir dem älteren unfern Besuch ab! Strohbedeckte Stallgebäude umgeben den kleinen Hof. Im niedrigen Türrahmen des Wohnhauses begrüßt uns freundlich der