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Handlung zuteil werden zu lassen — mit einem neuzeitlichen Worte: „in den sogenannten Dauerwald überzugehen". Möchte für die Iägerwelt kommender Generationen diese Hoffnung in Erfüllung gehen, möchten diese edlen Wildarten den deutschen Wäldern doch erhalten bleiben und für den Jäger auch in ferner Zukunft seine Bedeutung behalten der alte Waidspruch: „Wenn das Birkenlaub ist batzenbreit, Hat der Auerhahn seine größte Freud'." Ein Geburtsbrief aus dem Jahre 1683 Oberlehrer i. R. Engelmann-Reichenau frühzeitig haben sich in den Städten die Hand- werker*) zu Zünften, Innungen oder Zechen MMuE vereinigt und durch gewisse Zunftgesetze oder Innungsartikel diese Bereinigungen festgefügt. Durch landesherrliche Bestätigung erhielten diese Ar tikel gesetzliche Kraft. Dieses Streben, sich in Genossenschaften zu vereinigen, war bei der unvollkommenen Rechtspflege im Mittel- alter sehr natürlich, denn die rohe Gewalt des Mächtigeren siegte in der Regel über den schwachen Einzelnen. In noch vorhandenen alten Strafbüchern kann man lesen, wie aus Handwerksehre, Anstand und Schicklichkeit gehalten wurde. Bei der Aufnahme in ein Handwerk hielt man streng auf eheliche und ehrliche Geburt. Man durfte „nicht Wendischer oder einiger andrer lasterhafter Nation" sein, wie es in einem im Jahre 1674 in Hirschfelde ausgestellten Geburtsbriefe heißt. Um die ehrliche und eheliche Herkunft nachweisen zu können, mutzte der in ein Handwerk Angemeldete einen von seiner Ortsherrschast ausgestellten Geburtsbrief beibringen und vorlegen. Im Besitze der Töpferinnung in Zittau befindet sich ein einem Reichenauer Bauerssohne von der Klosterherrschaft St. Marien thal ausgefertigter Geburtsbrief, von dem durch die gütige Ver mittelung des Herrn Baumeisters Diplomingenieur Adler eine Abschrift vorliegt, die, weil nach Form und Inhalt interessant genug, hier wiedergegeben werden soll: „Mer Anna Friedichin des jungsrälichen Stieffts und Closter Et. Marienthal! Abbatisstn Domina entbitten allen und jeden denen dieser unser Briefs zu lesen vorkommen wirbt unfern gebührenden Ehrengrutz und fügen denenselben hiermit zu wißen, daß vor uns erschienen sei, unser und unseres Stieffts Unterthan Christoph Rolle ein Bauersmann aus unfern Dorff Reichenau, und gehorsamblich zu vernehmen geben, wie datz sein Sohn Friederich Rolle zu Erlernung eines Hand werks und zu seiner Beförderung ein glaubhafftiges Gezeugnis seiner ehrlichen Geburth und Herkommens von Nöthem habe und uns daherogehorsambst gebetten, solches an kräftiger Ambtsstelle aufnehmen zu lassen und darüber in gewöhnlicher Form ihnen seinen ehelichen Geburtsbrieff zu ertheilen in- matzen er dazu Zeugen vorgestellet hat zwey glaubwürdige Männer Hanns Schmieden Bauern und Gerichtsgeschworenen zu Reichenau und Christoph Tzschoppen Huffschmiedt daselbst, beyde des Stiefft Untherthane. Wann wier dann solch sein ge horsames suchen, nicht vor unzümlich erachtet, sondern der Wahrheit zu Steuer in deme was recht und billig ist stadtfinden lassen sollen und ihnen seine Beförderung: Idoch, daß er der Unterthänigkeit wormit uns und unserm Stieffte er verwandt derdurch nicht erlassen, gerne gönnen. Altz haben wier ob- ernanndte zwey Zeugen vor unserm Ambte rechtmätzig exa minieren lassen, welche dann mit entblößter» Händlern und aufgereckten Fingern bey ihrem Eyd und Pflichten, damit sie zuförderst Gott und dann uns als ihrer Obrigkeit verbunden sein, einhelliglich ausgesaget und bekannt, wir daß ihnen wohl wissende, daß obgedachter Friederich Rolle von ehelichen und *) Niederlassungen von Handwerkern aus den Dörfern suchten die Städte immer zu verhindern. ehrlichen Eltern gebohren und erzogen sey, der Vater heiße Christoph Rolle, und die Mutter Elisabeth Ulrichin, sein Ehe weib, welche noch beyde am Leben zu Reichenau wohnen, und des Stieffts Unterthanen seyen. Diese beyde Eheleute hatten ihren ordentlichen Kirchgang gehalten in der Kirchen zu Reichenau, als wo sie von dem damahligen Herrn Pfarrer ehelich kopulieret worden, wie solches nicht weniger das Kirchenbuch bezeuget, welches zugleich bey diesem gehaltenen Examine durch glaubwürdigen Extrakt vom jetzigen Herrn Pfarrer producieret worden, darinn der Tag der Trauung der zwölfte Iuny Anno 1646 exprimieret hernacher sie in wehrender Ehe diesen ihren Sohn Friederich Rollen aus einem untadel- haften rechten Ehebett gezeuget und gebohren und in der Kirchen Reichenau denselben tauffen lasten, die Paten waren gewesen weil. Martin Schönfelder gewesener Richter zu Reichenau, Item Meister Tobias Vetters jetziger Möller in Ostritz und Frau Anna Friederich Rolles Bauers in Reichenau Ehewürthin wie denn solches obenmessig daß hierüber producierte Kirchen buch von Reichenau Meldung thut, und den Tag der emp fangenen Tauffe den 24. Oktobris Anno 1668 auffweisset auch alle die letztgenannte Paten darinn beschrieben und exprimiert. Weile dann die producierte Zeugen derogestaldt, als wie in diesem offenen Brieffe geschrieben stehet, ihre Aussage beschlossen und des Friederich Rollens eheliche Geburth und Herkommen echter deutscher Nation genug samb neben dem Kirchenbuchs testificieret haben. Als gelanget hiermit an Iedermänniglichen und sonderlichenen diejenige Zuufft und Zeche desselben Ge werks, wozu er Friederich Rolle sich künfftig begeben möchte, unser in ehrengebührendes ersuchen die geruhen diesem Ge- zeugniß vollkommenen Glauben beyzumessen und mehrmal gemelten Friederich Rollen aufs und anzunehmen, alle willige Beförderungen zu erzeigen und denselben dieser unser Inter- cesston fruchtbarlich genießen zu lassen, welches wir hinwieder- umb aufs allen begebenden Fahl zu verschulden erbötig sein. Zur Uhrkundt dessen haben wir diesen Geburtsbries eigen händig unterschrieben und mit unserem abbteilichen größeren Insiegel bekräftigt. So geschehen zu St. Marienthal den drei zehnten Iannuary des Ein Tausendt Sechshundert und drey- undachtzigsten Jahres Anna, Abbatisstn." (Pergamenturkunde 32 X 40 cm, deutsch mit großem, rotem Wachssiegel in runder Holzkapsel anhängend.) Der Inhaber dieses Geburtsbriefes, Friedrich Rolle, hatte in Zittau das Töpserhandwerk erlernt und ist 1695, II. 9. in Reichenau als Töpsergesell gestorben. Da er unverheiratet war, ist diese Linie der Familie Rolle erloschen. — Sein Vater Christoph R. (>617—1691) war Besitzer des Gutes Nr. 160 (jetzt Reinhold Herwig) bis 1647 und vertauschte diesen Besitz im gleichen Jahre mit dem Nachbargute Nr. 183 (zuletzt Robert Poffelt), das nach seinem Tode seine beiden Söhne Hans und Christoph übernahmen. Während Nachkommen des oben genannten Christovh R. heute hier nicht mehr vorhanden sind, sind solche seines Bruders Hans R., Besitzer des Gutes Nr. 160 (von 1652—1697) jetzt noch ansässig in Reichenau: die Herren Gebrüder Rolle, Inhaber der Firma B. G. Rolle, Obst- und Beerenweinkelterei und Likörfabrik. Wir bitten um Adressen von im Auslande lebenden Gbsrlausihsrn! Schon manche der im Auslands lebenden geborenen Dbsrlausitzer sind eifrige Leser der Gbsrlausitzer Hsimat-Seitung und dankenswerte Zuschriften von diesen zeigen dis Hoch schätzung dieser einzig dastehenden Heimatzsitjchrist. Lim nun auch weitere fern von der Heimat weilende Gbsrlausitzer mit der Heimatzsitung bekannt zu machen, bitten wir unsere geschätzten Leser, uns Adressen von Verwandten und Bekannten, die im Auslands ihren Wohnsitz haben, bald ges. mitteilen zu wollen. Mit verbindlichem Dank im Voraus und heimatlichem Grus) Geschäftsstelle der E>. H.-A., Reichenau i. Sa.