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der Bau von Schloß Meißen seit 1470 und die Bollendung des Domes spornten die besten Kräfte an. Zu jener Zeit entstanden die schönsten spätgotischen Wölbungen in unfern Lausitzer Kirchen und einige mustergültige Türme.*) Durch die Vorbesprechung der Steinmetzzeichen und des Hüttenbetriebes ist der Heimatforschung der Weg gewiesen. Die Lausitzer Steinmetzzeichen werden mit allgemeinem europäischem Brauch übereinstimmen, sie werden ebenfalls aus einigen Grundformen abzuleiten sein wie die andern, und wir suchen nun gespannt nach ihrer Verwandtschaft und Eigenart. Bisher sind Zeichen hauptsächlich von Pfau und Nacher nach Grundformen und Fundorten gesammelt worden, bei Nacher und RLiha hier und da mit Angabe der Jahreszahlen, die man allerdings zu Vergleichen vollzählig braucht. Ich versuche sie in der Lausitz stets beizufügen. Auch ist eine Numerierung der Zeichen dringend nötig. Höchst bedauerlich ist, daß für die preußische Oberlausitz die von Lutsch geplante Zeichensammlung nicht mehr er scheinen konnte, und meine Bemühung um seinen Nachlaß war vergeblich. So sind wir in jenem Teile fast nur auf Görlitz angewiesen, wo wir genügend Material vorfinden. Schon dieErschließungdesGörlitzerZeichenfundes beweist, wie man nur mit Hilfe von Literatur, Ortsgeschichte und Kulturgeschichte arbeiten kann, dazu eine weitgehende Ver gleichung der Zeichen. Das flutende Hllttenleben zeigte die Zusammenhänge jedes Baues mit den Gauen rundum, und so werden auch in den Lausitzer Bauhütten kunstgeschicht liche Kanäle von allen Seiten her einmünden. Lassen wir uns mit der ersten Woge der Gotik in unsere Heimat tragen, um frühgotische Hütten und deren Werke aufzusuchen. 1. Niikgotilr Die neue Kunstsorm mar hauptsächlich an den Kirchenbau gebunden und folgte notwendig den Dienern der Kirche in die Lausitz, den Mönchen. Zur Besiedlung der neuen Ge biete mußte ein Orden besonders geeignet erscheinen, der eben im 12. Jahrhundert in Citeaux unter dem hl. Bernhard berühmt geworden war. Seine Anhänger zogen sich nicht mehr auf einsame Berghöhen zurück, wie die gelehrten Benediktiner, sie lebten strenger nach ihrer Regel, legten die Klöster in sumpfigen Waldtälern an und griffen selbst zur Rodehacke In der Bekämpfung des anfangs frommen und schlichten, später übermächtigen und reichen Klosters Cluny mit seinem Anhang von etwa 2000 Klöstern wurde Citeaux groß, und die Cistercienser betrachteten sich als Verjüngung des alternden Benediktinerordens. Demokratisch und entsagend, wurden sie begeistert vom Volk ausgenommen. In mühseliger Arbeit wirkten sie als Lehrmeister in Ackerbau und Viehzucht, Baukunst und Technik (Rauda, Baukunst S. 133). Fürsten riefen sic her bei, aus Frömmigkeit nnd richtiger Wertschätzung. Otto HI. von Brandenburg, der 1253 die Lausitz erwarb, war überaus fromm, befolgte peinlich alle kirchlichen Vorschriften und war ein Förderer der Dominikaner, Franziskaner und Cistercienser. Königin Kunigunde von Böhmen stiftete 1234 das Kloster Marienthal für Cistercienser - Nonnen, und König Ottokar II. rief nach Zittaus Vergrößerung 1255 *) Wer das Leben in den Hütten, die Obliegenheiten der Mit glieder bis zum Hültcnknecht, Bauverträge und Materialbeschaffung anschaulich und genau kennen lernen will, der lese Neuwirths Go schichte der böhmischen Kunst, die auf Grund der Prager Dombau rechnungen 1372—78 umfassend Auskunft gibt. Die ältere Hütten literatur bringt RLiha S. 32 in 81 Nummern bis 1882, die neuere bringen Gurlitt, Bruck, Rauda sowie die Nachschlagewerke. die Johanniter herbei, die in der Missionsarbeit groß ge worden waren. Der Glaube an die Verdienstlichkeit trieb zu neuen Gründungen, und in Sachsen sollen während des 13. Jahrhunderts etwa 60 Klöster entstanden sein*) (Rauda, Baukunst S. 156). Wie geschickt und zielbewußt dieser Orden arbeitete, zeigt schon die Linie der Klöster Lausigk—Buch—Altzella— Kamenz (Marienstern)—Marienthal. Auf die Verbindung mit Thüringen ist oft genug hingewiescn worden. Görlitzer Bürger um 1300 hießen von Weimar, von Erfurt, von Zeitz, einer Christianus Thuringus (R. Iecht, Gesch. v. Görlitz S. 25) und der Waidhandel vertiefte die Beziehungen. In der spätromanischen Kunst ist der Thüringer Einschlag un zweifelhaft, die Frühgotik hatten aber die Mönche in ihrem französischen Stammgebiet Burgund in solcher Blüte ge schaut, daß sie in der neuen Heimat einen Abglanz davon nicht entbehren konnten. *) Seit der Weimarer Verfassung entstanden 1919—1923 in ganz Deutschland insgesamt 48l Niederlassungen, nämlich 153 Klöster und 316 Laienbrllderhäuser nebst Mutterhäusern weibl. Religiösen mit einer Zunahme von 11354 Ordcnspersonen. (Christliche Welt 1924, 14-16.) <Fortsetzung folgt.) Auf welche Ursachen ist die Verminderung der Auer- und Birkwild-Bestände zurück zuführen? Oberförster a.D. C. Kluge, Bautzen ngesichts der jedem Hahnenjäger zum großen Leid« wesen gereichenden Tatsache, daß die Bestände von Auer- und Birkwild in den meisten deutschen Gebirgen und Ebenen während der letzten Jahre eine wesentliche Verminderung erfahren haben, ist es von Interesse, nach deren Ursache zu forschen. Ver gleichen wir vorerst die Beschaffenheit ihrer Standorte in der Vorzeit und Gegenwart. Meist ist die irrtümliche An sicht vertreten, daß die rasche Abnahme der Waldhühner ihren Grund in dem Abschuß habe, welcher den Grundsatz der Nachhaltigkeit vernachlässige. Ob diese Behauptung für das Haselwild zutreffend ist, entzieht sich meiner Beurteilung, da ich solches in meinen Revieren nicht vorfand. Was Auer- und Birkwild aber anlangt, so trifft sie auch für die meisten Gegenden Deutschlands nicht zu, oder kann doch nur auf Borhölzer, ihre Winterstände, Anwendung finden, wenn deren Jagden in Händen von Bauern oder kleinen Jagd pächtern sind, wo der Waldhühnerstand bisweilen schon eine Verminderung erfahren mag. Die Mehrzahl der Jagd gebiete jedoch, in welchen Waldhühner vorkommen, waren mit wenigen Ausnahmen seit je in Händen der Landesherren oder der Jagd schonenden Großgrundbesitzer; auch in Staats forsten wurde der Abschuß mäßig betrieben. Zu starker Ab schuß hat den Waldhllhnerbestand wohl nirgends verkleinert, um so weniger, als keine dringende Notwendigkeit dazu vorlag, weil die Waldhühner, in größeren Forsten vorzugs weise heimisch, bezüglich ihrer Ansprüche an Aesung, ihrer Lebensgewohnheiten, niemals mit den kulturellen Bestre bungen der intensiver sich gestaltenden Forst- und Land wirtschaft in Widerspruch standen. Bon anderer Seite ist die Abnahme der Waldhühner einzig und allein dem Raubzeug aufs Kerbholz gesetzt worden, eine Ansicht, die in Folgendem ihre Widerlegung findet. Fuchs und Marder waren zur Zelt der Blüte der Wald-