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unten zeigen wird, ein Mißverständnis des Titels „Musik direktor" gewesen: er nennt übrigens selbst als Organisten um 1590 den 5. Kollegen Abraham Käkreiter, der in der Reihe der von Hoffmann aufgezählten und oben- aenannten Organisten felllt. Wir wenden uns nun dem Organisten Christian Schiff, 1665—1717, zu, der in der Laubaner Musikgeschichte wegen seines Streits mit dem Pastor Muscovius um die Kirchenmusik eine große Rolle spielt. Schiff war 1640 in Greiffenberg i. Schles. als Sohn des dortigen Kantors Heinrich Sch. (der 1676 als Kantor in Seidenberg starb) und dessen Frau Anna Maria geb. Kretschmerin geboren. Er besuchte bis zu seinem 14. Jahre die Schule seiner Vaterstadt und war in der Musik Schüler des Organisten Moritz Edelmann. 1654 kam er nach Zittau und wurde Schüler des Rektors Keimann und des berühm ten Organisten Andreas Hammerschmidt. 1659 ging er aus die Universität Königsberg, 1660 nach Leiptiq. „Und weil ihn seine natürliche Neigung sonderlich zur Music trieb, als suchte er auch allenthalben sich in dieser edlen Kunst zu ex- collren. Endlich führte ihn auch Gott in eine solche Station, zu der er ihn geneigt und fähig gemacht hatte. Denn 1665, den 30. Mai, ward er nach Lauban vocirt und zum Orga- nisten und vireotor Ckori blusioi erwählet, welchem Dienste er nunmehr 42 Jahre treufleißig und geschickt vorqestanden hat," so schreibt sein Zeitgenosse Gottfried Hoffmann im Fahre 1707. Zehn Fahre später ist dann Schiff, „nachdem er sowohl im Amte als Ehe 52 Jahre gelebt hatte," gestorben. Uber den erwähnten musikalischen Streit, in dessen Mitte er gestanden hat, wird später besonders berichtet werden. Fhm folgte Christoph Haschke, 1717—29, aus Schwerta gebürtig. (Sühnelius, Fetzt lebende Oberlausitz.) Dessen Nachfolger war Christian Gottfried Hellmund, 1730—72, der den Titel „Fürstlich Sächsischer Kapellmeister und Organist an der Hauptkirche" führte. Er war 1698 in Zülzendorf bei Brieg geboren, wo sein Vater Lehrer und , Organist war. Bei diesem legte er den Grundstein seiner Kenntnisse, darauf wurde er Schüler des seinerzeit berühm ten Musikers Kirstein in Löwen, studierte in Jena und war dann in Stellungen zu Ols und Forst NL. Er hatte eine Art Glockenspiel erfunden, womit er zu jeder Musik be gleiten konnte; dieses Instrument führte er auch dem be rühmten Telemann in Hamburg vor, bei dem er Komposi tionsstudien machte. Auf einer Reise nach Holland lernte er außer musikalischen Kenntnissen auch mancherlei Technisches, so z. B. den Golddruck auf Leinwand. Er leitete später in Lauban eine Fabrik, in der mit Gold und anderen bunten Farben gezierte Leinwand zu Tapeten, Gardinen, Altar- »nd Kanzelbekleidungen hergestellt wurde. Er starb 1772. Otto, dessen Schriftsteller-Lexikon wir diese Lebensbeschrei bung gekürzt entnehmen, führt folgende Werke Hellmunds auf: 1. IVlemento mori, oder nützliche Todes-Erinnerung nach Anleitung der Sonn- und Festtags-Evangelien. Lauban 1736. 2. visoo mori, oder ebcndergleichen. Lauban 1738. 3. Oauäi mori, oder Kantaten über die Sonn- und Festtags- Evangelien. Lauban 1740. 4. Viele dergleichen Kantaten (Vergleiche Lausitzer Mag. 1772.) Auch berichtet Zecht im Neuen Laus. Mag. 94 (S. 132, Fußnote), daß am 18. Nov. 1754 zum 8. Stiftungstag der Laubaner Gelahrten Gesell schaft eine Kantate von Hellmund aufgeführt worden sei. — Über die musikalischen Verhältnisse unter den zuletzt ge nannten drei Männern sagt Gründer in der Chronik: „Im Dezember 1772 starb Musikdirektor Hellmund, und nun übertrug man dem Kantor Rose die Besorgung der Kirchen, musik, die bisher mit dem Kantorat in keiner Verbindung stand. Bei dem gänzlichen Ruin der Pfarrkirche blieb es bis 1774 bei dieser Einrichtung. Jetzt zog man in Erwägung, ob und wie diese Stelle wieder zu besetzen sei." „Bei den Nachforschungen der Verhältnisse in früheren Zeiten (so be richtet ?. Müller in seiner Kirchenqeschichte) fand es sich, daß von 1580—1665 es keinen besonderen Musikdirektor gegeben habe. Jetzt war 1665 Christ. Schiff, unter welchem der Titel eines Musikdirektors erst üblich wurde, zum Or ganisten und, zu besserer Erhaltung der Seiniqen, zum Stadt- musikus erwählt worden, und als dieser 1717 starb, so folgte ihm Christoph Haschke als Organist und Musikdirektor, dem man zur Pflicht machte, daß er die Besorgung der Musik bei Hochzeiten und dergleichen Gelegenheiten über nehmen, sich um geschickte Gehilfen bemühen, wöchentlich zwei musikalische Übungen anstelle», die dazu nötigen In strumente anschaffen und auch zugleich Übungen in der Bocalmusik anstellen solle. Haschke starb im September 1729, und unter seinem Nachfolger Hellmund blieb alles in derselben Verfassung. Nach dem Brande setzte Hellmund in der Waisenhauskirche und dann in der Kreuzkirche seine Kirchenarbeiten fort und ebenso der Organist an der Kreuz kirche, Johann Christoph Streit, in der Frauenkirche. Als nun Hellmund starb, so wurde bei dem Nichtgebrauch der Pfarrkirche in Überlegung gezogen, ob nicht unter den gegen wärtigen Umständen wenigstens so lange, als die Haupt kirche noch nicht wiederhergestellt sei, das Direktorat der Kirchenmusik mit dem Kantorat verbunden und die Stadt musik davon gänzlich getrennt werden könne. Der Kantor Rose habe bisher alles gut besorgt und der Instrumente wegen viele Kosten gehabt." Seit dieser Zeit bestellt noch (1846) die damals getroffene Verfassung, daß der Kantor zugleich die Kirchenmusik zu besorgen hat. Mit Hellmund bricht die Reihe der Organisten ab, so weit Gründer und Hoffmann in Betracht kommen; es bleiben lediglich noch einige kurze Notizen über die Organisten an der Kreuz- und an der Frauenkirche zu verzeichnen. Uber den ersten Organisten an der Kreuzkirche berichtet noch Gott fried Hoffmann, dessen Buch 1707, also ein Jahr nach der Einweihung dieser Kirche erschien; er hieß Ehren fried Barth und war vor Übernahme dieses Postens bereits 25 Jahre Uusious Instrumentalis bei der Hauptkirche ge wesen. Einen besonderen Kantor an der Kreuzkirche gab es damals nicht; weil nämlich „der Mangel des Einkommens nicht zulassen will, einen ordentlichen Oantorem zu bestellen und zu erhalten, so ist beschlossen worden, daß indessen aus dem Okoro Z^mpsioniaoo oder auch aus dem Cvetu Lckolastico eine Person als Präzentor das Singen in dieser Kirche abwarten muß." (Hoffmann.) Die nächste Nachricht verdanken wir dem mehrfach erwähnten Adreß buch von Sühnelius „Die jetzt lebende Oberlausitz", darnach wirkten 1750 an der Kreuzkirche Johann Gottfried Nixdorf als Präcentor und Christoph Gottlieb Nixdorf als Organist, an der Frauenkirche Johann Gottfried Papusche als Präcentor und Organist. Nach der „Lausitzischen Monatsschrift" von 1806 hatte in diesem Jahre das Organistenamt an der Kreuzkirche Jo hann Gottlieb Herrlich inne; er war vorher Lehrer und Organist in Marklissa gewesen und starb am 3. August 1807 im Alter von 23 Jahren. Als seinen Nachfolger nennt dieselbe Quelle (Jahrgang 1807) den Canü. jur. Jo hann Gottlieb Kielblöck. Endlich weiß das „Schle sische Tonkünstler-Lexikon" von Koßmaly und Carlo zu berichten,^ daß Julius Tschirch, einer von den sechs musikalischen Brüdern aus dem Lichtenauer Kantorhause,