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Ausgrabungen in der Burgruine Kirschau bei Bautzen Dr. R. N e e d o n - Bautzen lieber die Ausgrabungen in Kirschau in kurzen Zwischen- ill II räumen zu berichte», ist nicht ganz leicht. Denn es ^1 II) vergeht meist eine längere Zeit, ehe wieder durch miih- selige Arbeit etwas Neues zutage gefördert wird. Grabungen auf Urnenfeldern, auch in „Schanzen" sind weit lohnender, als eine solche Ruine, bei welcher gewaltige Schutt, massen zu beseitigen sind. Die Herren Vorsitzenden unsrer Gesell- schäft für Anthropologie und Urgeschichte waren jetzt mit Gra bungen in der Bautzner Kriegersiedlung und in Ostritz beschäf tigt, sodann galt es für sie, die seitdem so schön verlaufene Tagung der deutschen Prähistoriker in Bautzen vorzubereiten und für die dazu erschienenen Gäste zu sorgen, und das stellte große Anforderungen an ihre Arbeitskraft und Zeit. So blieb es dem Schreiber dieses als Ruheständler — ein solcher hat ja nach weitverbreitetem Aberglauben immer ungeheuer viel Zeit — überlassen, einstweilen wieder die Leitung in Kirschau zu über nehmen, soweit solche nötig: denn die Kirschauer Herren sind ja jetzt trefflich eingearbeitet und sachverständig und arbeiten mit anerkennenswertem Eifer: auch der Nachbarort, der im vorigen Zähre selten vertreten war, dürfte sich nun wieder reger betätigen. Von Bautzen waren dieses Jahr infolge der oben angedeuteten Hlnderungsgründe bis jetzt nicht viel regelmäßige Mitarbeiter da: die Herren Ruheständler dort wissen offenbar noch nicht, wie angenehm es sich auf dem Kirschauer Schloßberg lebt und arbeitet. Dort ist auch selbst an heißen Tagen immer genügender Schatten, den Durst löscht man aus einem Eimer voll Gänsewein, gute Reden begleiten die anstrengende Arbeit des Grabens, die jüngeren Herren erzählen fesselnd von Kriegs- erlebnissen, Herr P. aus Kirschau gibt schnurrige Geschichtchen oder Proben der heimischen Mundart zum besten. Um 4 Uhr herum nimmt regelmäßig, wie lautes Knattern in der Höhe bekundet, der Pvstflieger von Dresden-Görlitz seinen luftigen Weg an der Schanze vorbei. Hie und da kommt ein Kleinfund aus dem Boden: augenblicklich freilich sind wir an einer dafür wenig ergiebigen Stelle, sodaß schon ein eiserner Nagel oder eine zerbrochene Schnalle Beachtung finden, nur der Herr Sattlermeister P. zieht eine gute Nummer in der Lotterie, indem er eine eiserne Wendensichel findet. Dafür entschädigen allerhand Naturbeobachtungen. Ein Kuckuckspärchen treibt sich regelmäßig an der Ruine herum und verkündet durch unermüdliche Rufe uns tröstlicher Weise ein ungeheuer langes Leben: ein Rot- schwänzchenpaar wird beobachtet, das sein Nest nahebei ins Mauerwerk gebaut hat: die schonungslose Spitzhacke deckt die Schlupfwinkel von allerhand Kleingetier in der Erde auf, so ein Hummelnest mit Honigwaben: der Kirschauer Sachverstän dige packt sie ein und nimmt sie mit, denn ihr Inhalt soll noch seiner als Bienenhonig schmecken. Mitunter kommen auch Gäste verschiedenen Geschlechtes, Alters und Standes und schauen eine Weile mehr oder weniger miß- oder neugierig oder verständnisvoll oder -los der Arbeit zu, gehen kopfschüttelnd über soviel unbezahlte Arbeit wieder davon oder stellen dann Mutmaßungen an, wieviel Gold und andere Schätze wohl von den Ausgräbern davongetragen werden mögen — ach, und wir sind schon mit einem bißchen Eisen zu frieden oder über den Fund eines Silberpfennigs hochbeglückt! Also heraus am Dienstag oder Sonnabend zur fröhlichen Arbeit im Dienste der Wissenschaft, wer irgend Zeit hat in Bautzen, Kirschau und Umgebung, damit das Werk schneller gefördert werden kann! Um nun dieser Plauderei, die der Leser entschuldigen mag, einiges Tatsächliche über die Ergebnisse der Frühlingsarbeit hinzuzusügen, so wäre das folgendes: Von einer Stelle, wo bereits im Herbst 1923 eine durch zwei rechtwinklig aneinander stoßende Mauern gebildete Ecke zum Vorschein kam, wo also ein zweites Burggebäude sich verriet, wurde begonnen, die eine dieser Mauern nach der Burghosmauer zu zu verfolgen und freizulegen. Es ist dies jetzt fünf Meter weit geschehen, wobei sich herausstellte, daß sie geradewegs in den alten Wcndenwall, auf dem die Burg, wie man sich von früher her erinnern wird, steht, hineingebaut ist. Dieser besteht, soweit (tief) er freigelegt werden konnte, innen aus einem Holzbau, Längs- und Quer balken wechselnd (ähnlich wie in Göda), worüber eine breite Schicht aus in starkem Feuer zerglühten Granitsteinen liegt. Diese Schichten reichen bis dicht an die äußere Seite der Hausmauer heran. Da wir es mit dem Innern des Wenden walls zu tun haben, sind Kulturschichten (aschengemischter Boden mit Holzkohle, Knochen, Scherben, Geräteresten) in ihm nicht zu beobachten: einige verstreute Gefäßrcste tragen den Burgwall. charakter (Wellenlinie, starke Wandung, schwacher Brand). — Die Hausmauer, deren unbehauene Steine nur mit Lehm ver bunden sind, wie beim ersten gefundenen Hause, ist ziemlich stark, durchschnittlich etwa achtzig Zentimeter. An einer Stelle Ist eine Unterbrechung in ihr, sodaß auf eine Türe dort zu schließen ist. Die mutmaßliche Schwelle ist mit Brandschutt bedeckt, darunter ist eine Lehmschicht. Diese Lehmschicht ist auch an der Innenseite zu beobachten, soweit hier bereits ausgegraben ist, und zwar nach der Burgmauer zu schräg ansteigend. Auch die rechtwinklig zu der genannten Mauer verlaufende, nach 80. gehende zweite Mauer des Gebäudes ist schon ei» Stück frei gelegt. Dazwischen liegt anderes Mauerwerk, dessen Zweck noch sticht klar ist und einstweilen noch nicht besonders erörtert werden soll. Diese ganze Fläche, auf der gegenwärtig gegraben wird, ist, wie schön gesagt, sehr arm an Funden. Einzelne Scherben aus der Burgwallzeit fehlen nicht, Eisensachen sind dagegen auffallend selten. Das fast völlige Fehlen alter Armbrustbolzen- spitzen u. derql. erklärt sich wohl daraus, daß dieser Teil des Burghofs, durch den außen vorliegenden Turm geschützt, von den Feinden wenig beschossen und getroffen worden ist. Die geringe Anzahl der gefundenen Nägel im Gegensatz zu Haus I läßt wohl darauf schließen, daß dieses aus Holz bestand, wohin gegen Haus II vielleicht mehr steinerne Wände hatte, wie denn auch hier größere Teile der über dem (ursprünglichen) Boden liegenden Steinmauern erhalten sind. (Fortsetzung folgt je nach Fortgang der Arbeiten) XX?enn der 5lbend kommt. . . 6. Wolk-Weika Wenn der Nbend kommt, sollst du um micb sein, Sollst mit sanfter Sand micb von dem bekrein, Was der keitzs Lag auk die Sckultsrn warf Und nickt länger mekr micb bedrücken darf. Sauck' auk meine Stirn deinen Kutz so rein, Wenn der Nbend kommt, sollst du um micb sein! * * * Sunn'nuügang vr koarle und dr Lkristioan, die goakktn sieb de Sünne oan und wutztn niscbt, oals doatz doas Ving oalltäglick iber'sck lZargl ging. voa soit dr koarl zum Lkristioan: „Nu guck dir ock doas Wunder oan; durt kimmt de Sunn krisk a Le Siebt, und mittags se Loa kubn scktiekt." „Wie giekt doas zu, doatz murne kriek, wenn ick scbun längst zu Nande die, de Sunne su wie oalle Lag durt Lrüdn wieder ukfgiskn moag?" Or Lkristioan sperrt's Maul weit ulk und lackt aus vullen Soalss drukk. „Nee," sprickt er, „oack! vu vasel Ou, nu gib moal Nckt'cke! Sier mir zu: „Wenn mr ss oabsnds unten sakn, Loa leekt ss dann Liesalbe Soakn de Nackt zurück, doas is gewitz, mr siekt's oack ni, weil's finster is." A. tt.