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meist ihre Winterwohnung, die sie im Innern sehr behaglich ausfüttert. Als Nagetier ist es ihr natürlich ein Bedürfnis, dauernd die Zähne zu gebrauchen, so daß sie weit mehr ver- wüstet als sie verzehrt. Darum wird sie auch Anpflanzungen, die in der Nähe von Teichen sind, gefährlich. Neben ihrer Haupt nahrung, den Wasserpflanzen, verzehrt sie auch gern Muscheln; denn jeder Bau enthält viele ausgefressene Muschelschalen. Will man die Bisamratten beobachten, muß man in mond- Hellen Nächten auf den Ansitz gehen. Dann sieht man sie im munteren Spiele mit ihren Kameraden und kann ihre große Gewandtheit im Schwimmen und Tauchen bewundern. Andere sitzen dagegen am Ufer, graben Pflanzcnwurzeln aus und sammeln Futter ein. Da die Tiere sich durch Schlagen des Schwanzes auf das Master warnen, ist die Jagd auf sie sehr schwer; denn bei jedem Geräusch ertönt das Signal und alle Tiere sind im Augenblick verschwunden. Im April verlosten die Ratten ihre Winterquartiere und paaren sich. Bald wirft das Weibchen 3 bis 6 Junge, was im Laufe des Sommers noch mehrmals eintreten kann. Das Tier hat demnach für einen Säuger eine ungewöhnlich starke Permehrung. Sobald aber der Herbst kommt, erfaßt die Bisam ratte ein Wandertrieb. Bald wandert sie allein, bald mehrere Familien vereinigt, bis sie schließlich ein Gelände findet, das ihr zusagt. Damit hängt eben zusammen, daß die Bisamratte auch bei uns ein immer größeres Verbreitungsgebiet bekommt. Bei solchen Wanderungen mag sie auch mitunter überrascht werden, und es gehört keineswegs in das Reich der Fabel, daß sie, gereizt, auch den Menschen annimmt. So sehr sich auch der Zoologe und der Jäger über dies neueste sächsische Säugetier freuen mag, so ernstlich möchte ich warnen, dem Vordringen dieses Nagers gleichgültig entgegen zu sehen. Die Geschichte der Zoologie weiß viele Beispiele zu nennen, wo eingeschlepptc odereingcführte Tiere zu de» schlimmsten Landplagen geworden sind. Es sei hier nur an den Sperling in Südamerika, den Schwammspinner in Nordamerika und den Koloradokäfer in Europa erinnert. Mit einer Verminde rung durch natürliche Feinde ist bei »ns nicht zu rechnen. Der Fuchs ist zu selten und der Uhu, der Hauptfeind der Bisam ratte in Nordamerika, gehört bei uns auf die lange Liste der Tiere, die der Kultur zum Opfer fielen. Lesefrüchte und Bausteine Ostritz. Bei den Grabungen aus dem hiesigen bronzezeitlichen Gräberfelde mußte festgestellt werden, daß Unbefugte an dem die Gräber enthaltenden Ackerrande gewühlt haben, daß ein für die Besichtigung durch die deutschen Prähistoriker freigelegter Schmelzkern gestohlen und auch son- stiger Unfug getrieben worden war. Es sei darauf aufmerksam gemacht, daß einzig und allein die Stadtgemeinde Ostritz recht licher Besitzer der hier gefundenen Gegenstände ist, daß diese die Gesellschaft für Heimatforschung zu Östritz im Einvernehmen mit der Gesellschaft für Anthropologie zu Bautzen beauftragt hat, die wegen des Sandabbaues erforderlichen Notgrabungen ouszuführen, bis nach der Ernte eine umfassende Grabung das Feld erforscht haben wird. Wer Interesse an den Untersuchungen hat, wolle sich an die Herren Lehrer Heidrich und Hohlfeld in Ostritz wenden, die ihn von den Grabungstagen benachrichtigen werden. Wer dagegen auf eigene Hand dort Untersuchungen anstellt, Fundgegenstände verschleppt und andere Sünden an unersetzlichen Altertümern der Heimat begeht, setzt sich einer strafrechtlichen Verfolgung durch den Besitzer, die Stadtgemeinde Ostritz, aus. Das Gleiche gilt auch für Vereine. Dr. Frenzel. Marienthal. Ein vierter Burgwall auf hiesiger Ortsflur wurde bei dem Ausflug der deutschen Prähistoriker von Dr. Frenzel entdeckt. In den großen Ferien soll eine genaue Vermessung der hiesigen Wallanlagen stattfinden. — Eine sagenhafte Stadt gefunden. Der englische Kaufmann Wulfstan, der um das Jahr 900 eine Handelsreise nach der preußischen Ostseeküste unternahm, weiß von einer großen Handelsstadt zu berichten, die an der Danziger Bucht gelegen haben soll Er nennt sie „Truso". Man hat dieser Überlieferung, die sich in der von König Alfred dem Großen verfaßten Bearbeitung des Orosius findet, in der Hauptsache bisher nur Sagenwert zugesprochen. Nunmekr hat Professor Ebert-Königsberg nicht weit von Elbing an den Trunzer Bergen In großer Tiefe eigenartige Ruinen vorgefunden, die auf eine größere Stadt schließen lassen. Man vermutet, daß man damit die Ruinen des alten Truso entdeckt hat. Eine systematische Ausgrabung soll im Laufe dieses Sommers erfolgen. (Sächsischer Erzähler.) Haynau, 3. Juni. Zwischen Brockendorf und Schierau ist eine vorgeschichtliche Begräbnisstätte bloßgelegt worden. In nur geringer Tiefe wurden Urnen mit Brandasche und Knochen teilchen aufgefunden, neben den Urnen befanden sich kleinere Gefäße, die sogenannten Beigaben. Leider ist eine ganze An zahl von Urnen beim Umpflüqen des in Frage kommenden Feldes zertrümmert worden, so daß nur noch die Scherben vorhanden sind. Es scheint sich um ein größeres Gräberfeld zu handeln. (Niederschlesische Zeitung.) Müncheberg, 4. Juni. (Ein Fund aus dem dreißig- jährigen Kriege.) Ein seltener Fund wurde am 29. Mai bei Ausschachtungsarbeiten auf dem Hofe des Rathauses in Müncheberg gemacht. Nachdem zwei verschiedene Bauschichten, die sich deutlich voneinander abhoben, durchstochen waren, fand man unter einer dicken Schicht von Dachziegel- und Mauer steinbrocken alten Formats in einer Tiefe von zwei Metern unter der jetzigen Oberfläche zwei eiserne Geschütze ganz gleicher Art, von denen jedes eine Länge von etwas mehr als I Meter hat. Die Geschütze sind sogenannte Haubitzen und bestehen aus dem Lauf und dem besonders anzusetzenden Vorteil, der Kammer. Das Kaliber beträgt ll Zentimeter. Die Oberfläche ist in regelmäßigen Abständen mit Ringverzierungen versehen. Sonstiger Schmuck ist nicht zu erkennen, da die Oberfläche stark vom Rost angegriffen ist und erst gereinigt werden muß. Es kann deshalb über das Alter noch keine endgültige An gabe gemacht werden. Da aber die zum Auflagern und Drehen der Geschütze dienenden Zapfen, die sogenannten Schildzapfen, noch fehlen, auch die Kammer noch mit einer altertümlichen schweren Handhabe versehen ist, so ist von vornherein an zunehmen, daß die Stücke spätestens der Zeit des dreißigjährige» Krieges ongehören. Es spricht dafür auch die Fundstelle, die nach anderen zugleich gefundenen Resten spätestens dieser Zeit zuzuschreiben ist. Die Stadt Müncheberg, an einer der Haupt- hceresstratzen der Mark gelegen, hat damals ein recht wechsel volles Schicksal gehabt. Da es mehrfach belagert wurde und auch dem Feind zuweilen seine Tore öffnen mußte, ist es wohl möglich, daß die Geschütze einmal vergraben worden sind, um sie unerwünschten Blicken einer „Kontrollkommission" zu ent ziehen. Die Fundstücke sollen dem Lebuser Kreismuseum in Müncheberg überwiesen werden. (Lausitzer Landeszeitung.) Kemnitz b. Bernstadt, 2. Juni. (Entdeckung eines unterirdischenGanges.) Bei den Ausschachtungsarbeiten für die Wasserleitungen der neuen Schule stieß man aus ein Stück sestqemauerten unterirdischen Gang. Der Gang führte anscheinend vom Rittergut Nieder-Kemnitz bis in die Nähe der Hermann Schönfelder'schen Wirtschaft. Man kann wohl annehmen, daß er zur Zeit der Hussitenkriege als Zufluchtsort oder als Rettungsweg gedient hat. (Görlitzer Nachr.) Zwickau. (Ein Erdstoß in Zwickau.) Zum zweiten Male in diesem Jahre machte sich am Pfingstsonnabend eine heftige Erschütterung der Erdoberfläche bemerkbar. Wie bei dem Beben am 16. Februar handelte es sich auch diesmal offenbar wieder um ein auf eine Senkung oder Abrutschung im Erdinnern zurückzuführendes tektonisches Erdbeben. Uber einen Meteorfall wird uns aus Kamenz und Drebkau (N.-L.) berichtet: Kamenz. In der Nacht vom Dienstag, den 2., zum Mittwoch, den 3. Juni, gegen '/-I Uhr wurde am östlichen Himmel ein Meteor beobachtet, Er bestand aus einem hell-