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feinblätterigem Bärenklau und bunten Orchideen, die zu Hun derten hier ihre duftenden Blütenrispen öffnen, die Wege beschot tert mit silberglänzendem Glimmerschiefer. Am alten Kesselschloß bruch führt der Weg steil hinab zum Kochhäusel, das traum verloren Halbwegs zwischen Sichren und Krobdorf liegt. Eine Flasche Schlesisch-Pilsener mundet nach dem steilen Abstieg vor trefflich. Doch ein Blick auf die Uhr läßt uns wieder zum Wanderstab greifen. Durch Krobsdorf getsts nach Ullersdorf am Queis. Wer wird eher daheim sein: Du mit deinen rauschen den Wellen oder ich, der ich die Bahn besteige, um über Friede- berg, Greiffenberg und Langenöls wieder heimwärts zu fahren? Wir beide als Bergwanderer wollen uns darob nicht streiten. Sing du ein Wellenlied der schönen schlesischen Bergheimat, ich stimme dir zu. PlüschKe-Lauban. «»«««»«»«««»«««««»«««»«««««««»«»«««««««»« »DWWMWWI!^ W Fremdenhos zum Webers Kirschau « Erbaut tS21-1S23 tz hält seins Mume bestens empfohlen ß Neuzeitlich eingerichtet >8 ' Fremdenzimmer - Aentralheizung - Kalt- und Warmwasssrleitung - Gediegene Mer- und Weinstuben - Gejellschastssaal WjM Wein-und Diertsrrasssn - Gartenrestaurant<40dGitzpIöhs) - Dundesüsgslbahn - Autohalle - Ausspannung - Angenehmer Familienaufenthalt - Fernruf Wilthen Nr. 50 - Anerkannt gute Küche - Max A l b r i ch. Die Geschichte einer Mutter Bertha Morgenstern elber-Anna wohnte mit ihrem Manne, ihrem langen blonden Riesen, wie sie ihn scherzhaft nannte, in einem kleinen, schmucken Häuschen eines Grenz- dörschens von Sachsen. Wer nicht genau Bescheid wußte, glaubte, das Häuschen gehört garnicht mehr nach Sachsen, so dicht lief die Grenze um das kleine, spitz winklige Gärtchen herum. So unscheinbar sah es aus, das Hüttchen mit dem Zipfelchen Garten — und barg doch ein himmelhoch jauchzendes Glück. Im Spätsommer war aus einer Anna Fröhlich eine Anna Felber geworden, und Christlieb Felber, der große, blonde Bär mit dem kinderguten Herzen, tat seiner kleinen schwarz lockigen Frau alles zulieb, was er ihr an den Augen absehen konnte. War es doch zum ersten Mal in seinem Leben, daß ihm, dem Christlieb Felber, ein Menschenkind gehörte, für das er sorgen durfte, das er mit der sein Leben lang auf gespeicherten, von niemand gewollten Liebe überschütten durfte. Ein Gemeindckind war er gewesen. Bater und Mutter waren an einem Tage von einer tückischen Krankheit hin gerafft worden; Verwandte, die sich des armen Waisleins hüllen annehmen können, waren keine da, so mußte die Gemeinde für sein Weiterleben sorgen. Bon einem Fleck zum andern geschoben, mußte er überall tüchtig arbeiten, bekam dafür die nicht gerade aus Leckerbissen bestehende Kost, sein dürftiges Lager zum Schlafen und hin und wieder ein neues Hemd, ein Höschen, eine Joppe. Sie dachten, wunder was für ein Gotteslohn sie sich verdienten, weil sie dem Christ lieb gaben, was er brauchte. Was er brauchte? Was hatten sie alle gewußt, was der Christlieb brauchte... Der lange Christlieb, wie er schon als Schuljunge hieß, mit dem heimwehkranken, guten, übervollen Herzen ... Eine Mutter, wie die anderen Jungens alle hatten, eine Mutter, die einem gute Worte sagt, und die einem mit linden, weichen Händen übers Haar streicht, wenn einem der Kopf schmerzt, wie er es einmal beim Schreiner-Friedel gesehen hatte — ach ja, wer die hätte haben können ... Heute noch brannten ihn die Schläge, die er bekommen hatte weil er sich einmal noch spät am Abend sortgeschlichen, um am Fenster des Schreinerhäuschens zu sehen, wie es ist wenn eine Mutter mit linden Händen über den Kops des kranken Lieblings streicht... Ein düsterer, fast hilfloser Ausdruck trat in die Zöge des blondbärttgcn Riesen, wenn er seiner kleinen Frau von seiner liebeleeren Kindheit erzählte. Die küßte ihm die Kummer falten vom Gesicht: Nun hatte ja alles Leid ein Ende! — Weihnachten war vorüber. Noch schien die Welt im Schnee erstarrt, aber einmal würde sie grünen und blühen! Und wenn sie ihre höchste Blütenpracht entfalten würde, dann würde in das Felberhäuschen das höchste Erdenglück einziehen. Dann würde die kleine Frau Anna ihr Kindlein, ihr Schneewittchen in den Armen halten, und der große, läppische Christlieb würde sich nicht getrauen, mit seinen derben Fäusten das kleinwinzige Menschenwunder zu berüh ren. Schier endlos waren die Träume, die da geträumt, und die Pläne, die da geschmiedet wurden an den langen Winter abenden in der verschneiten Hütte der jungen Felberleute. „Sei mir nicht böse," sagte Frau Anna oft, „daß ich mir ein Schneewittchen wünsche, und kein blondhaariges Mägde lein. Du bist ja mein großer, lieber Blonder, mein Kleinchen soll wie das Königskind im Märchen sein. Aber Christine soll sie heißen, nach ihrem lieben Bater. Ist's recht so?" Was wäre dem langen, glückseligen Lhristlieb nicht recht gewesen, wenn es die kleine Frau Anna wünschte? ... Uber dem Wünschen und Hoffen war über Nacht der Lenz ins Land gekommen. Bor Tau und Tag noch wanderte Christlieb seiner Arbeitsstätte, dem nahen Walde zu, wo er mit mehreren Kollegen aus den umliegenden Dörfern Bäume fällte. Im Abendsonnenstrahl sah man ihn in seinem Garten zipfelchen rüstig graben und schaffen, getreulich von Frau Anna unterstützt. Nicht schön genug konnte sie's bekommen, denn in ein paar Wochen — in ein paar kurzen Wochen würde das Wägelchen mit der kleinen Christine hier stehen, und für ihr Schneewittchen konnte nichts schön genug sein. Wieder war eine Woche vergangen. Frau Anna saß am geöffneten Fenster. Der warme Frühlingssonnenschein lag schmeichelnd auf den fleißigen Händen, die ein winziges, weißes Etwas schufen. Wie würden des guten Christliebs Augen heute abend wieder strahlen vor Freude, und wie würde er sie wieder loben ob ihrer Geschicklichkeit und ihres Fleißes, wenn sie ihm das kleine Kinderlätzchen entgegen halten würde. Überhaupt —ihr Christlieb, wie der sich freuen