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no Hdorlaufltzee Helmatzetkuüg Äe. 12 Lausitzer gotische Baukunst und ihre Steinmetzzeichen Dr. Marlin Jäkel, Dresden-A. 16 (Schluß) Aus dem Laubaner Kreis seien erwähnt: Berthelsdorf (Langhaus 1504 erweitert um ein Seitenschiff,Kreuzgewölbe, Chorfenster mit Maßwerk). Schloß Friedersdorf (Zeichen wie am Laubaner Rathaus). Nieder - Rengersdorf bei Greiffenberg (Kreuzgewölbe im Presbyterium mit spätgoti schen Rippen). Nieder-Schönbrunn (kreuzgewölbtes Pres byterium, Rippen mit Hängezapfen im Scheitel). Mittel- Schreibersdorf (Sakristei Kreuzgewölbe). Mtttel-Steinkirch (Chor Sterngewölbe). ImKreisHoyerswerda beginnt die Stadt selbst die Reihe mit einer größeren Hallenkirche von 1500, schlicht, aber von guter Innenwirkung. DerChorschluß(5:10Seiten) wurde schon erwähnt wegen Durchführung der Seitenschiffe. Lutsch Beiz. III. 783 setzt das Netz-Sterngewölbe um 1550 an, vom Westgiebel und Siedel der Sakristei erwähnt er einfache Blenden. Die Kirche zu Wittichenau weicht von der zu Hoyerswerda nur ab durch Höherführung des Mittel schiffs. Das Netzgewölbe wirkt unruhig, das rohe Maßwerk erinnert an Spremberg, Kottbus und die Gymnasialkirche zu Sagan. Beide Kirchen haben Altargemälde mit dem Signum 7^. v. In Hoyerswerda bedeutet es Andreas Dreßler, aus Kamenz, während in Wittichenau ein höherer Wert dahinter steckt; es ist eine Taufe Christi u. a. von Albrecht Dürer 1527. Hohen-Bocka hat ein spätgotisches Westpoctal. Bom Rothenburger Kreis ist die Muskauer Stadt kirche imKern spätgotisch (Chor 5:8Seiten,Kreuzgewölbe). Ferner drei Chorwölbungen: Berg (Sterngewölbe, Ziegel birnrippen ohne Kragsteine), Schleife (Netzgewölbe, Ziegel birnrippen), Diehsa (Sterngewölbe, Langhaus Netzgewölbe, Sakristei Kreuzgewölbe, Maßwerk). Reichere Portale haben Iänkendorf und Ober-Gebelzig (plastische Rosetten, Krag steinsturz). Mittel-Zibelle hat tm Ostfenster bescheidenes Maßwerk. Für den preußischen Anteil der Oberlausitz fehlen Bilder, Grundrisse uno Steinmetzzeichen. Es wäre höchst dankens wert, wenn die Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz dieses Gebiet mit dem neu bearbeiteten Text von Lutsch und obigen Ergänzungen herausgeben würde. Erst dann kann man urteilen, wie weit es in seiner Kunst eigenartig ist (Strebepfeiler fast regelmäßig nach innen gezogen), wie weit von Görlitz, Kamenz und Bautzen abhängig, wie weit von der Niederlausitz. Die wichtigste spätgotische Erneuerung des Bautzener Kreises, die der Kirche von Göda, ist unter Wolf Rie- diger schon besprochen. Vielleicht stammt von ihm auch das Sakristeigewölbe (1519) der Kirche in Radibor, die er mit dem Sakramentshaus 1519 schmückte. In Oberneukirch ist der Chor von 1476, das Langhaus von 1505; in Bischofs werda und Guttau ist nur das Mauerwerk spätgotisch, in Goldbach eine Tür mit Verstäbung von 1559, im Baruther Schlosse der Turmunterbau, ein Tonnengewölbe und eine Tür im gebrochnen Eselsrücken, im Schloß Gröditz Mauer teile und ein Tonnengewölbe. Die frühere Kirche in Königsbrück (Kamenzer Kreis) ist nur in einem alten Grundriß erkennbar. In Marienstern sind spätgotisch zwei Joche des Kreuzganges mit Zellgewölbe, in Großgrabe Turmtor und Sakristeitür, in Schwepnitz das Südtor, in Obergersdorf das Tor Riedigers von 1516. Bom Chorbau der Pulsnitzer Kirche war schon die Rede. Zellgewölbe finden sich in einer Gruft und im Rathaus. Nach den Husitenkriegen*) mußte auch Bernstadt (Löbauer Kreis) seine große Kirche neu wölben: 1462 den Chor mit einem Biereckstern (vergl. Bautzner Dom, Hirschfelde), das Querhaus und die Vierung mit Kreuzgewölben; 1519 das Langhaus mit Maschennetz (Riediger?). Wie die Michaelis kirche in Bautzen hat Berthelsdorf an der Westwand einen Mittelstrebepfetler. Bischdorf hat Sternwölbung im Chor und rötliche Bemalung unter dem Putz der Wände, auch ein spätgotisches Sakramentshaus, Kunewalde Maßwerk und Herwigsdorf eine kreuzgewölbte Sakristei von 1540. Dierecksterngewölbe schmücken den Chor in Rennersdorf und Schönau (Langhaus Kreuzgewölbe 1693), hier sind die Konsolen mit Köpfen verziert; die Rippen waren rötlich bemalt. Endlich seien die spätgotischen Reste des Zittauer Kreises ausgeführt. Nächst Ostritz hat die Hirschfelder Kirche die Anlage wie in einer Kleinstadt (zweischiffig), und die Johanniter sorgten nach der husitischen Zerstörung für gute Bierecksternwölbung des Langhauses (Westtor mit Verstäbung) durch den Meister Nr. 139, den ich in Meißen, Pulsnitz und Dohna feststellte. Auch das plastisch gearbeitete Zeichen Nr. 246 muß ein Meisterzeichen sein (Turmbau 1598). Ferner: Bertsdorf (Tür 1518). Herwigsdorf (Chor wölbung, grader Türsturz der Sakristei). Kleinschönau (Turmbau 1520 laut Kirchrechnung OHZ. 1924/19. S.263, Taufstein, Weihwasserbecken). Königshain (Turmbau, früh. Tabernakel von 1518). Oberullersdorf (Lhorgewölbe). Kloster Oybin (Fenster mit Vorhangbogen, doppelt gekehlte Rippen). Reichenau (Turmbau 1500, nicht 1300!). Seiten dorf (Tor von Riediger, Turmbau Zimmermanns 1569). Weigsdorf (Chorwölbung, Turmbau). Durchweg strebt man nach besserer Innenausstattung; vor allem im Görlitzer Kreise scheint ein gewisser Wetteifer im Verschönern des Hochaltars und der Lhorwölbung ge herrscht zu haben. In der ganzen Lausitz sind uns seit 1480 kunstvolle Altäre oder ihre Bruchstücke erhalten, ebenso eine Fülle von gotischen Kanzeln und Taufsteinen. Uber die Husitenzeit ragt nur wenig hinaus. Im Innern türmt man nach 1500 Emporen übereinander bis an die Wölbungen, zur Vermeidung von Erweiterungsbauten. Dom Anfang des 15. Jahrhunderts stammen unsere frühesten Glocken; auch sie vermehren sich mit dem künstlerischen Aufschwung um 1480 und durch Schenkungen der Resormationszeit. Zu eng werden nun die bisherigen Glockenstuben, zu dumpf klingt der Schall in den niedrigen Wehrtllrmen des Mittel alters — auch die Dorstürme recken sich aus dem Viereck ins Achteckige, und das Zittauer Land scheint vom Eifer des Turmbauens lebhaft ergriffen zu sein. Braucht doch auch der Bewohner des Berglandes seinen Turm weit mehr als der Mann der Ebene: zum Blick nach Freund oder Feind, nach Unwetter und Feuersbrunst. An der Vollendung der Türme arbeitete man noch lange Zeit; Renaissance und Barock setzten ihnen Hauben und Helme mit zierlichen Säulen auf, türmten mehrere durchsichtige Plattformen auf einander, fast unerschöpflich in neuen Entwürfen — und so besitzt die südliche Oberlausitz noch heut eine Reihe präch tiger Dorstürme, die ein Schmuck der Landschaft sind. In schriften und Urkunden der Turmzieraten gehen selten über *) Nach der Schreibweise Johann Hus, nicht Huß.