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hatte, erkannte er deutliche Rnndhöcker, deren Scheitel, Stirn und Wangen glattgescheucrt und teilweise mit gut erhaltenen Schrammen versehen waren. Im Frühjahr 1886 fand dann Credncrim selben Bruche auf einer nach Nordosten geneigten Fläche nach Wegräumen des Deckdiluviums noch eine Schlisslüche mit einzelnen Schrammen. Weiter traten Schrammen, aber weniger schön ausgebildet, in Hauswalds Steinbruch südöstlich vom Forstteiche auf. Die Schrammen verliefen in sechs verschiedenen, sich teilweise kreuzenden Richtungen an zusammen drei Stellen in dem genannlcn Steinbruche. Aus der Richtung der einzelnen Schrammensgstcme schloß Herrmann, daß das Gletschereis hier nacheinander zwei Richtungen verfolgt haben muß, und zwar als erste durchschnittlich N. 50« O. nach S. 50» W. und dann etwa N. 25° O. nach S. 25° W. Die erste Richtung wird von der zweiten gekreuzt und muß somit die ältere sein. Die dritte Richtung N. 16» W. nach S. 16° O., welche er nur einmal vorfand, deutet er als eine lokale starke Abweichung der zweiten Richtung. Diese Ver schiedenheiten in den Schrammenrichtungcn hier und an den anderen uns bekannten Stellen beiDeinitz, Pließ Ko ni i tz und Großschweidnitz (Amtsh. Löbau), charakteri sieren unser Gebiet ganz deutlich als Randgebiet der diluvialen Vereisung. Das Gletschereis kann hier keinesfalls dieselbe Mächtigkeit besessen haben, wie etwa in Schweden oder im nördlichsten Norddeutschland, denn sonst hätten die vielfach bei uns aus dem Schwemm lande herausragenden Kuppen anstehenden Gesteins die Eismassen nicht so in ihrer Bcwcgnngsrichtung beeinflussen können. Die Streichrichtung der Lüttichauer Schrammen kehrte übrigens deutlich an dem zerstörten „Zwieback" im Kamenzer Spittelforste wieder. Das auf den rundhöckcrartig umgewandelten Grauwacke schichtenköpfen lagernde Deckdiluvium besteht aus einem gelbbraunen stark sandigen Geschiebclehm, der in unmittel barer Nähe des Gesteins eine zähplastische Beschaffenheit annimmt. In seinen oberen Partien führt er zahllose Geschiebe nordischer und auch einheimischer Herkunft. Die heimischen Geschiebe, meist Grauwacke, treten hier zum großen Teil in Form der sogenannten „Dreikanter", also windgeschliffener Geschiebe auf. Leider ist von den von Herrmann beschriebenen Erschei nungen jetzt nichts mehr zu finden, wie ich mich vor einiger Zeit unter langwierigem Suchen an Ort nnd Stelle über zeugt habe. Da die Brüche der gelegentlichen Bruchstein entnahme dienen, und auch bei meinem Besuche ein großer Haufen srischgeschlagcnen Schotters dort lag, werden die Gletscherschliffe wohl im Laufe der Jahre mit zu Straßen schotter verarbeitet worden sein. Auch die Literatur schweigt sich über das Vorkommen ganz aus, sodaß wir über die Fundstclleu zur Zeit nichts als die Beschreibung Herrmanns und den Hinweis darauf in den Erläuterungen zu Sektion Schönfeld-Ortrand besitzen. Auf dem Kartenblatt sind die Fundstellen durch blaue Pfeile in der Richtung der Schram men gekennzeichnet. Vielleicht aber ist es abermaligen ein gehenden Untersuchungen gelegentlich der Neuaufnahme von Sektion Schönfeld-Ortrand vorbehalten, erneut geschliffene Felsflächen hier aufzufinden. Möchten dann aber verstän dige Schutzmaßnahmen die neuen Funde vor dem Schicksal der alten bewahren! Literatur: Herrmann, O. Gletscherschliffe aus der nordsächsischcn Grau- wacke rechts der Elbe, bei Lüttichau zwischen Großenhain und Kamenz. N. Jahrbuch f. Min. rc Bd 2. 1886. S. 201—204. — Sekt. Schönfeld-Ortrand d. Geol. Spez.-Karte v. Sachsen, Leipzig 1888. Erläut. S. 27. Die große Buche A er von Niedersriedersdorf aus nach Neuschönberg zu wandert, beim Eintritt in den Wald die Straße verläßt und den kürzere» Fußweg benutzt, der ge langt bald zu einem gewaltigen Baumriesen, einer starken Buche. Wie ein Patriarch steht sie inmitten der Eichen, Buchen und Fichten. Mächtig erhebt sich der Stamm, er trägt Aste lang und dick, die für sich je ei» Baum sein könnten. Schade, daß ringsum Bäume stehen, so kann sie nicht gut photo graphiert werden, sonst hätte sich längst einer gefunden, der Bilder oder Karten von ihr anfertigte. Ihr Schaltendach nimmt einen großen Raum ein, weil die Aste sehr lang sind und rings aus dem Stamme hervorwuchsen. So bietet die Krone bei Regen wetter Schutz für viele Personen. Wenn in einem Herbste Buch- eckern reiften, so liegen die zierlichen Früchte auf dem Boden wie hingeschüttet. Das ist dann etwas fürs Eichhorn, das droben im lichten Dlattgezelt seinen Bau hat, für die Eichelhäher, für Wald mäuse und andere Nußfreunde. Grünspechte wohnen in einem Astlochs, sie lassen ihren eigenartigen Ruf erschallen und sind bald verschwunden, so du dem Platze nahst. Buchfink, Drossel, Laub sänger, Blau- und Kohlmeise sind Freunde des Baumes, ihr Lied schallt von früh bis spät, fast ohne Ermüden. Der Wipfel schaut auf zum Wolkengezelt, er liebt Sonnenschein und Regen, jeden zu seiner Zeit. Da die Buche am Berghange erwuchs, so schaut sie hinein ins Tal der Spree, wo friedsame Häuser stehen, fleißige Menschen wohnen, Feld und Wiese sich ausbreiten. Sie sieht hin zur Ferne, wo die Berge blauen, über Sachsens Fluren hinein ins Böhmerland. Ob die Sonne goldig erwacht, der Mittag heiß brennt, das Abendrot die Gegend bestrahlt, sie hat ihre Lust daran. Regen und Sturm, Schnee oder Frost, sie fürchtet keinen von ihnen, das zeigen die frischen Aste, das grünende Laub. Und koniint die Nacht, dann beginnt unter ihr ein wunder- sam Spiel. Allerhand Waldgesindel, Elfen, Nixen und Zwerge kommen herbei. Auf freiem Raume rings um den Stamm hält cs seine Feste bei geisterhafter Musik, bei frohem Reigen und reichem Mahl. Am lustigsten geht es zu in der Iohannisnacht, da mußt du einmal hinaüsgehen. Aber streue Samen vom Bär lapp in deine Schuhe, dadurch wirst du unsichtbar und kannst den ganzen Zauberspuk erschauen. Vielleicht gewinnst du die Wunderblume, die in dieser Nacht dem Reinen blüht, sie macht dich zum Glücklichsten der Sterblichen. Die alte Buche freut sich, gibt sichren Schutz und rauscht ihr altes Lied, das da erzählt, was einst war. Denn sie ist vielerfahren. Wie alt mag sie sein? Es kann dirs niemand sagen, höchstens abschätzen, und das ist bei solch altem Baume eine gewagte Sache. Was hat er alles erlebt! Als er noch ganz jung war, hatte die Gegend viel mehr Wald, einsam wars da draußen, unweglicher, wilder. Es pfiff keine Lokomotive drinnen im Tal, im Lande sausten nicht Maschinen räder, keine Niesenschornsteine verbreiteten tötenden Qualm. Armer waren die Menschen, doch zufriedener und viel froher. Damals wie heute kamen liebende Paare zur hohen Buche, sie hörte manchen Schwur, sah auch viele Tränen rinnen. Ungezählte Wanderer schritten an ihr vorbei, die meisten Freude im Herzen, mancher ein Lied summend, andere traurig, die das Leid bedrückte und die nicht wagten, froh aufzuschauen. Letztlich zogen viele Krieger unter ihr hin, die einen mußten ins Feld, die andern kehrten heim. Den und jenen grüßte ihr Blattrauschen zum letzten Male. Ein Menschengeschlecht nach dem andern ging dahin, sie blieb die starke, feste. Krieg und Kricgsgeschrei vernahm sie mehr als einmal. Sie sah Österreicher, Preußen, Franzosen; mancher brach ein frisches Reis und steckte cs an Tschako oder Helm. Jeder Reiter mußte sich bücken, wenn er unter ihren Asten hinritt.