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kann man es dem bisherigen Pächter nicht verargen, daß er weg- § schießt, was ihm vor die Flinte kommt. Hier hatten zwei Jäger an einem Nachmittage auch nicht einen Weihnachtshasen ge schossen. Rußland, 24. Dez. Wilddiebe. Dem hiesigen Amtsgericht wurden der Maurer Erich Friedrich und der Arbeiter Fritz Leh mann, beide wohnhaft in Arnsdorf, vorgesührt unter der Beschul digung des Wilderns. Es wurde festgestellt, daß Lehmann im Kroppener Revier ungefähr 6 Schlingen gelegt hat, in denen er nach der Aussage eines Forstbeamten ein Reh gefangen und zu seinem Nutzen verbraucht hat. Friedrich hat fick gemeinsam mit Lehmann an den Schlingen zu schaffen gemacht. Mildernde Um stände konnten nicht beantragt werden, da Friedrich bereits vor bestraft ist und Lehmann Schaden verursacht hat. Außerdem kam noch erschwerend hinzu, daß das Schlingenlegen in hiesiger Ge gend einen geradezu entsetzlichen Umfang angenommen hat, so daß mit äußerster Strenge dagegen gekämpft werden muß. Das Gericht erkannte infolgedessen gegen Lehmann auf sechs Wochen, gegen Friedrich auf eine Woche Gefängnis. Wittichenau. Recht unweidmännisch verhielt sich ein „Jäger", der ein Reh anschob, dann mit dem Kolben schlug und erst, nach dem er auf ein anderes Reh Jagd gemacht hatte, das erste Tier, das ihn schmerzvoll anäugte, mit einem Messer tötete. Leuba, 16. Dezbr. 24. Auf dem Wege von Ostritz nach Leuba wurden am Dienstag nachmittag zwei Männer in den mittleren Jahren beobachtet, von denen der eine am rechten Arme eine stark blutende Wunde hatte. Der sofort benachrichtigte Ostritzer Gen darmeriewachtmeister vermutete, daß der Verletzte in Leuba beim dort wohnenden Arzte Hilfe suchen würde, und wirklich traf er die beiden Verdächtigen dort an. Die Durchsuchung ergab, daß es gelungen war, zwei Wilddiebe sestzunehmen. Sie trugen als Beute einen Hasen und vier wilde Kaninchen bei sich, an Jagd gerät ein Teschin mit Munition, ein Frettchen und 10 Netze, wa ren also zur Jagd auf wilde Kaninchen vollständig ausgerüstet. Vermutlich hat sich der eine bei Ausübung der Jagd die Ver letzung am Arm zugezogen. Gewildert hatten sie auf Reutnitz- Grunauer Revier. Beide stammen aus Görlitz. Sie wurden dem hiesigen Amtsgerichtsgesängnis zugcführt. — Jäger und Schießer. Wie freut man sich mit seiner Familie, wenn man bei einer Czornebohwanderung einmal aus einer Blöße ein Reh stehen sieht oder wenn einmal ein Hase über den Weg hoppelt. Im städtischen Revier ist das nicht so selten, weil da geschont wird. Jahrelang erinnern sich die Kinder an ein so schönes Ereignis und sind dankbar dafür. Wenn wir aber über den Döhlener Berg nach dem Czorneboh wandern, werden wir wohl auf Jahre hinaus kein Reh mehr zu sehen bekommen. Wie von zuverlässiger Seite erzählt wurde, hat der Bauer, der das Revier gepachtet hat, in eineinhalb Monaten dort 7 mal Treibjagd mit etwa 10 Jägern, ebensoviel Treibern und vier Hunden abgehalten, die jedes Stück Wild aufstöbern. Dabei sind außer Hasen und Fasanen auch „14" Rehe geschossen worden. Wenn man bedenkt, daß beinahe jedes Reh im Frühjahr zwei Junge wirft und daß außerdem manches angeschossene Reh im Dickicht elend umkommt und nicht gesunden wird, so kann man ermessen, was ein einziger unverständiger Iagdpächter für Ver wüstung unter diesen schönen Tieren anzurichten vermag. Und was ist der Grund? Fleischnot gewiß nicht, wahrscheinlich nur, um die teure Iagdpacht herauszuschinden. Man wundert sich, daß gebildete Herren, die sich sür weidgerechte Jäger halten, noch auf solche Jagden gehen. Jeder weidgerechte Iagdherr macht in der Regel nur „eine" große Waldjagd im Jahre und beschränkt den Abschuß des Rehwildes möglichst. Hoffentlich bringt das neue Jagdgesetz auch einen Paragraphen, daß solchen Pächtern, wie dem gekennzeichneten, die Iagdpacht entzogen werden kann. Ein Czornebohwanderer. — Zur Aufklärung. Die Iagdgenossenschaft Rachlau sieht sich veranlaßt, gegen die völlig unzutreffenden Angriffe aus un seren langjährigen Iagdpächter Herrn Hörmann in Pielitz in Eingesandts der Bautzner Zeitungen Stellung zu nehmen Ein Revier wie Rachlau, wo man heute nach Abschluß der Rehjagd ost sechs und mehr Rehe beisammen sieht, kann nicht in den Hän den eines Schießers sein. Das muß jedem Menschen einleuchten. Ein Teil von uns Besitzern und Besitzerssöhnen ist jedes Jahr und bei jeder Jagd mit zugegen gewesen. Wir wissen, daß die Jagd aus Rachlauer und Döhlener Revier jederzeit pfleglich und nicht schindermäßig betrieben worden ist. Wir sind mit unserem alten Iagdpächter jederzeit zufrieden gewesen, was sich schon da raus ergibt, daß Herr Hörmann bereits die dritte Pacht angetre ten hat. Wie der Czornebohbesucher oder -Wanderer behaupten will, daß die Rehe, die er ab und zu sieht, städtische sind, die doch auch wahrscheinlich nicht anders aussehen als Rachlauer und Döhlener Rehe, bleibt uns ein Rätsel. Um ihm die Sache in Zukunft zu erleichtern, werden wir unseren Rehen Klingeln an hängen, damit der Czornebohwanderer weiß, zu welchem Jagd revier die Rehe gehören. Die Iagdgenossenschaft zu Rachlau. Reichenauer volkstümliche Redensarten und Ausdrücke Schuldirektor i. R. Eduaid Brückner-Radebeul. So wie sich die einzelnen Ortschaften der Lausitz, namevt- lich in ihrem südlichen und mittleren Teil, in bei Mundart unterscheiden, so kennzeichnen sie sich auch durch ihre von Geschlecht zu Geschlecht vererbten volkstümlichen Redensarten und besonderen Ausdrücke. Es liegt nahe, daß ich mich al« geborener „Reich'aee'k" sür die daselbst während meiner Jugend zeit und wohl auch jetzt zu einem großen Teil gebrauchten mundartlichen Reden und Wörter besonder« interessiere und sie im Anschluß an meine in der heimatlichen Zeitung veröffent lichten und freundlichst ausgenommen»»! Iugenderinoeruogrn znr Anregung und Belebung des heimatkundlichen Sinne« vor di« Öffentlichkeit bring«. Weit davon entfernt, den inten stauten Stoff erschöpfend gemeistert zu haben, so sollte es mich sreuru, wenn manch Einer au« dem Leserkreise der Zeitung mich bei meiner Fahndung aus diesbezüglich« besonder« heimische Au», drücke freundlichst unterstützen würde. Ich bin im vorau» schon heute dafür dankbar und eröffne hiermit den hin und wieder mit einer ansehnlichen Dosis Humor grwürzteu munteren Reigen. Ich knüpse an den seinerzeit und jedenfalls auch heut« noch otrlsach gebrauchten Ausdruck „Karl", dem mundartlich ge brauchten Namen für das hochdeutsche Kerl, an. Nicht zu verwechseln mit dem häufig vorkommendeu Rufnamen: Coarl, z. B. Preibsch-Coorl, Leupolt Eoarl, Mönch-Loarl. Da» Wort „Karl" wird zum Unterschied davon vollkommen lautretu ge sprochen. Kaum, daß es ein zweite« Wort gibt, wo« der Volks- mund so vielfach unter ganz veränderten, ja direkt eotgrgeu- g-setzten Verhältnisse»» anwendet. Fürs Erst« dient er zur Bezeichnung derjenigen männlichen Personen, die in da« reifere Iuogmänueralter eingetreteo find. Sie sind nun rin „Karl" geworden, sind reis fürs Vereins- und Liederlrbeo, sie halten bereits Umschau unter den Töchtern des Lande», und manche Mutter sagt mit einer gewissen Genugtuuvg, daß „ehre Minna mit an hibscheu ond orndlichen Karl giht". Dar genannte Wort überträft man daun aber auch im weiteren Sinne yus alle männlichen Personen oller Altersstufen bis ins hohe Alter hinaus. Je nach Charakter, Gemütsanlag, und Eigenart unterscheidet man die einzelnen „Karle", manch- mal io recht drastischer Weise, von einander. Hier aus dem umfänglichen volkstümlichen Wortschätze über die Karle nur eine kleine Blüieulese. Wer in dem Rus« stand, andere im W'ffeu und Können zu überragen, galt dann allgemein als „gescheuter Karl". AI« „dommer Karl" bezeich nete man den, der insolge seiner geistigen Beschränkung ein» Verkehrtheit um di« andere begeht und nicht vorwärts kommt. Wer nicht aufrichtigen Herzen«, hinterlistig und verschlagen ist, den kennzeichnet mau al« „a hämscher oder falscher Karl". Als „verhungert ond säusch" wurde ein fa cher beoamt, den der Geiz und die Habsucht eiugenommeu. Ich habe al« Schul-