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Bom Hexen-Aberglauben K. Hensel, Creba chrfach schon ist in dieser Zeitschrift (1922, S. 97 und 1923, S. 68) dargetan worden, daß der Hexen-Aberglauben in der Oberlausitz weit ver breitet ist und tief im Volke wurzelt. Auch in unserem Dorfe sind Beweise dafür genug vor- So erzählt man hier folgende Sage: Vor Walpurgis befahl eine Bäuerin ihrem Knecht, ihr eine Kröte vom Felde mitzu bringen. Als dies geschehen war, bemerkte der Knecht, daß am Walpurgisabend viel Frauen zu der Bäuerin kamen. Bon Neu gier getrieben, beobachtete er sie durch das Schlüsselloch. Da sah er voll Staunen, wie die Frau aus einer Bankecke die Kröte hervorholte und sie sich alle mit dem Schleim derselben das Gesicht beschmierten. Dann nahmen sie sich eine Mistgabel oder Besen und stellten sich damit unter die Feueresse. Eine jede sagte: „Im Namen des Teufels" und alle flogen zum Schornstein hinaus auf den neunwipfligen Birnbaum. Der Knecht wollte dies nachmachen, beschmierte sich auch mit der Kröte das Gesicht, nahm Gabel und Besen, stellte sich unter die Feueresse und sagte: „Im Namen Gottes, des Vaters." Aber das wirkte nicht und er flog nicht hinaus. Da rief er: „Im Namen des Teufels." Alsdann flog er auch auf den Birnbaum. Da sah er, wie die Hexen auf Gabeln und Besen tanzten. Als ihn die Bäuerin bemerkte, schickte sie ihn gleich nach Hause, weil ihn sonst die Hexen sicher getötet hätten. In seinem Sagenbuch des Kreises Rothenburg gibt Pohl- Weißwasser die Sage von den Hexen bei Creba wieder: „In dem Dorfe Creba waren einst viele Hexen, sodaß der damals^ dort wohnende Scholta und noch ein anderer von dort sich ein Koraktorbuch (Zauberbuch) verschafften, die Hexen zu zitieren. Die beiden Männer gingen auf den Tag, der in dem Kalender Aposteltag heißt, hinter dem Dorfe auf den Kreuzweg, machten da einen Kreis um sich und zitierten den Bösen, daß die Hexen herankommen sollten. Zuerst kamen ganze Haufen Ziegenböcke, aber keiner konnte in den Kreis herein. Dann kam ein Fuhr mann mit einem großen Wagen gefahren und konnte nicht durch den Kreis, trieb die schwarzen Pferde an und jagte drauf los. Da kam der Teufel in einem Sturm und trieb den Wagen durch den Kreis. Die beiden Männer schmiß er durch die Luft. Der eine war drei Stunden von dem Fleck niedergefallen, der andere Mann wurde in einen Sumpf geworfen." Doch viel mehr als solche Sagen beweisen wohl folgende Tatsachen: So ist jedem die Ursache sofort klar, wenn die Kuh trotz bester Pflege nicht gedeiht, keine Milch sondern Blut gibt und endlich gar eingeht: „Das Tier ist verhext". In der Nacht sind die Hexen gekommen und haben die Kühe gemolken. Als sicheren Beweis dafür sieht man dann Stalltür und Misthaufen vollgebrochen. Oft tragen auch verhexte Kühe Ruten in der Nase. Naht eine Hexe, so fällt der Besen an der Haustür um. Bleibt eine Person, insbesondere aber eine Frau auf der Schwelle zum Stalle stehen, ohne den Stall zu betreten, dann ist das gewiß eine Hexe. Sie trägt in ihrem Hause zottliges Haar, hat rote Augen und hinkt auf einem Bein. Sie hat Milch und Butter in Hülle und Fülle. Ganz besonders schlaue Leute haben schon gesehen, wie die Hexen aus den Zipfeln eines Grastuches melken. Die Hexen können auch durch das Schlüsselloch eintreten. Sie verwandeln sich in Hasen, Hunde, Katzen oder Kröten. Läuft darum ein Hase im Dorfe herum, muß man doppelt auf der Hut sein. Die Zugkühe sind besonders leicht den Hexen aus gesetzt. Fahren sie nämlich beim Hause einer Hexe vorbei, so setzt sich dieselbe auf den Tisch, nimmt das Gesangbuch und sagt einen Spruch. Schon sind die Kühe verhext. Darum meidet mancher Landwirt gewisse Wege, an denen seiner Meinung nach eine Hexe wohnt. Doch weiß man sich auch vor Hexen nach Möglichkeit zu schützen. Am 30. April wird abends zeitig gefüttert und dann die Stalltür geschlossen. An der Stalltür stellt man Gabel und Hacke auf. Es genügt auch, wenn die Gabel in einem Sacke in dem Stalle aufgestellt wird. Andere legen zwei oder vier Besen wie ein Kreuz vor die Tür. Drei rote Kreuze, die an die Stalltür gemalt werden, sollen auch die Hexen abhalten. Drei Tage bevor die Kuh kalbt, darf man nichts verborgen. Gerade die Hexen versuchen es mit Vorliebe, auf diese Weise Gewalt über das Vieh zu erlangen. Freitag und Dienstag darf man nicht den Stall aus misten. Die Zweige vom Hexenkraut (Traubenkirsche ?rupus paäug) um den Misthaufen gesteckt oder vor die Stalltür gelegt, schützen. Osterwasser zeigt auch beim Vertreiben von Hexen seine Wunderkraft. Eine Flasche mit Osterwasser wird, in ein Tuch eingebunden, an der Tür versteckt, oder mit ihm die Stallwände begossen. Eine Mischung von Wasser und Asche auf die Schwelle der Stalltür gegossen, vertreibt auch die Hexen. Wenn es vielleicht vorgekommen sein könnte, daß eine Hexe einen Gegenstand im Stalle vergraben hätte, um das Vieh zu verhexen, so muß der ganze Stall ausgegraben werden, bis dieser Gegenstand gefun den wird. Einen Hechtkopf zerklopft der Kuh zu fressen gegeben, schützt das Tier. Ebenso hilft ein Getränk von Zweigen des Lebensbaumes. Sand von einem frischen Graben hält auch die Hexen fern. Das oben erwähnte Hexenkraut, auch Purzizien genannt, wird an die Ketten gesteckt, mit denen das Vieh an gebunden ist. Weil so der Hexenaberglauben tief im Volke wurzelt, so ist es auch leicht zu verstehen, daß man hier am 30. April dem Hexenbrennen besonders huldigt. ^eimatscbriktenwarte 161. Dr. k lö e r b a ck - IZautzsn, Slaviscks §unds in Loga. IZtzn. Dckr. 6. Dpril 1925. 162. Dr. 6. p i l k - Dresden, Daten zur Lkronik des IZiscboks- vosrdaer postwssens. Unsere löeimat. Säcksiscker Lrzäklsr 5. Llpril 1925. 163. O. S cd ö n e - Sokland, Vom tZründonnerstag in der Ober lausitz. 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Bückner-Sörlitz, Zur Sescbicbts des Ober-Lyzeums und der Mädcbsnbildung in Oörlitz. Oörl. Dckr. 12. sslprii 25. 174 Dr. L. Müller - Löbau, Ostsrsitten in der Oberlausitz. Sacks. Postillon 12 Upril. 175 O. Scköns-Sokland, Von alten „löocbgerickten" in Lübaus Umgebung. Sacks. Postillon 17. Llpril 25. 176. W. S ck u l z e - Obergsbslzig, Sagen aus Oebelzig. Oörlitzsr Dckr. 17. Dpril 25. Buchbesprechungen Unter den ostdeutschen Zeitschriften ragen die Schlesischen Mo natshefte (Dr. E. Boehlich, Verlag Preuß L Jünger, Breslau I) durch ihren Inhalt wie durch ihre hochwertige Ausstattung bedeutsam hervor. Die Beiträge zur Lösung des Rätsels des Zobtenberges von Dr. G- Lustig sind überaus interessant und führen auf Grund der Gegenstandsforschung die archivalische Geschichtsforschung scl sbsurctum. M. Hellmichs Arbeit über Völker- und Berkehrsstraßen an der Oder in vorgeschichtlicher Zeit verdient in methodischer Hin sicht Beacktung auch in der Oberlausitz, wo derartige Untersuchungen an der Neiße auswärts hätten angestellt werden können. Auch Hell- mich zeigt auf, wie stark die Gcgenstandsforschung von den Ergeb-