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was einen vorzüglichen Gesundheitsirank geben soll! Da nun dem Quell am Gesundbrunnen an und für sich schon Heilkraft zugesprochen wird, muß ja das Osterwasser, das dort geschöpft wird, doppelt kräftig wirken. Jedenfalls handelt es sich hier bei um einen schönen, althergebrachten Osterbrauch, dessen Bei behaltung man nur wünschen kann. — Unser Gesundbrunnen kann übrigens nächstes Jahr auf ein 375 jähriges Bestehen zurückblicken. Wer kennt nicht diesen abseits der Muskauer Straße unaufhörlich fließenden Quell, der von drei großen Akazienbäumen umgeben ist, die im Sommer das Plätzchen beschatten. Eine in Felsen gehauene Schrift verkündet: „Dieser Brunnen wurde von Johannes Rohrscheit im Jahre 1551 auf eigne Kosten erschlossen und zum allgemeinen Gebrauch über lassen." Leider beginnt diese Inschrift bereits zu verwittern, und eine Wiederherstellung möchte bald erfolgen, wenn sie der Nachwelt ihren Inhalt weiterkünden soll.. Außerdem sieht die ganze Brunnenanlage jetzt nicht besonders verlockend aus, was wohl in der dortigen Schuttabladung für die Rodelbahn be gründet ist. Hoffentlich vernachlässigt man mit der Neuanlage der Rodelbahn nicht die jahrhundertealte Anlage des Gesund brunnens, sondern erneuert sie im Sinne des „Heimatschutzes" gleichzeitig zu einem idealen Plätzchen, damit man auch von diesem Brunnen singen und sagen kann: es zog in Freud und Leide zu ihm mich immerfort!" (Bautzn. Nachr.) Ein Gutachten der Chemikerin I. Heil-Bautzen besagt: Das Gesundbrunnenwasser ist ein durchaus normales, hartes Wasser, wie es sich in unserer Lausitz vorfindet. Wenn auch die Salze doppelt so hoch angereichert sind als im städtischen Leitungswasser, so läßt sich noch kein Schluß auf besonders heilkräftigende Wirkungen ziehen. Auch ist Radium, das be kannte Heilmittel, noch nicht in diesem Wasser nachgewiesen worden. Es wirkt lediglich durch seinen Gehalt an freier Kohlensäure und durch seine Kühle erfrischend. Trotzalledem ist und bleibt das Osterwasserholen ein schöner, alter Brauch und das Wasser wird allen denen Gesundheit bringen, die an seine Heilkraft glauben. Bautzen. Der Kunstverein Bautzen E.V. eröffnete am 19. April als Frühjahrsausstellung 1925 eine Gesamtschau der Dresdner Künstlervereinigung, die damit dieses Jahr noch vor ihrer eigenen Dresdner Sommerausstellung geschlossen in Bautzen auftritt. Die sächsische Künstlerschaft ist durch bestbekannte Namen vertreten: Albiker, Birnstengel, Boeckstiegel, Cassel, Dietze,Felix- müller, Fischer, Gelbke, Gußmann, Fraaß, Hanner, Hauptmann, von Hofmann, Hegenbarth, Löhner, Lüdicke, Meister, Mirtschin, Mühler, Müller, Nadler, Rößler, Rudolph, Schönberg, Scholz, Schubert, Trepte, Türke, Winkelmann, Winkler und Wrba. Die Ausstellung enthält Ölgemälde, Aquarelle und eine reiche Anzahl plastischer Werke in edlem Material. Bautzen. Eine bisher unbekannte Siedl ungs stelle der Bronzezeit auf hiesiger Stadtflur konnte durch die Bautzner Gesellschaft für Anthropologie hinter dem Carola- garten nachgewiesen werden. Mit der typischen groben Gebrauchs keramik wurden auch Scherben von Bestattungsgefäßen gefunden, die eine zeitliche Gleichsetzung mit dem unweit davon liegenden Gräberfeld Bautzen-Kriegersiedlung gestatteten. Eine eingehende Untersuchung soll nach der Weizenernte vorgenommen werden. Zobten, 14. April. Altertumsfunde. Bei Schacht arbeiten in der an der Chaussee Qualkau—Klein-Bielau ge legenen Sandgrube war man vor einiger Zeit auf kreisrunde Steinplatten gestoßen. Eine jetzt vorgenommene Untersuchung der Fundstelle ergab, daß sich daselbst vor etwa tausend Jahren eine slawische Ansiedlung befunden hat. Die im Hellen Sande befindlichen dunklen Stellen sind Überreste von Herd stellen, Abfallgruben usw. Weiter wurden Reste von Mahl steinen, Tongefäßen und einer Tonwanne gefunden. L'obschiitz, 9. April. Urnenfunde. Vergangene Woche wurden im Westgelände der Stadt — beim Ausheben des Grundes für das Siedlungsgelände — neun weitere Urnen fundstellen freigelegt. Die Funde gehören der jüngeren Stein zeit (5000—2000 v. Chr.) an und sind sehr reichhaltig. Obergebclzig, 14. April. Der „Tote Mann" bei Ierch- witz. An der Straße von Krischa nach Thräna, in der Nähe des Weges nach Ierchwitz, befindet sich an der westlichen Straßenseite am Waldrande ein ungefähr 80 cm hoher Stein. Er besteht aus Granit, ist auf der Straßenseite glatt gearbeitet und zeigt noch deutlich erkennbare Spuren einer aus schwarzer Farbe bestehenden Inschrift. Im Bolksmunde heißt der ganze Waldteil „Der Tote Mann" oder auch „Am Toten Mann . Uber die Entstehung dieses Namens wird erzählt: In einem strengen Winter fanden die Holzarbeiter einen Jäger an einem Baume sitzend erfroren auf. Er war im Oberlande auf Besuch gewesen und wollte zu seiner Arbeitsstelle, die in Geheege oder Kaltwasser gewesen sein soll, zurückwandern. Er wollte sich ein wenig ausruhen, schlief ein und stand nie wieder auf. Das Gebelziger Kirchenbuch enthält über diesen Unglücksfall folgende Angaben: 1855. Am 10. Februar ward zu Ierchwitz im Schnee tot aufgefunden Heinrich Pischler, ein Iägerbursche, des Gabriel Pischler, Einwohners und Webers in Ebersbach bei Löbau fünfter ehelicher Sohn, ward den 14. Februar mit Kollekte in Gebelzig begraben, seines Alters 30 Jahr. Er hinterläßt den Vater, fünf Brüder und eine Schwester." (Görlitzer Nachrichten.) Wallroda bei Arnsdorf, 8. April. Bon Bubenhänden wurden kürzlich während der Nacht von zwei alten Grabsteinen früherer Pastoren Wallroda-Arnsdorfs die Urnen abgebrochen und heruutergeworfen. Der Versuch, auch die Urne eines dritten Grabsteines gewaltsam abzubrechen, ist mißlungen. Vielleicht sind sie bei ihrer Freoeltat gestört worden. Es zeugt doch wahrlich von großer Verrohung, wenn jemand es fertig bringen kann, die Stätten der Verstorbenen zu schänden. (Sächsischer Erzähler.) Dresden, 9. April. Ein Massengrab von 1813. Bei Umbauarbeiten an der Ecke Fröbel- und Löbtauer Straße ist man auf zahlreiche menschliche Skelette gestoßen. Man vermutet mit ziemlicher Sicherheit hier ein völlig unbekannt gebliebenes Gräberfeld aus dem Jahre 1813. Bisher wurden 16 Skelette gesunden. Auch ein Stück Tornister, eine Schuh sohle und einen gläsernen Knopf fand man. Es scheinen noch viele solche Skelette an jener Stelle im Boden zu liegen, doch will man von weiteren Nachgrabungen absehen. Die gefun denen Gebeine werden auf dem Friedhof des betreffenden Be zirkes in einem offenen Grabe mitbestattet. (Kamenz. Tagebl.) Wrißwoss'-r QL., 6. April. An den Pranger! Wegen unbefugter Iagdausübung — Aneignung eines gefallenen Wildes — halten sich ein hiesiger Glasmacher, seine Mutter und eine weitere Frau vor dem Schöffengericht Muskau zu verantworten. Am 1. Februar d. Is. war ein Glasmacher aus Weißwasser mit seinem Pater nach Milch nach Weißkeissel gegangen, und sic fanden dort angeblich im Walde ein ver endetes Reh in einer Schlinge. Am andern Tage gegen Abend wollte der Glasmacher mit seiner Mutter und einer anderen Frau das Reh holen, um es in Weißwasser abzuliefern und dafür eine Belohnung zu erhalten. Sie wurden aber von Förstern an der Stelle im Walde erwischt und bei ihnen eine Drahtzange und eine elektrische Taschenlampe gefunden. Die Anklage hielt aber die ganze Erzählung der Angeklagten für erfunden, sondern sieht vielmehr als feststehend an, daß das Reh von einem der Familienangehörigen in der Schlinge ge fangen worden ist. Das Gericht erkannte wegen unbefugter Iagdausübung — Aneignung eines gefallenen Wildes — auf je 100 Mark Geldstrafe für den Glasmacher und seine Mutter; die andere Frau, die mitgegangen war, wurde freigesprochen, da sie noch nicht helfend mit eingegriffen hatte. (Görl. Nachr.) Schlucken u i. D., 13. April. Ein scheuendes Pferd als Ursache großen Fischsterbens. Der Ortsbach in dem deutsch böhmischen Grenzorte Kaiserswalde ist äußerst fischreich. Diese Woche nun konnte man Hunderte von Fischen tot auf dem Wasser treiben sehen. Die Ursache des großen Fischsterbens ist ganz sonderbar. Ein Landwirt fuhr einen Wagen gebrannten Kalk, als das Pferd scheute und die ganze Kalkladung in den