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1785 gegossen wurde, trägt das Wappen des Freiherrn Friedrich Gottlob August von Uechtritz. Das neben der Kirche stehende Pfarrhaus wurde 1624 erbaut und-diirfte wohl eins der ältesten Pfarrhäuser der Umgegend sein. Görlitz. Bor rund fünfzig Jahren ging der Bau einer von unfern Eisenbahnlinien, die Strecke Görlitz—Zittau bez. Görlitz— Seidenberg, ihrer Vollendung entgegen. Nachdem der schwierige Eisenbahndurchstich am Weinberge bei Görlitz in den Fels ge sprengt worden war, konnte am 19. September 1874 der erste Arbeitszug von Görlitz nach Zittau fahren. Zuerst, am 1. Juli 1875, wurde die Strecke Görlitz—Nikrisch—Seidenberg—Fried land i. B. eröffnet. Die Linie Nikrisch—Zittau folgte am 15. Oktober 1875. Die Eröffnung der Strecke Görlitz—Zittau hatte eine bedeutsame Zunahme des schlesischen Ausflüglerverkehrs ins Oybiner Gebirge und weiter über Reichenberg i. B. ins Ieschken- gebiet zur Folge. Grünewald, Kr. Hoyerswerda, 2l.Dez. (Ein veränder tes Dors bild.) In den letzten 20 Jahren haben sich in der Lausitz gewaltige Wandlungen vollzogen. Auch unser Ort, Donald, ein Heidedörfchen mit strohgedeckten Häusern und einem Stamm arbeitsamer Bauern, die aus dem Sandboden einen Ge winn herauszuwirtschaften versuchten, hat sich diesen Einflüssen nicht entziehen können. In behaglicher, beschaulicher Weise in tiefer Heideeinsamkeit lebte alles, bis die ewig umwälzende In dustrie auch unter unserm Sandboden die braunen Schätze ent deckt hatte. Der große, mit Schilf verwachsene Iahnenteich war der Ausgang des Werkes. Wo sonst nur Wafferoögel und der Wind im Schilf die Stille unterbrachen, rissen Männerhände den Heideboden auf und gruben nach den Schätzen. Verherrliche Weg nach der Försterei, die draußen im hohen Kiefernwalde in lieber Waldeinsamkeit ein Plätzchen seltener Weihe und Schön heit bot, fiel dem ewig nagenden Bagger zum Opfer. Die Wiesen, die vordem im saftigsten Grün prangten, wurden gelb und un- scheinbar. Alles, was Heideeinsamkeit und Heideboden brauchte, mußte fliehen. Wild und Blumen zogen aus, um nach anderen Wohnplätzen zu suchen. Der Bauer, der vorher der sandigen s Scholle mühsam den kärglichen Gewinn abringen mußte, sand sich im Besitz eines respektablen Barvermögens. So verschwan den die Holzhäuser mit Strohdächern und Pferdeköpfen an den uralten Giebeln. Neue, schmucke Bauernhöfe standen an ihrer Stelle. So änderte sich das Dorfbild. Eigensiedlungen kamen mit der Zunahme der Arbeiter in unserm Dorf zu Stande. Und eine Siedlungsgesellschaft schuf in kurzer Zeit einen neuen Dorf teil. Der Wanderer, der in weiteren 20 Jahren unser Dorf sehen wird, wird nichts mehr von einstigen Heideschönheiten und stiller Heideeinsamkeit merken. — Berkaus einer Raubritterburg. Eine der ältesten schlesi schen Burgruinen, das dem Grafen Saurma gehörige ehemalige alte Raubritternest Nimmersath, ist zu verkaufen. Biele alte Sagen knüpfen sich an diese Burg. In ihrer Kapelle wurde der letzte Raubritter Hayn von Czirn auf Nimmersath von Günzel von Sckweinichen erschlagen. Die alte Glocke, die damals des wilden Junkers Sterbestunde ankündigte, hängt noch heute im Kirchturm von Streckenbach. Im 16. Jahrhundert wurde die alte Burg wieder bewohnbar gemocht, und es wäre sehr zu wünschen, daß sie auch weiterhin erhalten bleibt. Auch das historische Schloß Balkow im Westernberger Kreis, das im 13. Jahrhundert von den Johannitern erbaut worden ist, soll dem nächst öffentlich versteigert werden. Nach der Burg Wettin an der Saale kommen schon wieder zwei Burgen zum Berkaus. Findet sich kein Iugendbund als Käufer oder der Zweigausschuß Mark Brandenburg des Iugendherbergs-Berbandes für das zwischen Frankfurt a. O. und Krossen rechts der Oder liegende Schloß Balkow oder der Zweigausschuß Mittelschlesien für die zwischen Hirschberg und Striegau gelegene Burg Nimmersath? Den Erwerb solcher Stätten dürften wir uns nicht entgehen lassen. Burg Ludwigstein. Enno Narten. Spitteindorf, 22. Dez. Ein vernichtetes Naturdenk- mal. Nahe am Ieschkendorf-Möttiger Wege stand im Nord- zipsel des Ieschkendorfer Waldes bi» vor kurzem eine uralte Eiche, die völlig hohl war. Sie ist gefällt worden. Ihr Stumpf mißt 60 bezw. 90 Zentimeter im Durchmesser. An den Stamm- stücken, die bereits zum Abfahren bereit in Meierhaufen aufgesetzt sind, kann man 80 bis 100 Jahresringe zählen, das würde für den ganzen Baum immerhin ein Alter von 300 Jahren ergeben. Mit dieser Baumruine ist eines der eigenartigsten Naturgebilde des Ieschkendorf-Möttiger Höhenzuges zu Grunde gegangen. Der Baum trug in den letzten Jahren immer noch grünes Laub und bot mit seinem ausgehöhlten Stamm ein eigenartiges Bild. Unsere Landschaft verliert damit eine höchst charakteristische Ein zelheit. Bautzen. Die Friedhöfe der Städte sind für viele Bogelartcn ein gutes Schutzgebiet, dort können sie ungestört ihr Dasein fristen und sind vor Nachstellungen mehr geschützt als in den Anlagen und Gärten. Dies trifft auch für den Taucherfriedhof zu. Hier hatte sich auch ein Eulenpaar, vielleicht das einzige in und um Bürrtzernvorhandene, ein Asyl gesucht. Nun sollte man meinen, diesem überaus nützlichen und im Jagdgesetz geschonten Bogel könnte auf einer so friedlichen Stätte kein tödliches Blei eines gewissenlosen Schießers etwas anhaben. Weit gefehlt, auch dieses Paar entging nicht dem Schicksal. Der Totengräber des Micha elisfriedhofes, welcher, so viel mir bekannt, vom Stadttat das Recht zum Kaninchenwegschießen hat, kann für sich den Ruhm in Anspruch nehmen, vorigen Monat vielleicht das letzte Eulenpaar aus Bautzen abgeschossen zu haben. Es tut unter diesen Umstän den not, das Iagdrecht auf dem Friedhof einer Prüfung zu un terziehen. Es wird die Zeit kommen, wo cs nur Haustiere und Menschen in Gottes Natur geben wird, alles andere Leben wird durch „Homo 8gpien8" vernichtet sein. — Zum Sckluß noch ein schönes Wort Ruskins, des großen modernen Lebensapostels: „Wenn man die Kunst zu leben gelernt haben wird, wird man finden, daß alle schönen Dinge auch notwendig sind. Die wilden Blumen am Wege ebenso wie das gepflegte Korn. Die wilde» Vögel und Tiere des Waldes wie das gepflegte Vieh. — Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!" Ein Naturfreund. Reichenbach in Schlesien, 23. Dezember. Meteor. Ein Herr- licher Meteor wurde am Freitag abend von hier aus in östlicher Richtung beobachtet. Er stürzte um Punkt '/-10 Uhr völlig steil ab und leuchtete strahlend hellblau. Bon Reichenbach aus gesehen, ging er in der Richtung über Peilau nieder. Freiberg. Für Ornithologen und Naturfreunde dürfte es von Interesse sein, einen Bogel, der in verschiedenen Gegenden Deutsch lands schon ausgerottet ist, in der Nähe unserer Stadt zu be obachten. Es ist die Wasseramsel. Sie erfreut uns im Winter an Gebirgsbächen, z. B, an der Weitzeritz bei Edle Krone, durch ihren munteren Gesang, trotz der Kälte. Bon Sperlingsgröße, schon von weitem erkenntlich an ihrer weißen Brust und dem unruhigen Fluge, zeichnet sie sich dadurch aus, daß sie auf der Suche nach Beute im Schlamme der Bäche sich in die eisigen Fluten stürzt und dabei ihre kurzen Flügel als Ruder benutzt. Oelsnitz i. D., 23. Dezbr. Als Perlenfischer war der Tischler- meister Julius Schmerler bekannt, der im Alter von 80 Jahren letzten Donnerstag starb. In seiner Familie befand sich jahr hundertelang die Berechtigung zur alleinigen Ausübung der Perlenfischerei in den vogttändischen Gewässern. Julius Schmer- ler hat dieses „staatliche Regal" länger als 50 Jahre erfolgreich ausgeübt. Lübbenau, 23. Dezbr. Wenig Wild. Allgemein Klagen die Jäger über zu geringe Iagdergebnisse. Schon seit mehreren Jahren wird beobachtet, daß das Wild immer mehr schwindet. Nach dem Kriege, zur Zeit der Fleischknappheit, wurde nicht nur von Jä ger», sondern auch von Wilddieben weggeschoffen, was nur er reichbar war. Dazu kommt jetzt das immer höhere Steigen der Iagdpachten. Da kann, wie früher, von Schonung keine Rede sein. Die Pacht muß „herausgeschunden" werden. Doch würde mancher Pächter das Wild wohl noch schonen, wenn er wüßte, daß er die Pacht weiter bekäme. Doch die einzelnen Gemeinden sind bestrebt, immer höhere Gewinne aus dem Jagdgebiet, das sie als Goldgrube betrachten, herauszuholen. Sie schreiben die Jagden aus und erteilen nur dem Höchstbieter den Zuschlag. Da